Artikel in HKM 11-12/2018:

Zwei Überdeckungshöhlen im östlichen Dürrensteingebiet (Teilgruppe 1815)

von Reinhard u. Walter Fischer, Thomas Gundacker

Einleitung: Nachdem Reinhard und Thomas bereits zwei Tage mit höhlenkundlichen Tätigkeiten im Großraum Ybbstalerhütte hinter sich gebracht haben, brechen wir am Samstag zu Dritt in Richtung Oisklause auf, um im Bereich der Rotmauer ein von Walter schon früher gesichtetes Portal zwischen Kratzereckspalte (1815/289) und Ballonposthöhle (1815/288, siehe HKM 2/1996) zu erkunden. Es entpuppt sich leider als nicht katasterwürdige Nische und so wird die Zeit zur weiteren Erkundung der Umgebung genutzt und prompt können im Bergsturzablagerungsgebiet unterhalb der Rotmauer zwei neue Kleinhöhlen aufgefunden werden. Bei dieser Gelegenheit erfolgt auch die Einmessung der Koordinaten der Ballonposthöhle mittels GPS.
Die Rotmauer befindet sich an der Grenze vom Dachsteinkalk zur Oberseebreccie und beherbergt nahe ihren ostschauenden Wandabbrüchen einige wandparallele Abrissklüfte, die sogenannten Rotmauerspalten (1815/164 a-e, siehe HKM 5/1982). Die beiden neuen Objekte, die Rotmauerverstürze I und II befinden sich zwischen Versturzblöcken im Hangschutt des östlich unterhalb der Rotmauer gelegenen Talkessels.

Lage: Im Tal der Ois, 2,5 km südwestlich der Kote 763 in Holzhüttenboden, östlich unterhalb der Rotmauer.

Zustieg: Der Zustieg erfolgt über die Forststraße ins Oistal, welche bei Kote 763 in Holzhüttenboden von der Landesstraße B71 (Zellerrain Straße) abzweigt. Etwa 2 km taleinwärts erreicht man 280 m nach der Breiten Quelle (1815/139) eine Verzweigung, bei der man sich rechts hält. Diese Straße umrundet das Alpl (1425 m) und führt in der Folge bis zur Grubwiesalm. Man verlässt sie jedoch schon nach 200 m und folgt einer Abzweigung nach links 500 m weit in Richtung Rotmauerbach und wendet sich auf einen aufwärtsziehenden Karrenweg, der in einen wiesenbewachsenen, von Felsbildungen eingesäumten Talkessel östlich unterhalb der Rotmauer leitet. Vom oberen, westlichen Ende der Wiesenfläche steigt man den Waldhang im Bergsturzgebiet in Falllinie ca. 70 Höhenmeter auf. Zahlreiche große Versturzblöcke und dazwischen einige Stellen mit anstehender Oberseebreccie verleihen dem Gelände ein eigenartiges Gepräge.
Die beiden Objekte befinden sich in einer auffallenden Blockanhäufung mit einem zentralen, ca. 7 m hoch aufragenden Block. Der Rotmauerversturz I öffnet sich im oberen Bereich an der Nordseite des großen Blockes und ist einfach zugänglich. Der Rotmauerversturz II befindet sich 5 m östlich auf einem Absatz am Ostfuß des Blockes und ist durch Abklettern einer 2 m Stufe erreichbar.

Rotmauerversturz I (1815/423)

Basisdaten: L 10 m, H -2 m, HE 5 m, Sh 1160 m, ÖK72.
Beschreibung: Vom durch einen pfeilerartigen Block verengten Einschlupf ist ein knapp 4 m langer Kriechgang zwischen Blockwerk zugänglich. Nördlich ist ein kurzer Schluf angegliedert, südlich kann man neben einem markanten Block 2 m tief in eine schmale, bis 2 m hohe Spalte absteigen. Im Deckenbereich ist eine Öffnung zwischen den Blöcken mit Humus und Wurzelwerk verschlossen.

Rotmauerversturz II (1815/424)

Basisdaten: L 10 m, H -2 m, HE 6 m, Sh 1155 m, ÖK72.
Beschreibung: Von einem großen, bewachsenen Felsblock kann man 1,5 m tief in den dahinterliegenden kleinen Höhlenraum absteigen (Einstieg a). Die 3 m breite, bis knapp 2 m hohe Kammer besitzt an der rechten Seite zwischen Versturzblöcken einige kleine Tagöffnungen. Ein unter den Einstiegsblock abwärtsziehender Kriechgang endet nach 3 m bei einem Humusverschluss. An der linken Seite der Kammer gelangt man schliefend zum zweiten Eingang (b), dem noch eine niedere Nische angeschlossen ist.

Beobachtungen: Am Tag der Vermessung konnte im Rotmauerversturz I eine Fledermaus im Flug beobachtet werden, die mehrmals aus der Höhle ins Freie und wieder zurückflog. Eine nähere Bestimmung war nicht möglich.
Unmittelbar südlich vom Eingang b des Rotmauerversturzes II befindet sich ein 2 m langer Schluf zwischen Blockwerk mit markanter, auswärtsgerichteter Wetterführung.

Vermessung: Die Auffindung, Erkundung und Vermessung erfolgte am durch Thomas Gundacker und Reinhard und Walter Fischer.

Literatur: