Einleitung: Im Bereich der Schmalzmauer, NO des Hochkars, waren schon ein paar Kleinhöhlen bekannt. Trotzdem stattete Walter Fischer einer am Laserscan (NÖ-Atlas) verdächtigen Stelle im Juni 2025 einen Besuch ab und siehe da, die Schachtdoline hat eine Fortsetzung, die unter einem mehrere Meter tiefen Abbruch sogar weiter gehen könnte. Einstieg der Wildrosenhöhle (1814/112), Foto: W. Fischer am Blick hinab zum Eingang der Munzenplanhöhle (1814/114), Foto: W. Fischer am
Zusammen entflohen die Autoren dann Ende Juni der großen Hitze hinauf in die Berge zwecks Erforschung und Vermessung. Der Abbruch in der Höhle erforderte einen Spit als Verankerung und tatsächlich führte vom Schachtgrund eine Strecke abwärts in einen weiteren Raum. Leider war eine mögliche Fortsetzung am Ende verblockt. Bemerkenswert fanden wir, dass überhaupt keine Befahrungsspuren zu erkennen waren, obwohl der Einstieg unweit des markierten Wegs und einer Forststraße im Weidegebiet liegt. Auch Knochen konnten wir keine entdecken. Das Wildrosenhöhle (1814/112) genannte Objekt konnte auf 40 m Länge vermessen werden.
Danach wanderten wir entlang des Alpinwegs weiter Richtung Ringkogel. Auch da waren am Laserscan ein paar "Löcher" im Kammbereich erkennbar, allerdings waren die ersten beiden "Nieten". Das Dritte entpuppte sich als kleine Höhle, die Munzenplanlucke (1814/113). Unklar war zunächst, ob sich das Objekt noch in Niederösterreich oder schon in der Steiermark befindet, verläuft doch die Landesgrenze im Bereich des Kamms, in dem auch die Höhle liegt. Eine Nachschau im GIS-Steiermark offenbarte, dass der offizielle Grenzpolygon hier die nach Norden gekrümmte Kammlinie abkürzt, womit die Höhle in Niederösterreich liegt.
Es folgte ein kurzer Abstecher über ein abschüssiges Grasband zwischen Felsstufen in die Südflanke. Einem kleinen Felswinkel entströmte ein verdächtig kalter Luftzug. Dahinter öffnete sich eine nette Horizontalhöhle, die von Reinhard bis zu einer bewetterten, unschliefbaren Engstelle erkundet wurde, aber aus Zeitmangel nicht mehr vermessen werden konnte - die Munzenplanhöhle (1814/114).
Ganz zufrieden mit unseren Entdeckungen machten wir uns schließlich auf den langen, landschaftlich großartigen Rückweg zum Hochkarparkplatz.
Bei einer weiteren Tour im August konnte mit dem Einverständnis der Schutzgebietsverwaltung des Wildnisgebietes Dürrenstein-Lassingtal bei idealem Wetter die bereits knapp auf steirischer Seite (im Bereich Lassingtal) liegende Munzenplanhöhle auf 36 m Länge vermessen werden. Die Wetterführung kommt aus einem schmalen Canyon, der leider fast in seiner gesamten Höhe mit Blöcken verlegt ist. Im Anschluss untersuchten wir noch einige verdächtige Stellen östlich der Schwarzalm und wurden nochmals fündig: mit der auf 14 m Länge vermessenen Lahnerkogelhöhle (1814/115) konnte ein weiteres Objekt dem Kataster hinzugefügt werden sowie die bereits 2007 bearbeitete Lahnerkogellucke (1814/90) aufgesucht und deren Eingangskoordinaten aktualisiert werden. Am Rückweg dieser 18 km-Tour rettete uns das erfrischende Bründl bei der Brunneckerhütte vor schlimmer Austrocknung.
