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Artikel in HKM 7-8/2011:
Neue Höhlen am Mendlingstein und im Windischbachtal (Teilgruppe 1814)
von Reinhard und Walter Fischer
Einleitung:
Bei einigen Geländebegehungen und Wanderungen im Winter und Frühjahr 2011 in der Teilgruppe 1814 (Göstlinger Alpen) konnten am Mendlingstein in der Steiermark drei Kleinhöhlen aufgefunden werden. Eine weitere kleine Höhle wurde im Windischbachtal bei Göstling a. d. Ybbs entdeckt. Bei früheren Fahrten in diese Gebiete wurden bereits etliche Höhlen in den Kataster aufgenommen (siehe HKM 9/1995 und HKM 9-10/2010).
Kaisergemsenhalbhöhle 1814/101
Basisdaten: L 6 m, B 7 m, H +1,5 m, Sh 720 m, ÖK101.
Lage: In einem Felswinkel am Südfuß des westlichsten Vorgipfels des Mendlingsteins, etwa 1000 m westsüdwestlich des Mendlingsteingipfels (983 m).
Zustieg: In Erzhalden, bei der Einmündung des Mendlingbaches in die Salza (Kote 524), beginnt der sogenannte Kaisergemsensteig. Dieser führt mit einigen Seilversicherungen zu einer exponiert angebrachten Blechgämse. In weiterer Folge verläuft ein spektakulärer Klettersteig durch die Südabstürze auf den westlichsten Vorgipfel des Mendlingsteins (Gipfelbuch, Sh ca. 830 m). Man folgt dem Steig bis zum Wandfuß (Sh ca. 630 m) und quert vor der ersten Kletterstelle auf einem Absatz in Richtung ONO in einen steil ansteigenden, felsumrahmten Kessel. Am oberen Ende befindet sich am Fuß bedeutender Wände in einem Felswinkel die Kaisergemsenhalbhöhle.
Beschreibung: Vom 7 m breiten Portal, dessen linke, westliche Hälfte nahezu zur Gänze von einem großen herabgebrochenen Block eingenommen wird, erstreckt sich der Höhlenraum 6 m über Bruchschutt und Sedimente leicht ansteigend bergwärts. Die Breite nimmt dabei auf 1 m ab, die Höhe beträgt beim Eingang 2,5 m, steigt hinter der Trauflinie auf bis zu 3 m und fällt danach auf etwa 0,5 m beim Ende ab.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 16.1.2011 bei einer Geländebegehung durch R. u. W. Fischer aufgefunden und vermessen.
Kaisergemsenkluft 1814/102
Basisdaten: L 5 m, H +2 m, Sh 720 m, ÖK101.
Lage: Am Fuß von südwestschauenden Felswänden, ca. 30 m südöstlich der Kaisergemsenhalbhöhle (1814/101).
Zustieg: wie zu 1814/101
Beschreibung: Vom 2 m hohen und gut 1,5 m breiten Eingang führt die Kluft in nordöstliche Richtung 5 m bergwärts, erreicht im Mittelteil bis 2 m Breite, knapp 2,5 m Höhe und läuft gegen das Ende spitz zusammen. Der anfangs ebene Boden besteht aus Sedimenten und etwas Bruchschutt, in der zweiten Hälfte aus einer ansteigenden, gestuften Felsplatte.
Erforschung und Vermessung: wie bei 1814/101
Nordklüftchen 1814/103
Basisdaten: L 6 m, H +2 m, Sh 800 m, ÖK101.
Lage: Auf der Nordwestseite des Mendlingsteins, an der orographisch rechten Seite einer Scharte zwischen den zwei westlichsten Vorgipfeln, etwa 800 m westlich des Mendlingsteingipfels (983 m).
Zustieg: Man folgt dem Kaisergemsensteig (siehe 1814/101) bis zum Beginn der Felsbildungen in etwa 630 m Seehöhe und wendet sich dann vom Steig ab in die Nordwestseite des Mendlingsteins und quert am Fuß der Wände in Richtung NO. Nach 400 m, gegenüber der auf der anderen Hangseite gelegenen Kote 554 im Tal des Mendlingbaches, kommt man zu einem markanten Einschnitt, der die zwei westlichsten Vorgipfel des Mendlingsteins trennt. Hier steigt man 100 Höhenmeter steil auf und trifft am Wandfuß östlich der Tiefenlinie auf den Höhleneingang.
Beschreibung: Es handelt sich um eine in Richtung OSO verlaufende Kluftstrecke, die an der Trauflinie eine Breite von gut 4 m aufweist und knapp 2 m hoch ist. Die Raumbreite nimmt kontinuierlich ab und verjüngt sich nach 3,5 m auf einen halben Meter, danach setzt sich der Kluftgang noch sehr schmal und schlufartig 2,5 m weit bis zum Ende fort, die Raumhöhe nimmt dabei bis auf 0,6 m ab. Der leicht gestuft ansteigende Boden ist mit Sedimenten und Bruchschutt bedeckt.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 5.3.2011 bei einer Geländebegehung durch R. u. W. Fischer aufgefunden und vermessen.
Die drei beschriebenen Höhlen liegen im Dachsteinkalk (Geol. Karte der Stmk. 1:200.000).
Windischbachdurchstieg 1814/104 a, b
Basisdaten: L 10 m, H 12 m, Sh 660 m, ÖK71.
Lage: Die Höhle liegt im orographisch linken Hang des Windischbachtales, etwa 7 km südöstlich von Göstling a. d. Ybbs sowie ca. 650 m nördlich der Kote 646 in der Windischbachau.
Zustieg: Vom Forsthaus im Steinbachtal (Kote 612) folgt man der Forststraße entlang des Windischbaches (markierter Wanderweg zum Tremelsattel) etwa 1,6 km bis zum Nordportal des Hochkarstollens der 2. Wr. Hochquellenleitung. Knapp nördlich davon befinden sich 30 Höhenmeter über der Straße in einem felsigen Riegel zwischen zwei westwärts ansteigenden Gräben die Portale des Windischbachdurchstieges, wobei das südliche Portal durch Steilaufstieg erreichbar ist.
Beschreibung: Eine Nord-Süd verlaufende, westwärts sehr steil ansteigende Schichtfuge durchzieht den Felsrücken und weist auf beiden Seiten langgezogene, ebenfalls steil ansteigende Portale auf. Das südliche Portal (a) liegt auf einem Felsabsatz, ist 10 m breit und im Mittelteil bis 3 m hoch und leitet in die durch einen Pfeiler aus Blockwerk etwas gegliederte Schichtfuge. Man durchquert die durchschnittlich 1 m hohe Fuge am bequemsten mittig entlang eines ansteigenden Simses und gelangt über einige Blöcke zum 16 Schrägmeter breiten und ebenfalls bis 3 m hohen Nordportal (b), welches knapp außerhalb der Trauflinie mit einer Wandstufe in den Graben abbricht. Wo es die Neigung zuläßt, lagern auf der ansonsten blanken Felssohle einige Blöcke und Bruchschutt, auch etwas Sedimentbelag ist anzutreffen. Das Objekt liegt im Ramsaudolomit (Geol. Karte Blatt 71).
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 10.4.2011 im Zuge einer Wanderung durch R. u. W. Fischer aufgefunden und vermessen.
Literatur: