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Artikel in HKM 5-6/2011:

Die dritte Forschungsperiode im Arenaschacht (1815/211) am Dürrenstein

von György Kovács, Reinhard und Walter Fischer

Einleitung:

Der Arenaschacht wurde im Sommer 1985 auf Grund der Hinweise eines Forstarbeiters durch Wolfgang Fahrenberger aufgefunden. Die erste Forschungsperiode in den Jahren 1985 und 1986 erbrachte eine Ganglänge von 254 m und einen Höhenunterschied von -71 m (siehe HKM 9/1986). Die Erkletterung einer 10 m hohen Stufe beim bisherigen tiefsten Punkt leitete im Jahr 1992 die zweite Periode in der Arenaschachtforschung ein. Diese dauerte bis zum Jahr 1999 und führte zu einer neuen Ganglänge von 1064 m und einer Tiefe von 251 m (siehe HKM 2/1996 und HKM 3/2000). Nach fast einem Jahrzehnt Pause begannen im Jahr 2008 die Forscher des ungarischen Höhlenvereines TBE (Tolerancia Barlangkutató Egyesület) ihre Arbeiten im Arenaschacht. Während der 2-jährigen Forschungstätigkeit konnte die aktuell gültige Ganglänge von 1299 m erreicht werden, der Höhenunterschied blieb unverändert.
Weitere Fortsetzungen und Forschungsmöglichkeiten sind vorhanden, beschränken sich im Wesentlichen aber auf mächtige Schlote und grobe Verstürze.

Lage:

Der Einstieg öffnet sich in der steilen, felsdurchsetzten Südflanke des Dürrensteins (1878 m), etwa 300 m Luftlinie SSW des Gipfels.

Anmerkung:

Der Arenaschacht liegt im Naturschutzgebiet "Wildnisgebiet Dürrenstein". Die Höhlenforschung in diesem Naturschutzgebiet wird durch eine Ausnahmegenehmigung der Niederösterreichischen Landesregierung ermöglicht. Die Auflagen des entsprechenden Bescheides sind zu beachten (siehe HKM 7-8/2010).

Basisdaten:

Kat.-Nr.: 1815/211
Ganglänge: 1299 m
Höhenunterschied: -251 m
Seehöhe: 1615 m
Max. Horizontalerstreckung: 235 m
W-O Erstreckung: 230 m
N-S Erstreckung: 80 m
Forschungsstand: 2009

Beschreibung der neuen Höhlenteile:

Es wurde durch die Höhlenforscher des ungarischen Vereines TBE versucht, sämtliche unerforschte Fortsetzungen (laut Forschungsstand 1999) aufzuarbeiten. Die beiden letzten Fahrten wurden als Biwaktouren durchgeführt, wobei der Höhlenteil "Pseudobiwak" als "echter" Biwakplatz diente und sich bewährte.


1) Seitenstrecken in den tiefen Teilen:

Die mächtige Schlotfortsetzung des Transatlasschachtes in 200 m Tiefe widersetzte sich der Erkletterung, auch gelang es nicht den Schlot mit starken Lampen auszuleuchten.

Im ebenfalls in 200 m Tiefe ansetzenden Lehmland harrten zwei weitere Schlote, diesmal jedoch engräumig, der Erforschung. In der 10 m x 4 m messenden Halle am südlichen Endpunkt des Lehmlandes konnte in deren Nordostecke ein knapp 10 m hoher, engräumiger Schlot vollständig erklettert werden. Der Schlot führt in eine teils überlagernde 6 m lange, bis 2 m hohe Kluftstrecke, die wie die darunterliegende Halle in SW-NO Richtung verläuft und sich am südwestlichen Ende zu unschliefbaren Dimensionen verjüngt. Der zweite Schlot in der Halle, an der östlichen Raumbegrenzung gelegen, konnte nicht erreicht werden.
(Ganglängenzuwachs 11,20 m)

In der Verbindungsstrecke von Stonehenge zum WARP-Schacht befindet sich eine nördlich angelagerte Seitenstrecke. Oberhalb des 5 m hohen Kletteraufstieges vom Stonehenge gelangt man in der schmalen Kriechstrecke nach 5 m zu einer Erweiterung mit einer nördlich ansetzenden Abzweigung. Ein Schluf endet einerseits unterhalb einer knapp 2 m tiefen Stufe im Versturz, andererseits ist links ein 6 m hoher Schlotraum angeschlossen. Oberhalb einer steilen Wandstufe setzt im Deckenbereich zwischen Blöcken ein Abstieg an, der wegen seiner Labilität nicht befahren wurde.
(Ganglängenzuwachs 16,76 m)