Anmerkung und Dank: Die in diesem Bericht beschriebene Munzenplanhöhle (1814/114) liegt im Naturschutzgebiet "Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal". Die Höhlenforschung in diesem Naturschutzgebiet ist nur nach Absprache und Erlaubnis der Schutzgebietsverwaltung möglich. Wir bedanken uns für die freundliche Erlaubnis dieser Aktivität und für das Einverständnis zur Veröffentlichung dieses Berichtes in den Höhlenkundlichen Mitteilungen (HKM) des Landesvereins für Wien und Niederösterreich.
Zustieg: Der Zugang erfolgt vom oberen Parkplatz der Hochkarlifte (1479 m), erreichbar über die Hochkar-Alpenstraße, die bei Lassing, südwestlich von Göstling an der Ybbs, von der Landesstraße B25 (Erlauftal Straße) abzweigt. Vom Parkplatz (gebührenpflichtig) folgt man dem markierten Wanderweg Richtung Dürrenstein ("Alpinweg"), vorbei am "Bergsee" (Speicherteich), bis zu jener Stelle, wo er nordöstlich oberhalb der Schrotleitnerhütte wieder die Forststraße erreicht. Von der Forststraße verfolgt man den markierten Weg noch 100 m weiter aufwärts und quert dann südwärts in bewachsenes Gelände, wo man nach 80 m in einer kleinen Felsstufe auf den schachtartigen Einstieg der Wildrosenhöhle (1814/112) trifft. Die Gehzeit vom Parkplatz bis zur Höhle beträgt knapp 1 Stunde.
Nach etwa einer weiteren Stunde über den Alpinweg, vorbei an der Schmalzmauer und der Geißhöhe bis zur Munzenplan (SW Ringkogel) verlässt man den Wanderweg 80 m ONO von deren höchstem Punkt (1585 m) und erreicht 12 m südlich, unmittelbar jenseits eines Weidezauns, die Munzenplanlucke (1814/113).
Etwa 200 m östlich der Munzenplan mündet der von Schwarzalm kommende, ebenfalls markierte Steig ("Luchstrail", ca. 1560 m) ein. Von hier verfolgt man den Alpinweg noch gut weitere 200 m Richtung Ringkogel. Kurz vor Erreichen eines Hochstandes hält man sich über eine Wiesenfläche OSO aufwärts und kommt zu einem Weidezaun (UTM 497.625/5.287.215; Sh 1560 m). Dahinter, bereits in der SO-Flanke, leitet ein breites Rasenband unterhalb von Felsbildungen abschüssig und exponiert 120 m Richtung SSW zum schon von weitem sichtbaren Eingang der Munzenplanhöhle (1814/114) hinab.
Folgt man dem Luchstrail Richtung Schwarzalm, vorbei an der Bernlehnerhütte, trifft man im Bereich des Lahnerkogels auf den von der Schwarzalm zum Ringkogel führenden Wanderweg. Von der Wegkreuzung den Hang weglos 200 m weit Richtung NO abwärts querend, kommt man zu Felsformationen und einem Felswinkel mit dem Eingang der Lahnerkogelhöhle (1814/115). Die Gehzeit von der Abzweigung vom Alpinweg bis zur Höhle beträgt etwa 45 Minuten.
Wildrosenhöhle (1814/112)
Basisdaten: L 40 m, H -21 m, HE 22 m, Sh 1680 m, ÖK4209 bzw. ÖK101.
Lage: 200 m SW vom Gipfel der Schmalzmauer (1760 m) am Hochkar, NÖ.
