Einleitung - Kleinhöhlenrally in Zeiten von Corona:
In Zeiten von Covid 19, Kontaktvermeidung und Ausgangsbeschränkungen bietet sich die Kleinhöhlenvermessung im engsten Familienverbund in abgeschiedener Gegend an. Natürlich muss auch dabei der "von ganz oben" verordnete Mindestabstand von 1,5 m eingehalten werden - in den kleinen Löchern könnte das schwierig werden, wäre da nicht die geniale Erfindung des DistoX, der auch eine Alleinvermessung im (Pandemie-) Notfall möglich macht. Wenig Sprechen (Vorsicht: Tröpfcheninfektion!) ist für uns männliche Landbevölkerung ohnehin keine große Sache: "Servas.", "Servas.", ... "Jetzt links!", ... "I glaub, do ob'n is.", ... "Woat, a Foto!", ... "So, fertig, gemma zur nächsten.", ... "Fost kane Flugzeig und kane Kondensstrafn.", "Guat fia'd Solaraunlog.". Und um die wenigen - immerhin noch legalen - einheimischen Wanderer, die sich hierher auf den Hügel zwischen Kienberg und Gaming verirren, macht man halt einen großen Bogen.
Auf diese Weise bestmöglich geschützt, schaffen wir die Vermessung von sechs neuen Kleinhöhlen sowie Koordinaten- und Fotoaufnahmen von weiteren vier altbekannten Objekten (1824/41-44). Orte des Geschehens sind der Urmannsberg und der Wieskogel. Die längsten der vermessenen Objekte erreichen gerade die 10 m-Marke. Aber dafür können wir schließlich nichts. "Host ois?", "Jo.", "Tschüss.", "Tschüss.".
Und während wir in aller Abgeschiedenheit unserem brotlosen aber seltsamerweise recht befriedigenden Hobby frönten, wurden weitere x-dutzend Infektionen allein in Österreich bestätigt, wie wir aus dem Autoradio (jeder aus dem seinigen) bei der getrennten Heimfahrt erfahren. Neu aufgefunden werden bei dieser Tour die Hofsattelhöhle III und die C-Kammer.
Eine Woche vorher: Mit dem Ziel der Koordinatenaufnahme von Höhlen am Urmannsberg bei Kienberg macht sich Walter auf den Weg und steuert zuerst die Felsdrachenhöhle an (1824/75, Sh 650 m). Das nächste Zielobjekt, die Hofsattelhalbhöhle, wird verfehlt, dafür gelingt die Auffindung einiger neuer Höhlen, nämlich der Hofsattelhöhle IV sowie der Oberen und Unteren Urmannsbergnische.
Zustieg zu 1824/94-98:
Der Zustieg erfolgt vom Filzmoossattel (Kote 525) östlich von Gaming. Man geht eine in Richtung NW abzweigende Forststraße (ÖBf Hofsattelstraße) etwa 900 m weit bis zur Tiefenlinie des vom Hofsattel herabziehenden Grabens. Hier setzt ein nicht markierter Steig an, der den NW-Hang des Urmannsberges (795 m) aufwärtsführt, und dem man bis in eine Seehöhe von ca. 660 m folgt. Danach quert man den steilen Waldhang 150 m weglos in ostnordöstliche Richtung und kommt so zur mächtigen Hofsattelhalbhöhle (1824/44, Sh 655 m). Nur 8 m östlich und einige Meter oberhalb vom östlichen Ende des 17 m breiten Portals befindet sich der niedere Einschlupf in die Hofsattelhöhle III (1824/94). Den Hang weitere 40 m in östliche Richtung querend und danach 20 Höhenmeter aufsteigend, wird der Eingang der Hofsattelhöhle IV (1824/95) erreicht. Das nächste Objekt, die Obere Urmannsbergnische (1824/96) befindet sich zusätzliche 120 m ostnordöstlich am Fuß einer markanten Felswand oberhalb einer baumfreien Steilrinne und ist durch absteigende Querung zugänglich. Etwa 40 Höhenmeter tiefer geht die Rinne in einen schluchtartigen, beidseitig von Felswänden flankierten Abschnitt über. An der orographisch linken Seite öffnet sich hier am Fuß der Felsbildungen die Hametnerhöhle (1824/41, Sh 605 m). Übersteigt man oberhalb der Hametnerhöhle unschwierig den westseitigen Felsriegel kann man danach einerseits zur 25 m weit in Richtung WNW gelegenen C-Kammer (1824/98) absteigen, sowie andererseits den Hang in westliche Richtung queren, wo nach 60 m oberhalb eines kurzen, erdigen Steilaufstiegs die Untere Urmannsbergnische (1824/97) liegt. Wendet man sich unterhalb von niedrigen Felsbildungen weiter nach W, gelangt man nach 15 m zur unscheinbaren Hofsattelhöhle I (1824/42, Sh 610 m) und nach weiteren 50 m zur Hofsattelhöhle II (1824/43, Sh 610 m). Den steilen Waldhang Richtung WSW ansteigend, kommt man zum Hofsattel und in der Folge wieder zur Forststraße, wo sich die Runde schließt.
