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Artikel in HKM 2/1996:
Forschungen in der Dürrenstein-Südflanke
von Wolfgang Fahrenberger und Reinhard und Walter Fischer
Nach einer Tour in den im Osthang des Dürrensteins liegenden Echoschacht (1815/270) am 21.5.1994 wählten die Verfasser als Rückweg zur Ybbstalerhütte einen Jagdsteig, der durch die Dürrenstein-Südflanke führt und am Eisenstattboden in den markierten Weg einmündet.
Der zum Teil nur schwer erkennbare Steig quert in etwa 1600 m Seehöhe den steilen felsigen Südabhang und überwindet einige leichte Kletterstellen sowie exponierte Passagen. An diesem Steig liegt auch der Einstieg des Arenaschachtes, welcher um diese Jahreszeit noch von einem mächtigen Schneepfropfen verschlossen ist.
200 m westlich vom Arenaschacht befindet sich unmittelbar oberhalb des Jagdsteiges eine seichte, mit Blöcken erfüllte Nische, der ein kühler Luftzug entströmt. Ein kurzes Stück weiter wurden die Verfasser abermals, jedoch deutlich heftiger, von einem kalten Luftstrom angeblasen. Diesmal war der Ursprung ein lediglich faustgroßes Loch am Fuß der Felsbildungen. Die Öffnung konnte durch Abgraben des Humusbodens schnell auf schliefbare Ausmaße erweitert werden. Die auf diese Weise „gewonnene“ Höhle hört seitdem auf den Namen
Hundsaubläser (1815/280, Sh 1560 m, L 19 m, H -5 m).
Als Zustieg bietet sich der bereits beschriebene Jagdsteig an. Er beginnt 100 m westlich des markierten Weges zum Dürrensteingipfel, knapp 100 m südöstlich der Kote 1702 in einer Seehöhe von 1670 m. Der Steig quert an Höhe verlierend in Richtung OSO. Etwa 200 m westlich vom Hundsaubläser erreicht er mit 1530 m Seehöhe seinen tiefsten Punkt. Von hier wieder ansteigend durchquert der Steig ausgesetzt eine etwa 100 m hohe Felswand, um zum Einstieg des Hundsaubläsers in der Ostseite dieses felsigen Rückens zu führen.
Der engräumige Einschlupf mit Humusboden und starker auswärtsgerichteter Wetterführung mündet nach 1 m in einen 5 m tiefen, kletterbaren Schacht (event. Seilhilfe). Ein vom Schachtgrund in südöstliche Richtung (tagwärts) ziehender Schluf endet nach 3 m verblockt.
Nordöstlich führt ein niederer Schluf über jene Stelle, wo aus einer Spalte zwischen Schutt und Bodenblockwerk die Wetterführung austritt – ein Grabungsversuch blieb erfolglos – und leitet in eine bescheidene Raumerweiterung. Weiter über einen Schuttwall aufwärtsschliefend, erreicht man noch eine 1 m hohe Kammer. Die nördliche Begrenzung besteht aus grobem Blockwerk, östlich endet die Kammer im Versturz. Hier befindet man sich bereits unterhalb der 8 m vom Einschlupf entfernt liegenden Nische. Die Vermessung der Höhle erfolgte am 1.8.1995.
Südwestlich oberhalb des Hundsaubläsers öffnet sich in ca. 1580 m Seehöhe eine 3 m tiefe Halbhöhle mit 6 m breitem und 2 m hohem Portal. In der Halbhöhle befindet sich eine kleine hölzerne Wildtränke. Von der südlichen Begrenzung leitet ein allerdings nur kurz überdachter Durchstieg auf die andere Seite des Rückens. Mit einer Ganglänge von 4 m ist dieses Objekt nicht katasterwürdig.
Doch nun zu etwas völlig anderem:
Dem Arenaschacht (1815/211), seit 1992 wieder Ziel von Forschungsfahrten, widmet sich der folgende kurze Zwischenbericht.
Der Arenaschacht wurde in den Jahren 1985 und 1986 von W. Fahrenberger, W. Morgenbesser und H. u. W. Hartmann
auf eine Länge von 254 m und einem Höhenunterschied von -71 m vermessen (siehe HKM 9/1986).
In der Schausbergerhalle blieben zwei schlotartige und eine abwärtsführende,
engräumige Fortsetzung an der östlichen Raumbegrenzung unerforscht.
Vor allem die bewetterte, schlotartige Kluftstrecke ließ Wolfgang Fahrenberger keine Ruhe.
Seine Versuche die Seitenwand mittels Trittstiften im Alleingang zu erklimmen, scheiterten am großen Aufwand
und am zu großen Risiko.
Zusammen mit Reinhard Fischer sollte am 31.7.1992 endlich die vermutete Fortsetzung erreicht werden.