Im gewaltigen Dom von Stonehenge wurden an der westlichen Begrenzung zwei kurze Abstiege eingemessen. In der südwestlichen Ecke kann man durch eine kleine Öffnung in eine 3 m tiefer liegende Kammer hinabklettern, die ausschließlich durch grobes Blockwerk begrenzt wird.
(Ganglängenzuwachs 4,30 m)

An der Nordwestseite von Stonehenge setzt hinter den steil aufragenden Felspfeilern ein geräumiger Gang an, der nach wenigen Metern über mächtige Blöcke 5 m tief abbricht (Material erforderlich). Über Blockwerk weitere 3 m abkletternd, gelangt man zu einer sehr steil, schlotartig aufwärts führenden Spalte, die nach 10 m unschliefbar niedrig wird.
(Ganglängenzuwachs 24,30 m)

Ebenfalls in der westlichen Raumbegrenzung von Stonehenge, jedoch 20 m über dem Grund sowie knapp 10 m unterhalb der Einmündung der Zustiegszone setzt mit dem sogenannten "Stonehenge-Window" eine neue Strecke an. Der 2 m hohe und gut 1 m breite Gangansatz ist nur durch einen Pendelquergang erreichbar und leitet in einen rund 15 m langen, ebenen Kluftgang, welcher sich im Mittelteil schlufartig verengt. Am Ende kann zwischen Versturzblöcken noch in einen engräumigen Schlot hinaufgeschlüpft werden. Auch im Kluftgang davor befinden sich zwei kurze Schlotansätze.
(Ganglängenzuwachs 18,78 m).

Der "Gully", eine selektive, 3 m tiefe Engstelle in der Zustiegszone zu Stonehenge, konnte durch Verkleinerung eines großen Klemmblockes wesentlich entschärft werden.

In Summe konnten in den Seitenstrecken in den tiefen Teilen des Arenaschachtes 75,34 m an Ganglänge hinzugewonnen werden.

2) Bodenloser Canyon:

Ziel war es, den Boden des Bodenlosen Canyons zu erforschen, ein bereits per Definition praktisch unmögliches Vorhaben. Vom Knick auf etwa halber Länge des Canyons (bei VP 151) kann mit Seilhilfe 10 m zum schuttbedeckten Grund abgestiegen werden. Die Gangbreite beträgt hier, im Vergleich zum 9 m breiten Firstbereich, nur noch 1,5 m. In Richtung NNO gelangt man steil abwärts zur Abseilstelle in den Trümmerdom, die Gegenrichtung (WSW) zum 70er-Schacht II war bis dato noch unbefahren. Die Canyonstrecke, die nach 25 m, wie vermutet, in den 70er-Schacht II ausmündet, ist zwischen 0,5 m und 1,5 m breit und stellenweise über 10 m hoch oder geht nach oben in den großräumigen Firstbereich über. Teilweise wird die nur kletternd und stemmend zu befahrene Strecke durch große Klemmblöcke gegliedert. Nach unten bricht der Boden über mehrere kleine Stufen ab, um sich schließlich in einem unerforschten, schmalen Schachtspalt zu verlieren. Der Ansatz dieser Schachtspalte liegt etwa 15 Höhenmeter über dem östlichen Deckenbereich der darunterliegenden Fahrenbergerhalle.
Der Ganglängenzuwachs im Bodenlosen Canyon beträgt 32,44 m.


3) Nicht-für-Mädchen-Schacht:

