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Artikel in HKM 9/1995:

Kleinhöhlen am Mendlingstein, Stmk. (Teilgruppe 1814)

von Reinhard und Walter Fischer

Der Mendlingstein (983 m) ist der westlichste Ausläufer der Teilgruppe 1814 (Göstlinger Alpen - Hochkar). Er erhebt sich über dem Zusammenfluß von Salza und Mendlingbach bei Erzhalden (hier zweigt die Bundesstraße 24, die über Wildalpen und Weichselboden nach Mariazell führt, von der B25 ab).
Die im folgenden beschriebenen Höhlen befinden sich sowohl nördlich als auch südlich des felsigen Kammes, welcher bei oben erwähnter Straßenkreuzung seinen Anfang nimmt und über Mendlingstein und Falken (1433 m) bis zum Hochkar (l808 m) hinaufzieht.
Zugangs- u. Raumbeschreibungen:
Unmittelbar nach der Brücke über den Mendlingbach setzt links an der B24 ein unscheinbares Steiglein an. Es handelt sich - laut Beschilderung - um den blau markierten Kaisergemsensteig (nur für Geübte!), der teilweise exponiert und in leichter Kletterei (II) zu einer auch vom Tal aus sichtbaren, etwa 1 m hohen Blechgemse mit Buch führt. Schon nach wenigen Metern verzweigt sich der Steig. Hält man sich hier rechts und folgt der - manchmal undeutlichen - blauen Markierung, so gelangt man nach ca. 100 Höhenmetern zu jener Stelle, wo das Weglein sehr steil in Fallinie zwischen niederen Felsen aufwärts führt. Von hier erblickt man einerseits links oben am Felsgrat schon die Kaisergemse und andererseits geradeaus in der sperrenden Wand ein kleines schwarzes Loch, das

Kaisergemsenloch (1814/40, Sh 640 m, L 9 m, H +6 m).
Um die Höhle befahren zu können, muß man zuerst eine mannshohe, überhängende Kletterstelle überwinden. Diese befindet sich bereits innerhalb der Trauflinie und trägt somit zum Höhenunterschied bei. Der eigentliche südschauende Eingang ist ca. 1 m breit und 2,5 m hoch. Knapp dahinter gelangt man über eine 1 m hohe, brüchige Stufe (im Deckenbereich wackeliger Klemmblock) in eine 1 m breite und 2 m hohe Strecke. Ein ansteigender Schluf führt noch in eine schmale, mannshohe Kammer mit Bergmilchauskleidung. Der Höhlenboden besteht hier aus Sedimenten, weiter vorne meist aus Grobschutt.

Verläßt man den Kaisergemsensteig bei o. e. Verzweigung nach links, erreicht man den Nordwesthang des Mendlingsteins. Dieser Steig mündet nach wenigen Minuten Gehzeit in das Ende einer Forststraße ein. Nach ctwa 100 m erblickt man 25 Schrägmeter rechts oberhalb der Forststraße das Portal des

Mendlinggangls (1814/41, Sh 565 m, L 6 m).
Es handelt sich um einen beim Eingang gut 2 m hohen und ebenso breiten Gang mit ebenem Boden. Raumhöhe und Breite nehmen rasch ab und betragen beim Höhlenende 0,5 m x 1 m. Der Höhlenboden besteht aus Sedimenten, Kleinschutt und vereinzelten Blöcken.

Man verfolgt nun die leicht bergaufführende Forststraße weitere 100 m, wo sich rechterhand (östlich) eine Felswand in Richtung SSO erstreckt. In dieser befindet sich das

Mendlingabri (1814/42, Sh 570 m, L 13 m, B 25 m, H 11 m).
Die im nördlichen Teil nur seichte Halbhöhle erreicht im südlichen Bereich eine maximale Tiefenerstreckung von 7 m. Die Höhe nimmt hier von 8 m an der Trauflinie rasch auf 3,5 m ab und beträgt im hinteren Teil 2,5 m. In leichter Kletterei kann eine südlich oberhalb, unter selber Trauflinie liegende Kammer mit abschüssigem Boden erklommen werden. Die Raumbegrenzung der Halbhöhle wird an einer Stelle von einer Gesteinsbrekzie gebildet.