Hofsattelhöhle III (1824/94)
Basisdaten: L 10 m, H +3 m, HE 10 m, Sh 660 m, ÖK4204 bzw. ÖK72.
Lage: Im Urmannsberg-Nordhang, südlich von Kienberg bei Gaming.
Beschreibung: Vom 1,5 m breiten und 0,5 m hohen Eingang leitet ein Schluf 3 m weit in eine 2,5 m breite und bis 2 m hohe Kammer. Der Boden besteht aus Bruchschutt und erdigen Sedimenten, an der Ostseite befindet sich eine bergmilchüberzogene Felsplatte. Am Ende der Kammer setzt eine Kluftstrecke mit lehmigem Boden an, die oberhalb einer Stufe nach knapp 5 m schlufartig endet.
Erforschung und Vermessung: Die Auffindung, Erkundung und Vermessung erfolgte am durch R. und W. Fischer.
Hofsattelhöhle IV (1824/95)
Basisdaten: L 10 m, H +3 m, HE 9 m, Sh 680 m, ÖK4204 bzw. ÖK72.
Lage: Im Urmannsberg-Nordhang, südlich von Kienberg bei Gaming.
Beschreibung: Vom gut 1 m hohen und 3,5 m breiten Eingang gelangt man in die bis 1,5 m hohe, schmäler werdende Eingangskammer. In einem kleinen Deckencanyon befinden sich lamellenartige Kleinformen, ein rostiges Blechstück am Boden zeugt von früherer Befahrung. Ein kurzer Kriechgang leitet in eine zweite bis 2 m hohe und 3 m breite Kammer, deren Ostseite aus einer ansteigenden Felsplatte besteht. Der Boden wird aus Bruchschutt und erdigen Sedimenten sowie etwas Laub gebildet. Am Ende der Kammer zieht eine Kluftstrecke mit Felsboden und Knöpfchensinterbildungen noch 3 m schräg aufwärts.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am von W. Fischer aufgefunden. Die Erkundung und Vermessung erfolgte am durch R. und W. Fischer.
Obere Urmannsbergnische (1824/96)
Basisdaten: L 6 m, H +1 m, HE 11 m, Sh 650 m, ÖK4204 bzw. ÖK72.
Lage: Im Urmannsberg-Nordhang, südlich von Kienberg bei Gaming.
Beschreibung: Es handelt sich um eine an der Trauflinie 9 m breite und 3 m hohe Halbhöhle, die sich an der Westseite 6 m bergwärts erstreckt und bei einer kleinen ansteigenden Nische endet. Die Raumhöhe sinkt hinter der Trauflinie rasch auf 1 m, steigt im Mittelteil aber wieder bis auf 2 m an. Der ebene Boden besteht aus Bruchschutt, erdigen Sedimenten und Laub.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am von W. Fischer aufgefunden. Die Erkundung und Vermessung erfolgte am durch R. und W. Fischer.