Beschreibung: Von der 2 bis 3 m breiten und 7 m langen, rechteckigen Einstiegsöffnung kann man von Norden längsseitig über Sedimente und Blockwerk steil aber unschwierig bis in 7 m Tiefe absteigen. Am Tag der Entdeckung Mitte Juni lagerte noch ein kleiner Schneerest am Grund der Schachtdoline, 2 Wochen später war dieser bereits verschwunden. Ein Kriechgang leitet gestuft über Blockwerk 5 m weit bis zu einem Schachtabbruch abwärts. Der Abbruch (8 mm Spit) ist 5 m tief und führt in eine Erweiterung mit grobem, steil abfallenden Blockboden. Teils unterlagernd führt eine 2 m hohe Strecke einige Meter unter dem Kriechgang retour und endet im Versturz. Geradeaus über das Blockwerk absteigend kommt man zu einer Verengung entlang der raumbestimmenden Kluft, hervorgerufen durch zwei Naturbrücken und Klemmblöcke auf etwa halber Raumhöhe und einem sich nach unten hin verengendem Profil. Nach 5 m bricht die Passage mit einer 1,5 m tiefen Blockstufe in den 8 m langen, bis 3 m breiten und 8 m hohen Endraum ab. In diesem Raum mit abfallendem Block- und Schuttboden befinden sich zahlreiche Wandsinterbildungen. Am Ende des Raumes ist es einerseits möglich durch eine kleine Öffnung in eine kurze Unterlagerung im Bodenversturz hinabzuklettern sowie andererseits entlang einer engen kaminartigen Spalte 2 m hoch auf einen großen Klemmblock zu klettern, der eine kurze ansteigende Überlagerung bildet, die nach knapp 2 m wieder in den Raum abbricht. In diesem Bereich befinden sich ebenfalls Wandsinterbildungen, auch der Boden der Überlagerung ist mit einer Sinterschicht überzogen.
Erforschung und Vermessung beider Höhlen: Die Auffindung erfolgte am durch W. Fischer, die Vermessung am durch R. und W. Fischer.
Munzenplanlucke (1814/113)
Basisdaten: L 7 m, H -5 m, HE 8 m, Sh 1576 m, ÖK4209 bzw. ÖK101.
Lage: Munzenplan (1585 m), am Kamm zwischen Hochkar und Ringkogel, NÖ.
Beschreibung: Den Einstieg bildet eine 4 m lange, 2 m breite und nur wenige Meter tiefe Schachtdoline, in die von W unschwierig abgestiegen werden kann. In der NO-Ecke befindet sich eine kleinräumige Öffnung, durch die man über Block- und Astwerk abwärts kriechend in einen niederen, fortsetzungslosen Raum gelangt. Dieser misst etwa 4 x 2,5 m und erstreckt sich Richtung ONO. Der Boden wird durch Schutt und Blockwerk gebildet. Auffallend ist die schön geschichtete Deckenpartie. Am Boden der Einstiegsdoline finden sich Reste eines alten Weidezauns.
Erforschung und Vermessung: Die Auffindung und Vermessung erfolgte am durch R. und W. Fischer.
Munzenplanhöhle (1814/114)
Basisdaten: L 36 m, H +6 m, HE 25 m, Sh 1523 m, ÖK4209 bzw. ÖK101.
Lage: Munzenplan (1585 m), SO des Kamms zwischen Hochkar und Ringkogel, Stmk.
Beschreibung: Der halbhöhlenartige Eingangsbereich liegt in einem kleinen Felswinkel. Dahinter schließt ein störungsgebundener, auswärts bewetterter, Richtung SW führender Gang an, der zunächst niedriger wird, dessen Raumhöhe aber nach einer Bückstelle auf bis zu 3 m ansteigt. Der schuttbedeckte Boden ist etwa 1 m breit. Linkerhand ist eine 2,5 m lange, niedere Ausbuchtung angeschlossen. 12 m hinter dem Eingang senkt sich die Decke so weit ab, dass ein kurzes Stück nur kriechend befahrbar ist. Dahinter wird der Hauptraum der Höhle erreicht. Dieser erstreckt sich 10 m Richtung SW, ist durchschnittlich 3 m breit und bis zu 7 m hoch, wobei die nordwestliche Raumbegrenzung von einer steil einfallenden Wand gebildet wird. An der gegenüberliegenden, überhängenden Raumbegrenzung findet sich Knöpfchensinter. Im Schuttboden sind vereinzelt auch größere Blöcke verteilt. Am Ende wird der Raum durch eine von Norden hereinragende Felskulisse auf 1 m Breite verengt. Dahinter schließt der Endraum an, der sich 4 m weit Richtung NW biegt. In der Decke befindet sich ein kleiner, bald unschliefbar werdender Schlot, aus dem starkes Tropfwasser rieselt. Im Norden mündet hinter einigen Klemmblöcken ein schmaler Canyon ein, dem bei warmen Außentemperaturen eine deutliche Wetterführung entströmte. Allerdings ist der Canyon fast vollständig verblockt, nur im Deckenbereich, in 3 m Höhe, könnten schlanke ForscherInnen nach Ausräumen einiger Blöcke eventuell weiter vordringen. Es konnten horizontal 4 m eingesehen werden.
