Höhlenforschung NÖ-West Titelseite / Übersichtsseite (Home) / Forschungsvorhaben / Arenaschacht / Veröffentlichungen /


  

Artikel in HKM 9/1986:

Der Arenaschacht am Dürrenstein

von Helga und Wilhelm Hartmann und Wilhelm Morgenbesser

Im Sommer 1985 gelang W. Fahrenberger (Melk) die Auffindung dieser bedeutenden Schachthöhle aufgrund eines Hinweises des Forstarbeiters Schausberger. Einer Erkundung durch W. Fahrenberger und S. Kapral folgte am 15.9.1985 eine Vermessungsfahrt von H. u. W. Hartmann mit ersterem. Dabei gelang es, den Kribbelversturz auszuräumen und damit den Zugang zur sogenannten Schausbergerhalle zu finden, für deren Vermessung allerdings keine Zeit mehr blieb. Dies wurde am 21.6.1986 von W. Fahrenberger und W. Morgenbesser nachgeholt und damit die Ganglänge des Arenaschachtes mit 254 m und der Höhenunterschied mit -71 m ermittelt. Die maximale Horizontalerstreckung (O-W Richtung) beträgt 98 m.

Lage und Zugang: Der Arenaschacht liegt in der steilen, mit Felswänden durchsetzten Südflanke des Dürrensteins, SSW des Gipfels (1878 m) in 1615 m Seehöhe (Mittelwert aus mehreren barometrischen Messungen). Oberhalb des Schachtes befindet sich eine steile Schutthalde, die von einer halbkreisförmigen Felswand einer Arena gleich eingeschlossen wird. Der Zugang nimmt von der Ybbstalerhütte ca. 2 ½ Stunden, vom Schloß Steinbach etwa 3 Stunden in Anspruch. Von der Ybbstalerhütte verfolgt man den markierten Weg über die Legsteinalm Richtung Dürrensteingipfel bis zur Eisenstadthöhe (1702 m). Östlich von dieser steigt man über eine Wiese in einen schwach ausgeprägten Graben ab, wo man in Kürze zu einem sperrenden Zaun gelangt, den man übersteigt. Danach beginnt ein Jagdsteig, der sich nach kurzer Strecke gabelt. Gerade weiter geht es zur Eisenstadt-Jagdhütte (1490 m) hinunter (in ÖK 50/71 eingetragen), der linke Weg führt gut kenntlich (ausgeschnittene Latschengassen) absinkend oberhalb der Jagdhütte vorbei bis in 1540 m Seehöhe, wo er sich mit einem von der Jagdhütte heraufkommenden Steig vereinigt. Nun wird der entlang der Südflanke des Dürrensteins sanft ansteigende, mit Steindauben markierte Steig undeutlich, quert zunächst zwei kleine Kare und verliert sich im folgenden, grasbewachsenen sogenannten Großen Kar, das man in 1600 m Seehöhe erreicht, vollständig. Am Ostrand des Kares sieht man oberhalb eines vom Wald aufragenden, mächtigen Felspfeilers zwei kleine Scharten. In der linken, höherliegenden (kurzer felsiger Aufstieg), erkennt man einen Steinmann (Sh 1610 m), und hier findet sich auch der Steig wieder, der nach knapp 50 m unmittelbar unterhalb des Arenaschachtes vorbeiführt.

Raumbeschreibung: Der an einer hangparallelen, WNW-ONO streichenden Kluft angelegte, 25 m tiefe Schacht zeigt einen 17 m langen, 3 m breiten Einstieg. Von Osten kann über eine labile Schutthalde einige Meter in den sich etwas verjüngenden Schacht abgestiegen werden, und von dort ist es auch möglich, sich unbehindert von dem am Grund lagernden, bizarr geformten Altschneekegel abzuseilen. Vom Grund führt ein kurzer Durchgang in die nach Osten abfallende, 12 m lange, 10 m breite, bis 5 m hohe Einstiegshalle hinab. Hier fanden sich zwischen Blockwerk die Überreste einiger abgestürzter Gemsen. In der Westecke der Halle (südlich des Zuganges) leitet unter einer Harnischfläche ein Schluf in einen kleinräumigen, westwärts führenden Gang, der mit einer aufwärtsziehenden, bewetterten Engstelle endet. Vom tiefsten Teil der Einstiegshalle führt über eine steile Platte eine Kriechstrecke ostwärts zum Kribbelversturz empor. Kurz vorher zieht rechterhand eine ebenfalls niedere Strecke mit einer Engstelle in die Einstiegshalle zurück. Nach dem mit Vorsicht zu passierenden Kribbelversturz findet man sich in einer Raumerweiterung, von wo eine kleinräumige Strecke steil in die Schausbergerhalle hinabführt. Die ca 720 Quadratmeter große Halle weist eine schräge Länge von 60 m, eine Breite bis zu 25 m und eine Raumhöhe bis etwa 20 m auf. Man betritt die Halle an der höchsten Stelle nahe ihrem westlichen Ende. Über einen mächtigen Schuttkegel, welcher eine durchschnittliche Neigung von 36 Grad aufweist, in östliche Richtung absteigend, wird ein Höhenunterschied von 31 m überwunden. Die Halle weitet sich nach unten zu und teilt sich schließlich in drei Arme. Der linke, nördliche Arm endet blind, lediglich ein Schlot führt in die Höhe. Der mittlere Arm weist eine kurze, kluftförmige Fortsetzung auf, deren tiefster Punkt derzeit tiefster Punkt der Höhle ist. Auch hier ist eine schlotartige Fortsetzung vorhanden, welche jedoch nur in schwieriger Kletterei zu erreichen wäre. Am Tage der Vermessung war eine Wetterführung in Richtung Schausbergerhalle zu verspüren. Der rechte, südliche Arm führt ebenfalls zu einer kurzen Kluftstrecke, deren Boden einige Meter steil abkletternd erreicht wird. Hier befindet sich eine durch labile Blöcke gebildete Engstelle, welche von schlanken Personen befahren werden könnte. Unter dieser Engstelle ist eine noch nicht erforschte, in die Tiefe führende Fortsetzung vorhanden. Außer den genannten gibt es noch zwei kurze Fortsetzungen: Eine bald unbefahrbar eng werdende Kluftstrecke an der Südseite der Halle und eine am westlichen Ende der Halle befindliche Fortsetzung, welche sich dem Kribbelversturz nähert.


LinkWeitere Informationen siehe Forschungsprojekt Arenaschacht.

zum Seitenanfang