Im Oktober 2008 gelang den Forschern der Gruppe TBE die Entdeckung eines neuen Höhlenteiles, den sie Nicht-für-Mädchen-Schacht nannten und der die westliche Verlängerung des Trümmerdoms darstellt.
Ausgehend vom VP 151 konnte der steilwandige Firstbereich des Bodenlosen Canyons 15 m weit bis zur Einmündung in den Trümmerdom, knapp 30 m über dessen Grund, erstmals befahren werden. Es wurde angenommen, dass sich der Bodenlose Canyon nach der Unterbrechung durch den Trümmerdom an der gegenüberliegenden Wand fortsetzt. Beim Ausleuchten der 10 m entfernt liegenden Wand mit starken Lampen konnte aber keine Öffnung entdeckt werden.
Hingegen setzt nahe des Abbruchs in den Trümmerdom in einer Erweiterung an der linken Seite des Bodenlosen Canyons im Deckenbereich eine fossile Gangstrecke an, die nach Überkletterung eines mehrere Meter aufragenden Felsgrates erreicht werden kann. Der leicht ansteigende, 1 m breite und bis 3 m hohe Gang gabelt sich nach 8 m, wobei die links abzweigende Strecke nach 6 m verlehmt endet. Rechts aufwärts gelangt man im niedriger werdenden Gangstück nach 12 m zum TBE-Fenster, einer etwa 60 cm mal 80 cm messenden Öffnung, die 20 m über dem Grund der mächtigen Versturzbarriere zwischen Nicht-für-Mädchen-Schacht und Trümmerdom ausmündet. Seilt man vom TBE-Fenster 20 m tief ab, steht man auf der Spitze des Blockberges, der rechts den westseitigen Hängeversturz im Trümmerdom bildet und linkerhand die östliche Raumbegrenzung vom Nicht-für-Mädchen-Schacht darstellt. Die Ausmaße dieser Versturzzone sind beeindruckend, der Nicht-für-Mädchen-Schacht bricht nach einer Steilstrecke geräumig in drei Stufen von 9 m, 10 m und 20 m zum 70 m unterhalb des TBE-Fensters gelegenen Grund ab. Das Bodenniveau liegt in einer Tiefe von 125 m, etwa gleich wie in der unterhalb der 70er-Schächte befindlichen Fahrenbergerhalle. Oberhalb des TBE-Fensters setzt sich diese tektonisch stark beanspruchte, etwa 3 m breite Zone in unausleuchtbare Höhen fort.
Der Ganglängenzuwachs beträgt in diesem Teil 126,25 m.

Vermessungs-Chronik:

Datum Teilnehmer Vermessungsziel GL
15.09.1985 Wolfgang Fahrenberger, Helga u. Wilhelm Hartmann Einstiegshalle, Kribbelversturz 149 m
21.06.1986 Wolfgang Fahrenberger, Wilhelm Morgenbesser Schausbergerhalle 254 m
11.10.1992 Wolfgang Fahrenberger, Reinhard u. Walter Fischer Pseudobiwak 308 m
10.06.1993 Wolfgang Fahrenberger, Reinhard u. Walter Fischer 70er-Schacht I 388 m
10.07.1993 Wolfgang Fahrenberger, Reinhard u. Walter Fischer Fahrenbergerhalle 461 m
21.07.1993 Reinhard u. Walter Fischer Gully 493 m
02.08. bis
03.08.1995
Wolfgang Fahrenberger, Reinhard u. Walter Fischer Stonehenge 559 m
20.07.1996 Robert L. Winkler, Reinhard u. Walter Fischer WARP-Schacht, Siesta Mexicana, Löwengrube 658 m
31.07. bis
01.08.1996
Robert L. Winkler, Reinhard u. Walter Fischer Transatlasschacht, tiefster Punkt 765 m
05.07. bis
06.07.1997
Robert L. Winkler, Reinhard u. Walter Fischer Bodenloser Canyon 850 m
27.06. bis
28.06.1998
Michael Behm, H. Hasler, Eckart Herrmann, Reinhard u. Walter Fischer Lehmland 929 m
27.10. bis
28.10.1999
Reinhard u. Walter Fischer 70er-Schacht II, Trümmerdom 1064 m
05.07. bis
06.07.2008
Petra Sándor, György Adamoczky, György Kovács, Gábor Sióréti, Reinhard Fischer Seitenstrecken in Lehmland und Stonehenge 1121 m
23.10. bis
25.10.2008
Klaudia Kiss, Dóra Adamoczky-Belme, György Adamoczky, György Kovács, Csaba Hajdú Nicht-für-Mädchen-Schacht 1247 m
15.08. bis
16.08.2009
Klaudia Kiss, Andrea Várkonyi, György Adamoczky, György Kovács, Reinhard Fischer Stonehenge-Window, Canyongrund im Bodenlosen Canyon 1299 m

Dank:

Die Veröffentlichung dieses Berichtes erfolgt mit freundlichem Einverständnis der Schutzgebietsverwaltung "Wildnisgebiet Dürrenstein".

Literatur:


Einstieg des Arenaschachtes (1815/211), Foto: TBE, 2008


Querung im Bodenlosen Canyon, Foto: TBE, 2008


Abbruch des Bodenlosen Canyons in den Trümmerdom, Foto: TBE, 2008


Zustieg durch die Dürrenstein Südflanke, Foto: R. Fischer



LinkWeitere Informationen siehe Forschungsprojekt Arenaschacht.

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