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Artikel in HKM 1-2/2011:
Neue Höhlen im Bereich des Predigtstuhls am Dürrenstein (Teilgruppe 1815)
von Thomas Gundacker und Reinhard und Walter Fischer
Einleitung:
Die nachfolgend beschriebenen Kleinhöhlen wurden in den Jahren 2009 und 2010 bearbeitet. Mit Ausnahme des Lärchengrabenlochs liegen die neuen Objekte in der nach Süden exponierten Seite des höhergelegenen Drittels des Predigtstuhls, wo ohnehin bereits eine sehr hohe Höhlendichte herrschte.
Zustieg in das Höhlengebiet:
Der Zustieg in das Gebiet des Predigtstuhls und des Lärchengrabens erfolgt am besten vom markierten Wanderweg, der von der Ybbstalerhütte (1344 m) auf den Dürrensteingipfel (1878 m) führt. Man verläßt den Weg ca. 1,8 km ostsüdöstlich der Ybbstalerhütte bzw. 420 m südöstlich der Bergrettungshütte am Legstein (1440 m, in ÖK71 als Jagdhütte bezeichnet) in einer Seehöhe von 1520 m und wendet sich auf einem schwach ausgeprägten Steig nach Osten. Der Steig zieht in südöstliche Richtung aufwärts in den Sattel zwischen Roßeck (1661 m) und
Springkogel (ca. 1680 m). Vom Sattel in 1590 m Seehöhe kann man einerseits in den ostwärts abwärtsführenden Lärchengraben absteigen sowie andererseits nach SO auf den Rücken des Predigtstuhls queren.
Anmerkung:
Alle beschriebenen Höhlen liegen im Naturschutzgebiet "Wildnisgebiet Dürrenstein". Die Höhlenforschung wird durch eine Ausnahmegenehmigung der Niederösterreichischen Landesregierung ermöglicht und erfolgte in Übereinstimmung mit den Auflagen des entsprechenden Bescheides.
Beschreibung der neuen Höhlen:
Lärchengrabenloch 1815/364
Basisdaten: L 6 m, H -3 m, He 5 m, Sh 1495 m, ÖK71.
Lage: Nördlich des Lärchengrabens, knapp 70 m NNW des Lärchengrabenschachtes I (1815/102), westlich oberhalb einer mit Latschen bewachsenen Geländestufe.
Beschreibung: Am Grund eines kleinen, 2 m tiefen Einbruchs setzt ein Kluftgang mit 0,7 m hohem und 0,5 m breitem Eingang an. Die Strecke führt 6 m über Blockwerk abwärts, erreicht 1 m
Breite und ist maximal 1,6 m hoch.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde im Jahr 2005 von Reinhard Fischer aufgefunden und am 31.7.2009 durch Wolfgang Fahrenberger und Walter Fischer "wiederentdeckt" und vermessen.
Predigtstuhlschacht XXVII 1815/365 a, b
Basisdaten: L 12 m, H -5 m, He 8 m, Sh 1585 m, ÖK71.
Lage: In einem mit Latschen bewachsenen Absatz im obersten Bereich des Predigtstuhls, 45 m SSO der Schachtdoline des Predigtstuhlschachtes III (1815/108).
Beschreibung: Es handelt sich um zwei, 6 m voneinander entfernt liegende Schächte, die am Grund eine unschliefbare Verbindung besitzen. Der westlich gelegene Einstieg a) ist knapp 1,5 m lang, 0,8 m breit und leitet in eine 5 m steil abwärtsführende, bis 2,5 m hohe Strecke mit Humusboden. Weiter über Blöcke verengt sich der Kluftgang 2 m nach einem Rechtsknick auf unschliefbare Ausmaße und mündet nach weiteren 2 m in den zweiten Schacht ein. Der 1,5 m lange, maximal 0,5 m breite Einstieg b) bricht 5 m tief in den sehr schmalen Kluftschacht ab. Der Boden besteht aus erdigen Sedimenten, bei der
unschliefbaren Verbindung zum Schacht a) befinden sich etliche Klemmblöcke.
Erforschung und Vermessung: Die Auffindung und Vermessung erfolgte am 3.7.2010 durch Wolfgang Fahrenberger, Thomas Gundacker und Reinhard und Walter Fischer.
Predigtstuhlschacht XXVIII 1815/366
Basisdaten: L 13 m, H -7 m, He 5 m, Sh 1580 m, ÖK71.
Lage: In einem mit Latschen bewachsenen Absatz im obersten Bereich des Predigtstuhls, 45 m OSO der Schachtdoline des Predigtstuhlschachtes III (1815/108) sowie 5 m südlich einer langgezogenen Felswand mit einem Karrenfeld entlang des Wandfußes.
Beschreibung: Vom 2 m x 1 m messenden Einstieg bricht der Kluftschacht 5 m tief zum abfallenden Humusboden ab. Entlang der Kluft 3 m weiter abwärts, wird der tiefste Punkt der Höhle erreicht.
Davor zweigt an einer Kluftkreuzung rechtwinkelig nach rechts ein 3,5 m langes Gangstück ab, das mit einem engen, etwas labilen Kletteraufstieg beginnt und anschließend bis 2 m hoch und 1 m breit ist.
Erforschung und Vermessung: Die Auffindung und Vermessung erfolgte am 15.8.2009 durch Thomas Gundacker und Walter Fischer.
Predigtstuhlschacht XXIX 1815/367
Basisdaten: L 13 m, H -7 m, He 17 m, Sh 1580 m, ÖK71.
Lage: In einem mit Latschen bewachsenen Absatz im obersten Bereich des Predigtstuhls, 80 m östlich der Schachtdoline des Predigtstuhlschachtes III (1815/108) sowie 10 m südöstlich einer langgezogenen Felswand mit einem Karrenfeld entlang des Wandfußes.
Beschreibung: Entlang einer in Richtung 55° verlaufenden Störung ist ein schmaler, langgezogener Kluftschacht angelegt, in den an drei hintereinander liegenden Stellen abgeklettert werden kann. Die drei Abschnitte sind durch unschliefbare Passagen gegliedert und teils durch Klemmblöcke getrennt. Der südwestlichste Abschnitt ist 3 m lang, max. 0,6 m breit und führt bis in 7 m Tiefe. Unmittelbar nordöstlich davon befindet sich die nächste, 5,5 m tiefe Abstiegsmöglichkeit, die gut 2 m lang und bis 0,8 m breit ist. Der letzte Abstieg öffnet sich weitere 2 m nordöstlich bei einem großen Klemmblock, der eine Naturbrücke bildet. Dieser Schachtabschnitt ist knapp 6 m tief, 5 m lang und bis zu 1,5 m breit. Der Boden besteht aus erdigen Sedimenten.
Erforschung und Vermessung: Der Schacht wurde am 15.8.2009 durch Thomas Gundacker und Walter Fischer aufgefunden. Die Vermessung erfolgte am 3.7.2010 durch Wolfgang Fahrenberger, Thomas Gundacker und Reinhard und Walter
Fischer.
Predigtstuhlschacht XXX 1815/368 a, b
Basisdaten: L 10 m, H -4 m, He 9 m, Sh 1580 m, ÖK71.
Lage: In einem Absatz im obersten Bereich des Predigtstuhls, 95 m ONO der Schachtdoline des Predigtstuhlschachtes III (1815/108), am Fuß einer langgezogenen Felswand mit einem Karrenfeld entlang des Wandfußes.
Beschreibung: In einer in Richtung 120° verlaufenden Karstgasse befinden sich zwei, 5 m voneinander entfernt liegende Einstiege. Der westliche Einstieg a) öffnet sich am Fuß einer 4 m hohen Felsstufe, ist 2 m x 1 m groß, 3 m tief und schwierig kletterbar. In den östlichen, 3,5 m x 1 m messenden Schacht b) kann hingegen unschwierig 4 m tief abgeklettert werden. Am Grund weisen die beiden Schächte eine im Mittelteil sehr engräumige Verbindung auf. Die Überlagerung besteht aus verkeilten Blöcken. Am Boden befinden sich erdige Sedimente und etwas Blockwerk, im Verbindungsbereich lagert Bruchschutt.