Zoologie: Am Vermessungstag wurde im Eingangsbereich eine nicht näher bestimmbare, dunkelgraue Schlange beobachtet, die sich in die Höhle zurückzog. An den Wänden fanden sich zahlreiche Olivbraune Höhlenspanner (Triphosa dubitata). Vor allem an der bewetterten Engstelle am Ende hielten sich viele Mücken auf.
Erforschung und Vermessung: Die Auffindung erfolgte am durch R. Fischer, die Vermessung wurde am von R. Fischer durchgeführt.
Lahnerkogelhöhle (1814/115)
Basisdaten: L 14 m, H -7 m, HE 13 m, Sh 1585 m, ÖK4209 bzw. ÖK101.
Lage: 550 m OSO der Schwarzalmhütte, Göstlinger Alpen, NÖ.
Beschreibung: Das 4 m breite und ebenso hohe, markant profilierte nordschauende Portal befindet sich in einem kleinen Felswinkel, in dem etliche größere Blöcke lagern. Mittig und rechts (westlich) befinden sich im Eingangsbereich zwei bis zu 5 m hohe, canyonartige Kamine, die durch eine bis fast zum Boden herabreichende Rippe getrennt sind. in der Osthälfte beträgt die Raumhöhe etwa 1 m. Die Strecke führt über Blockwerk abwärts und die Raumhöhe fällt sprungartig zuerst auf knapp 2 m und dann auf etwa 0,6 m ab. Hier kann man über einen großen Block etwa 1 m tief hinabrutschen und befindet sich im maximal 1,8 m hohen, bis 3 m breiten und 5 m langen, niedriger werdenden Endabschnitt der Höhle, der bei einem verblockten Schlufansatz endet. Der Boden besteht aus Blockwerk und Schutt, in einer westlich angegliederten Nische befinden sich reichlich Knöpfchensinterbildungen.
Erforschung und Vermessung: Die Auffindung und Vermessung erfolgte am durch R. und W. Fischer.
Geologie: Alle beschriebenen Höhlen liegen im Dachsteinkalk. Am Beginn des Zustieg trifft man allerdings auch auf rötliche Gesteine, die der jurassischen Klausformation angehören und z.B. bei einem Aufschluss entlang einer neuen Straße im Bereich des "Bergsees" eine diskordante Auflagerung auf den Dachsteinkalk zeigen.
Literatur:
- FISCHER, W. u. Fahrenberger, W. (2007): Die Lahnerkogellucke in den Göstlinger Alpen (Teilgruppe 1814). - Höhlenkundl. Mitt. Wien, 63 (10): 126.
- MANDL, G., BRYDA, G. u. PAVLIK, W. (2009): Der Dachsteinkalk im Großraum Hochkar - Hochschwab und seine Stellung in der kalkalpinen Karbonatplattform-Entwicklung. - Arbeitstagung Geologische Bundesanstalt 2009, Leoben: 70-80.
- Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich - Forschungen & Berichte Juni 2025 - Neues vom Hochkar: https://cave.at/ex/tour?id=403