Tatsächlich gelang es, mit nur einer Sanduhr als Zwischensicherung, die gut 10 m hohe Wand in schwieriger Kletterei
zu bezwingen und die Fortsetzung in die neuen Teile zu entdecken. Der Forschungsdrang wurde aber vorerst durch gewaltige
Schachtabstiege gebremst. So blieb nur der berühmte "Steinwurftest". Die, in erster Euphorie ermittelte Tiefe
von 100 m stellte sich nachträglich als überzogen heraus. Wie sich zeigte weist der Schacht mit 70 m
aber dennoch eine respektable Tiefe auf.
Am 11.10.1992 wurden die neuentdeckten Teile von W. Fahrenberger und R. u. W. Fischer bis zu den Schachtabstiegen
vermessen, wodurch sich die Ganglänge um 54 m erhöhte. Bei dieser Tour wurde außerdem ein neuer, vorteilhafter
Höhlenzustieg von der Hundsau durch die Südflanke erprobt. Nach der Winterpause, die bei Fahrten in den Arenaschacht
aufgrund des langsamen Schmelzens des mächtigen Schneepfropfens im Einstiegsschacht zumindest bis Anfang Juni dauert, folgte
am 10.6.1993 die nächste Forschungsfahrt. Mit dutzenden von Metern Seil rückte man den Schächten zu Leibe.
Durch den südlichen Ast des Parallelschachtes konnte nach mehreren Umsteigstellen der Grund einer mächtigen Halle (30 m x 15 m x 20 m)
erreicht werden. Die Vermessung des 70 m tiefen Schachtes erbrachte einen Längenzuwachs von 82 m auf 390 m bei einem neuen
Höhenunterschied -126 m. Als Hauptfortsetzung entpuppte sich eine kleinräumige, bewetterte Kluft an der Nordostecke der Halle.
Die folgende Fahrt am 10.7.1993 hatte die Vermessung der Halle sowie einiger Seitenstrecken zum Ziel. Die Ganglänge stieg um
70 m auf 460 m bei gleichbleibender Tiefe. Die engräumige Hauptfortsetzung mußte an einer Stelle von zähen, feucht-klebrigen
Lehmmassen befreit werden, ehe durch einen äußerst engen Spalt weitere Schachtstufen entdeckt werden konnten.
Kaum zwei Wochen später, am 21.7.1993 bauten R. u. W. Fischer diese Stufen ein und konnten bis zur Ausmündung der
Kluft in einen domartigen Raum 32 m vermessen. Die neuen Basisdaten waren nun 492 m Länge und 153 m Tiefe. Sie sollten es auch einige
Zeit bleiben, denn eine weitere Tour im selben Jahr fiel trotz guten Willens der Hirschbrunft zum Opfer. Da aber im Jahr 1994 die Forschungen im
Dürrenstein-Osthang dazwischen kamen, mußte das zurückgelassene Material (Seile, Akku-Bohrmaschine, Karbidlampe, ...)
einen zweiten Winter alleine im Arenaschacht fristen.
Die bisher letzte Fahrt fand am 2.8.1995 statt. Nachdem sich auch Wolfgang durch die Engstelle hinunterquetschte, konnte mit dem
Seileinbau am einstigen Umkehrpunkt begonnen werden. Die Bohrmaschine versagte ihren Dienst (was nach 2 Jahren Höhlenklima nicht
besonders verwunderte), und es mußte wieder "zu Fuß" gebosselt werden. Die erreichte Räumlichkeit erwies sich
höher als lang (20 m x 10 m x mind. 50 m) und wurde durch riesige, bedrohlich aufragende Felstrümmer geprägt -
ein natürliches Stonehenge . Die Vermessung erbrachte einen Längenzuwachs von 66 m und einen Tiefenanstieg um 38 m, was zu
folgenden vorläufigen Basisdaten führte:
Ganglänge: 558 m,
Höhenunterschied: -191 m,
W-O Erstreckung: 168 m;
Die ostwärts verlaufende Kluft barg auch hier wieder die Hauptfortsetzung, welche aber nur durch Kletterei an der nördlichen
Raumbegrenzung zugänglich war. Die überwiegend kleinräumige, deutlich bewetterte Strecke konnte einige Zehnermeter
erkundet werden, es wurde aber kein Ende erreicht.
Der typische Charakter dieser Höhle dürfte auch weiterhin erhalten bleiben: Geräumige Hallen, verbunden durch W-O verlaufende,
kleinräumige Kluftstrecken.
Die Verfasser hoffen, daß die noch für 1995 geplanten Fahrten trotz Zeitknappheit, langem Zustieg und Hirschbrunft tatsächlich verwirklicht werden können. Eine genaue Beschreibung der Neuforschungen im Arenaschacht folgt zu einem späteren Zeitpunkt.
Weitere Informationen siehe Forschungsprojekt Arenaschacht.