Erforschung und Vermessung: Die Auffindung und Vermessung erfolgte am 15.8.2009 durch Thomas Gundacker und Walter Fischer.
Predigtstuhl-Eisloch 1815/369
Basisdaten: L 7 m, H -5 m, He 6 m, Sh 1520 m, ÖK71.
Lage: In einer Verebnung im südwestlichen Bereich des Predigtstuhls, 40 m südlich unterhalb einer 10 m tiefen, WNW-OSO verlaufenden Geländekante, sowie etwa 80 m nordwestlich der
Steilabstürze in den Lueg-Talschluß.
Beschreibung: Am Grund einer 7 m x 3 m großen Einsenkung öffnet sich der Einschlupf in einen unter 45° abwärtsführenden Kriechgang, der sich zu einem Schluf verjüngt und in eine 2 m hohe Kammer mit Blockboden mündet. Zwischen den Blöcken bläst eine markante, auswärtsgerichtete Wetterführung hervor. Unterhalb des Humusbodens im Eingangsbereich wurde eine Eisschicht festgestellt, möglicherweise handelt es sich dabei um einen kleinen Permafrostboden.
Erforschung und Vermessung: Diese Höhle war den Verfassern seit etlichen Jahren bekannt. Die Vermessung erfolgte am 3.7.2010 durch Wolfgang Fahrenberger, Thomas Gundacker und Reinhard und Walter Fischer.
Auflistung aller bekannten Höhlen im Bereich Predigtstuhl und Lärchengraben:
Mit Ende 2010 sind insgesamt 48 Höhlen im Bereich des Predigtstuhls und des Lärchengrabens erfaßt. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Schächte bzw. schachtartige Höhlen.
Höhlenname | Kat. Nr. | Sh | L | H | Literatur | Anmerkung |
Lärchengrabenschacht I | 1815/102 | 1475 m | 18 m | -11 m | HKM 10/1972, HKM 3/1973, HKM 10/1983 | AV zu 103, 104 |
Lärchengrabenschacht II | 1815/103 | 1475 m | 24 m | -6 m | HKM 10/1972, HKM 10/1983 | |
Lärchengrabenschacht III | 1815/104 | 1475 m | 13 m | -12 m | HKM 10/1972, HKM 10/1983 | |
Tannenschacht | 1815/105 | 1480 m | 79 m | -23 m | HKM 10/1972, HKM 10/1983 | |
Predigtstuhlschacht I | 1815/106 | 1585 m | 16 m | -16 m | HKM 10/1972, HKM 10/1977 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht II | 1815/107 | 1584 m | 14 m | -10 m | HKM 10/1972, HKM 10/1977 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht III | 1815/108 | 1585 m | 31 m | -14 m | HKM 10/1972, HKM 10/1977 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht IV | 1815/109 | 1584 m | 7 m | -6 m | HKM 10/1972, HKM 10/1977 | AV Predigtstuhl |
Lärchengrabenponor | 1815/110 | 1525 m | 8 m | -4 m | HKM 10/1972 | |
Predigtstuhlkluft | 1815/112 | 1581 m | 6 m | -5 m | HKM 10/1972, HKM 10/1977 | AV Predigtstuhl |
Lärchengrabenschacht IV | 1815/181 | 1470 m | 16 m | -10 m | HKM 10/1983 | Nicht aufgefunden |
Kanzelschacht | 1815/200 | 1573 m | 107 m | -57 m | HKM 12/1984 | AV Predigtstuhl |
