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Artikel in HKM 5-6/2012:

Neuforschung in der Gamsbleamlhöhle (1815/361) am Dürrenstein

von Reinhard und Walter Fischer, Thomas Gundacker

Einleitung:
Bei zwei Fahrten in die Gamsbleamlhöhle im Jahr 2011 war es das Ziel im Einvernehmen mit der Schutzgebietsverwaltung "Wildnisgebiet Dürrenstein" die bislang unerforschten Schlote zu erklettern und zu dokumentieren. Dies führte zur Entdeckung eines neuen Höhlenteils, der bis zu einem Siphon auf 119 m Länge vermessen werden konnte. Zusätzlich wurden zwei Kleinhöhlen in den Felsbildungen oberhalb der Gamsbleamlhöhle bearbeitet. Künftige Fahrten werden sich dem Abhebern des Siphons und der Vermessung eines Schlotes im Hauptraum der Gamsbleamlhöhle widmen.

Anmerkung:
Die beschriebenen Höhlen liegen im Naturschutzgebiet "Wildnisgebiet Dürrenstein". Die Höhlenforschung in diesem Naturschutzgebiet wird durch eine Ausnahmegenehmigung der Niederösterreichischen Landesregierung ermöglicht. Die Auflagen des entsprechenden Bescheides sind zu beachten (siehe HKM 7-8/2010).

Gamsbleamlhöhle (1815/361)

Basisdaten: L 379 m, H 63 m (-43 m, +20 m), Sh 1160 m, ÖK71. Die Seehöhe wurde in Übereinstimmung mit dem Laserscan, enthalten im NÖ Atlas der NÖ Landesregierung (siehe http://www.intermap1.noel.gv.at/), von 1180 m auf 1160 m korrigiert.
Lage: siehe HKM 9-10/2009.
Raumbeschreibung: In der Eingangshalle setzt östlich oberhalb des Abbruchs in den "Saugrunzerschacht" eine schlotartig aufwärtsführende Kluft an, die durch Querung über glitschige, abschüssige Moospölster erreicht werden kann. In leichter Kletterei führt die durchschnittlich 1 m breite, gestufte Strecke über dicke Bodenversinterungen 8 Höhenmeter in eine Kammer aufwärts. Hier lagern dick übersinterte Blöcke, auch Wandsinterbildungen sind vorhanden. Oberhalb einer 2 m hohen Kletterstelle zieht ostwärts eine 2 m breite, teils niedere Schrägstrecke über Stufen weitere 17 m steil aufwärts und gabelt sich am Ende in zwei Äste. An der Decke befinden sich zahlreiche kleine Stalaktiten und Sinterröhrchen. Auf halber Länge der Schrägstrecke zweigt ein in Richtung NNO ziehender, tropfsteingeschmückter Kluftgang ab. Nach 8 m verjüngt sich der anfangs 2,5 m hohe Gang zu einer Kriechstrecke, die in einen kleinen Schlotraum mündet. Boden- und Wandsinterbildungen, sowie eine kleine Stalagmitengruppe zieren diesen Bereich. Die Färbung der Tropfsteine reicht von reinweiß über orange bis braun. Der engräumige Schlot kann bis in 7 m Höhe erklettert werden, die Fortsetzung aus der Kammer stellt jedoch ein unscheinbarer Schluf dar, der sofort in die nächste, 5 m hohe, schlotartige Erweiterung mündet. Der Boden wird durch eine kleine Wasseransammlung bedeckt, die bei höherem Wasserstand diesen Abschnitt siphonartig verschließen könnte. Eine Kriechstrecke führt über eine zweite Wasserstelle zu einem 2 m hohen Kletteraufschwung, der in den weiterziehenden, nunmehr geräumigen, bis 4 m hohen und 2 m breiten Kuftgang leitet. Vorbei an einer 3 m weit befahrbaren Querkluft wird nach 10 m der abschließende, 5 m hohe Siphonraum erreicht. Eine etwa 3 m lange und 1 m breite Wasseransammlung geht schließlich in einen halbmetertiefen Siphon über. Durch eine niedere Fuge ist es möglich, nach Überquerung der Wasseransammlung, in eine 5 m hohe Parallelkluft empor zu klettern. Diese endet jedoch mit unschliefbaren Engstellen, ein weiter aufwärts ziehender Kriechgang endet nach 5 m ebenfalls mit einer unbefahrbaren Engstelle. Im Mittelteil der Kluft befindet sich eine erkletterbare Felsrippe, die auf der anderen Seite an der Decke des Siphonraumes einmündet. Knapp vor Erreichen der Wasseransammlung im Siphonraum ist entlang der rechten Raumbegrenzung über einen Lehmwall ansteigend ein 4 m hoher Schlot zugänglich, der den derzeit höchsten Punkt der Höhle (+20 m) darstellt.
Erforschung und Vermessung: Die Entdeckung und Erkundung des neuen Höhlenteils erfolgte am 6.8.2011 durch Thomas Gundacker. An diesem Tag konnten durch T. Gundacker und R. u. W. Fischer 54,5 m an Ganglänge vermessen werden, der Gesamthöhenunterschied stieg durch einen neuen höchsten Punkt auf 63 m (-43 m, +20 m). Weitere Teilnehmer bei dieser Tour waren J. Zehetner (Schutzgebietsverwaltung) sowie W. Fahrenberger, der beim Höhleneingang ein Alu-Plättchen mit den eingestanzten Basisdaten montierte.
Bei einer Fahrt am 20.8.2011 durch T. Gundacker und R. Fischer wurde die Strecke bis zum Siphon vermessen und die aktuellen Basisdaten fixiert (64,5 m neu zur Ganglänge). Der Siphon konnte trotz mitgebrachtem Gartenschlauch nicht ausreichend abgelassen werden. Ein im Hauptraum ansetzender, mindestens 20 m hoher Schlot wurde erklettert, konnte aus Zeitgründen aber nicht mehr vermessen werden.