Die Forststraße weitere 35 m ansteigend erreicht man einen Richtung Mendlingbach hinunterziehenden Felsrücken. Steigt man an dessen Nordseite 8 Höhenmeter ab (rechts, unterhalb der Forststraße einige kurze Nischen), so gelangt man zum oberen Einstieg des

Mendlingdurchstiegs (18 14/43, Sh 560 m, L 5 m, H 2 m).
Ein knapp mannshoher, anfangs 1 m breiter Gang führt über Versturzblöcke abwärts zum zweiten Eingang in der Südseite des Felsrückens. Die Raumbreite beträgt hier 2 m.

Die in der ÖK50/101-“Eisenerz“ noch nicht eingezeichnete Forststraße mündet nach ca. 1 km gut 200 m ostnordöstlich vom Hirtenlehner in die B25 ein. Die drei letztbeschriehenen Objekte sind von hier vielleicht noch bequemer zu erreichen. Oberhalb der Forststraße fällt an einer Stelle ein breiter Kahlschlag im Nordwesthang des Mendlingsteins auf. Steigt man im Wald links daneben knapp 200 Höhenmeter auf, so erreicht man zum Teil recht mächtige Felsbildungen. Nun hält man sich am Wandfuß in östliche Richtung und stößt so auf den

Düsendurchschlupf (18 14/44, Sh 835 m, L 9 m, H 5 m).
Durch eine 3 m weit ausladende Trauflinie erlangt der nordostschauende 2,5 m hohe Eingang halbhöhlenartigen Charakter. Die Höhle besteht im wesentlichen aus einem 8 m langen, sich stetig bis auf 0,7 m x 0,7 m verjüngenden Gang mit ebenem Boden, der mit einem nordwestschauenden Portal 3 m über dem Wandfuß wieder ins Freie mündet. Die düsenähnliche Raumform führt bei äußeren Luftbewegungen zu einer starken Bewetterung.

Man verfolgt nun den Wandfuß weitere 100 m in annähernd östliche Richtung bis zum vorläufigen Ende dieser Felsbildungen und steigt 60 Höhenmeter den steilen Hang auf. Zuletzt zwischen Felsen sehr steil aufwärts erreicht man schließlich am Fuß der sperrcnden Wand die

Rotlehmspalte (1814/45, Sh 885 m, L 6 m, H +2 m).
Das nordschauende Portal ist 6 m breit und 3 m hoch und wird wie das gesamte Objekt in der westlichen Raumhälfte von unter 55° einfallenden Gesteinsschichten geprägt. Der ebene Boden der östlichen Raumhälfte wird von rötlichen, lehmigen Sedimenten gebildet. Diese treten aus einer Spalte in 2 m Höhe am Ende des spitz zulaufenden Raumes in dunkelroter Färbung aus und werden gegen den Eingang hin immer heller.

Um die Höhlen in der Südseite zu erreichen, bietet sich die Forststraße an, die bei Kote 545 im Salzatal ansetzt. Diese führt, vorbei an einer Wiese mit zwei Wildfütterungen, bis auf über 800 m Seehöhe, wo man sich bereits in Gipfelnähe befindet und diesen durch Aufstieg im steilen Waldgelände erreicht.
Dem Mendlingsteingipfel sind westlich im Kammverlauf zwei durch Einsattelungen getrennte Kuppen vorgelagert. Vom Sattel unmittelbar westlich des Gipfelaufschwungs sind der Gipfel und die westlich anschließende Kuppe in leichter Kletterei (I-II) erreichbar.
Steigt man aber zwischen den zuletzt beschriebenen Objekten (Düsendurchschlupf und Rotlehmspalte) über steiles, felsiges Gelände zum Kamm hinauf (ca. 80 Höhenmeter), so kommt man zu der westlicheren der beiden Kuppen. Vom östlich dieser Kuppe befindlichen Sattel etwas in die Südseite absteigend gelangt man zu südostschauenden Felswänden. An deren Fuß liegt direkt unterhalb der Kuppe der

Mendlingsteingang (1814/46, Sh 915 m, L 7 m, H +1 m).
Der beim Eingang knapp 1,5 m hohe und 2,5 m breite Gang verschmälert sich nach 4 m auf 0,7 m, wobei die Raumhöhe etwa konstant bleibt. Der Höhlenboden steigt im hinteren Teil etwas an und besteht überwiegend aus Sedimenten. In Gangmitte lagern zwei größere abgeflachte Blöcke. Hier finden sich an der Decke einige 5 cm lange, unansehnliche, inaktive Stalaktiten.