Mystacinusschacht | 1815/201 | 1575 m | 48 m | -28 m | HKM 12/1984 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht V | 1815/202 | 1581 m | 6 m | -6 m | HKM 12/1984 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht VI | 1815/203 | 1583 m | 9 m | -9 m | HKM 12/1984 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht VII | 1815/204 | 1583 m | 5,5 m | -5,5 m | HKM 12/1984 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht VIII | 1815/205 | 1594 m | 7 m | -7 m | HKM 12/1984 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht IX | 1815/206 | 1594 m | 8 m | -7,5 m | HKM 12/1984 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht X | 1815/233 | 1557 m | 8 m | -8 m | HKM 4/1992 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht XI | 1815/234 | 1552 m | 14 m | -11 m | HKM 4/1992 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht XII | 1815/235 | 1551 m | 5 m | -5 m | HKM 4/1992 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht XIII | 1815/236 | 1552 m | 23 m | -16 m | HKM 4/1992 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht XIV | 1815/237 | 1553 m | 38 m | -13 m | HKM 4/1992 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht XV | 1815/238 | 1536 m | 30 m | -15 m | HKM 4/1992 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht XVI | 1815/239 | 1540 m | 12 m | -8 m | HKM 4/1992 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht XVII | 1815/240 | 1533 m | 23 m | -21 m | HKM 4/1992 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht XVIII | 1815/258 | 1531 m | 14 m | -7 m | HKM 12/1992 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht XIX | 1815/259 | 1532 m | 10 m | -9 m | HKM 12/1992 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht XX | 1815/260 | 1535 m | 32 m | -9 m | HKM 12/1992 | AV Predigtstuhl |
Predigtstuhlschacht XXI | 1815/261 | 1536 m | 7 m | -6 m | HKM 12/1992 | AV Predigtstuhl |
Lärchengrabenschluf | 1815/313 | 1355 m | 5 m | 0 m | HKM 2/2000 | |
Lärchengrabenschacht V | 1815/314 | 1490 m | 9 m | -8 m | HKM 2/2000 | |
Predigtstuhlschacht XXII | 1815/344 | 1560 m | 16 m | -14 m | HKM 5/2006 | AV zu 345, 346 |
Predigtstuhlschacht XXIII | 1815/345 | 1560 m | 5 m | -5 m | HKM 5/2006 | |
Predigtstuhlschacht XXIV | 1815/346 | 1560 m | 7 m | -7 m | HKM 5/2006 | |
Predigtstuhlschacht XXV | 1815/347 | 1500 m | 26 m | -14 m | HKM 5/2006 | |
Predigtstuhlschacht XXVI | 1815/348 | 1500 m | 5 m | -5 m | HKM 5/2006 | |
Predigtstuhlloch | 1815/349 | 1400 m | 5 m | -4 m | HKM 5/2006 | |
Lärchengrabenschacht VI | 1815/350 | 1340 m | 19 m | -9 m | HKM 5/2006 | AV zu 351 |
Lärchengrabenschacht VII | 1815/351 | 1340 m | 8 m | -8 m | HKM 5/2006 | |
Ameisenschacht | 1815/352 | 1340 m | 9 m | -9 m | HKM 5/2006 | |
Karrenschlitzschacht | 1815/353 | 1330 m | 8 m | -8 m | HKM 5/2006 | |
Lärchengrabenloch | 1815/364 | 1495 m | 6 m | -3 m | dieser Bericht | |
Predigtstuhlschacht XXVII | 1815/365 | 1585 m | 12 m | -5 m | dieser Bericht | |
Predigtstuhlschacht XXVIII | 1815/366 | 1580 m | 13 m | -7 m | dieser Bericht | |
Predigtstuhlschacht XXIX | 1815/367 | 1580 m | 13 m | -7 m | dieser Bericht | |
Predigtstuhlschacht XXX | 1815/368 | 1580 m | 10 m | -4 m | dieser Bericht | |
Predigtstuhl-Eisloch | 1815/369 | 1520 m | 7 m | -5 m | dieser Bericht |