Untere Urmannsbergnische (1824/97)
Basisdaten: L 7 m, H +3 m, HE 9 m, Sh 615 m, ÖK4204 bzw. ÖK72.
Lage: Im Urmannsberg-Nordhang, südlich von Kienberg bei Gaming.
Beschreibung: Es handelt sich um eine an der Trauflinie 7,5 m breite und 2 m hohe Halbhöhle, die sich im Mittelteil spitz zulaufend 5 m bergwärts erstreckt und in einer niedrigen Spalte endet. Der ansteigende Boden besteht aus erdigen Sedimenten und etwas Blockwerk. An der westlichen Raumbegrenzung setzt in 1,5 m Höhe eine knapp 2 m weit schräg aufwärts führende Schlufstrecke an.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am von W. Fischer aufgefunden. Die Erkundung und Vermessung erfolgte am durch R. und W. Fischer.
C-Kammer (1824/98)
Basisdaten: L 6 m, H -0,5 m, HE 8 m, Sh 600 m, ÖK4204 bzw. ÖK72.
Lage: Im Urmannsberg-Nordhang, südlich von Kienberg bei Gaming.
Beschreibung: Der niedere, max. 1 m hohe Höhlenraum besitzt einen 5 m breiten Eingang mit wellenförmig geschwungener Trauflinie. An der Westseite erstreckt sich der leicht abfallende Raum 5 m bis zu einer unschliefbaren Engstelle bergwärts. An der Ostseite sinkt die Raumhöhe von anfangs 0,8 m bis auf 0,3 m ab. Der Boden besteht aus erdigen und sandigen Sedimenten, Bruchschutt und Laub sowie einigen Blöcken.
Erforschung und Vermessung: Die Auffindung, Erkundung und Vermessung erfolgte am durch R. und W. Fischer.
Wieskogelkluft (1824/99)
Basisdaten: L 5 m, H +4 m, HE 4 m, Sh 820 m, ÖK4204 bzw. ÖK72.
Lage: Im Nordhang des Wieskogels (891 m), östlich von Gaming.
Zustieg Der Zustieg erfolgt vom Filzmoossattel (Kote 525) östlich von Gaming über eine in Richtung SO abzweigende Forststraße. Man folgt der Forststraße, Heindlgraben und Käfergraben überquerend, etwa 3 km weit bis in den Nordhang des Wieskogels. In einer Seehöhe von ca. 740 m verlässt man die Straße und erklimmt an geeigneter Stelle die südseitige Böschung. Den steilen, teils felsdurchsetzten Waldhang in Falllinie aufsteigend, wird nach 80 Höhenmetern die Felsbildung mit der Höhle erreicht. Die letzten Meter zum Eingang erfordern leichte Kletterei.
Beschreibung: Eine canyonartige Kluftstrecke mit maximal 1 m Breite und rund 3 m Höhe zieht steil ansteigend 5 m Richtung SSW. Die Strecke besitzt 1 m hinter der Trauflinie eine 1 m hohe Stufe. Sowohl hier als auch am Ende finden sich kolkartige Raumformen. Im hinteren Bereich konnten auch Fotokarren und Knöpfchensinter festgestellt werden. Der Boden besteht aus lehmigen Sedimenten und etwas Bruchschutt.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am von R. Fischer aufgefunden. Die Erkundung und Vermessung erfolgte am durch R. und W. Fischer.
Literatur:
- KÖRNER, M. (1987): Höhlen im Urmannsberg bei Kienberg. - Höhlenkundliche Mitteilungen, Wien, 43 (12): 248-249.
- FISCHER, R. u. W. (2002): Die Felsdrachenhöhle am Urmannsberg (Teilgr. 1824). - Höhlenkundliche Mitteilungen, Wien, 58 (7/8): 99-100.
- Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich - Forschungen & Berichte März 2020 - Kleinhöhlenrally in Zeiten von Corona: http://www.cave.at/ex/tour?id=262