Gamsbleamlkluft (1815/384)

Basisdaten: L 7 m, H +4 m, Sh 1225 m, ÖK71.
Lage: Die Höhle befindet sich auf einem sehr steilen Absatz, etwa 70 m NNW oberhalb der Gamsbleamlhöhle (1815/361), in der orographisch rechten Flanke eines schluchtartigen, vom Noten (1640 m) herabziehenden Grabens. Der Zustieg von der Gamsbleamlhöhle aus erfordert Trittsicherheit und leichte Kletterei (Vorsicht bei Nässe!).
Beschreibung: Am Fuß von Felsbildungen öffnet sich ein knapp 4 m breites, 5 m hohes, südostschauendes Portal, von dem über Blockwerk ansteigend und etliche größere Blöcke überkletternd nach 7 m das nischenartige Ende erreicht wird.
Erforschung und Vermessung: Am 18.4.2009 wurden von der gegenüberliegenden Eisenstattrinne mehrere Portale gesichtet, die Erkundung erfolgte am 21.6.2009 durch R. Fischer. Vermessen wurde die Gamsbleamlkluft sowie die Gamsbleamlhalbhöhle (1815/385) am 6.8.2011, ebenfalls durch R. Fischer. Ein etwa 30 m südlich der Gamsbleamlkluft gelegenes Objekt erwies sich als nicht katasterwürdig.

Gamsbleamlhalbhöhle (1815/385)

Basisdaten: L 6 m, H +3 m, B 8 m, Sh 1235 m, ÖK71.
Lage: Die Höhle befindet sich am gleichen Felsabsatz wie die Gamsbleamlkluft (1815/384), etwa 35 m nördlich von dieser. Der Zustieg erfordert Trittsicherheit und leichte Kletterei (Vorsicht bei Nässe!).
Beschreibung: Am Fuß der Felsen öffnet sich das 8 m breite, knapp 5 m hohe, ostschauende Portal, an das sich ein verjüngender, über Sedimente und Bruchschutt leicht ansteigende Halbhöhlenraum anschließt. Entlang der nördlichen Raumbegrenzung befindet sich eine steil ansteigende Felsplatte.
Erforschung und Vermessung: siehe bei 1815/384.

Dank:
Die Veröffentlichung dieses Berichtes erfolgt mit freundlichem Einverständnis der Schutzgebietsverwaltung "Wildnisgebiet Dürrenstein". Ein besonderer Dank ergeht an Herrn Hans Zehetner von der Schutzgebietsverwaltung, der uns bei der Forschungsfahrt in die Gamsbleamlhöhle am 6.8.2011 begleitete und beim Materialtransport unterstützte.

Literatur:


Aufstieg in den neuen Höhlenteil
Foto: R. Fischer, 20.8.2011

Vermessung im tropfsteingeschmückten Kluftgang
Foto: T. Gundacker, 6.8.2011

Kluftgang vor dem Siphonraum
Foto: R. Fischer, 6.8.2011

Wasseransammlung im Siphonraum
Foto: R. Fischer, 6.8.2011


LinkWeitere Informationen siehe: HKM 3-4/2013


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