Folgt man vom Mendlingsteingang den Wandfuß 12 m abwärts, so erreicht man den Einschlupf des

Mendlingsteinschlufes (1814/47, Sh 910 m, L 6 m, H -1 m).
Ein anfangs recht enger Schluf leitet wandparallel über erdige Sedimente und Laub abwärts in eine 0,7 m hohe Erweiterung. Links befinden sich zwei unbefahrbare Spalten, die nach 1 m ins Freie münden. Bei der Erweiterung knickt der Schluf um 50° um und führt über Blockwerk, wieder etwas enger in exakt westliche Richtung.

Vom Sattel gelangt man recht bequem auf die zweite Kuppe und östlich abkletternd erreicht man die nächste Einsattelung. Quert man von hier den bewaldeten Nordhang - leicht an Höhe verlierend - in nordöstliche Richtung, so kommt man nach gut 100 m zur unweit des Gipfels befindlichen

Mendlingsteinhalbhöhle (1814/48, Sh 940 m, L 5 m, H 2 m, B 11 m).
Es handelt sich um eine westsüdwestschauende 1,5 m bis 2,5 m hohe Halbhöhle, wobei der großteils mit Laub bedeckte Boden gegen Nordwesten hin abfällt.

Steigt man jedoch von der zweiten Kuppe sich leicht linkshaltend 70 Höhenmeter sehr steil südseitig ab, so erreicht man gut 20 m hohe Felsabbrüche. An einer Stelle ist es möglich über ein 0,5 m bis 1,5 m breites ansteigendes Grasband ca. 15 m weit in die Wand zu queren (eventuell Seilsicherung), wo man plötzlich vor dem mächtigen Portal der

Mendlingsteinhöhle (1814/49, Sh 905 m, L 12 m, H +4 m) steht.
Der 5 m breite und 3 m hohe, ostschauende Eingang öffnet sich 12 m über dem Wandfuß. Es handelt sich um einen 12 m langen, sich in westsüdwestliche Richtung erstreckenden Höhlenraum mit Blockboden und vereinzelten rötlichen Sedimenten, welcher sich nach 7 m auf 2,5 m x 2 m verjüngt und schließlich immer niedriger werdend verstürzt endet. Nach starken Regenfällen ergießt sich ein Bächlein aus der Höhle über die Felswand.

Um zum Wandfuß zu gelangen, seilt man am besten von einem der am Felsabbruch stehenden Bäume 12 m weit ab (ansonsten zurück hinauf zur Einsattelung und steil über eine Schuttritsche wieder herunter). Man steigt die Schuttritsche noch etwa 100 Höhenmeter ab, bis es möglich wird, unter den Felsen kurz in westliche Richtung zu queren und wieder ca. 45 Höhenmeter bis zum Fuß mächtiger Felswände aufzusteigen. Hier befindet sich das

Südportal (1814/50, Sh 835 m, L 11 m, H +11 m).
Hinter dem 11 m breiten und etwa 16 m hohen südschauenden Portal erstreckt sich der Höhlenraum 11 m nach Norden. Raumbestimmend ist ein mehrere Meter hoher, steil aufwärts führender Felsgrat, welcher schon außerhalb der Trauflinie etwa in Portalmitte ansetzt und bis ins Nordwesteck des Raumes zieht, wo er in die Rückwand übergeht. Rechts (östlich) davon bietet sich die Möglichkeit, über Schutt und Sedimente 8 m weit anzusteigen. Klettert man nun in der weiterführenden Verschneidung ein kurzes Stück unschwierig aufwärts, kann man einerseits links auf den Felsgrat gelangen und andererseits rechterhand schon etwas schwieriger zur rückwärtigen Raumbegrenzung queren, wo sich an einer Stelle – 7 m über dem Schuttboden - sogar noch ein ebenes Plätzchen befindet. Der Westteil des Raumes ist von steilen, gestuften Felsabbrüchen geprägt.

Steigt man von hier über 100 Höhenmeter ab und quert den Südhang knapp unterhalb von weiteren Felsbildungen ca. 300 m nach Westen, erreicht man nach Überquerung einer Schuttritsche wieder Felsformationen zu denen etwas aufgestiegen werden muß, will man zum letzten der “Mendlingsteinobjekte“, dem

Südklüftchen (1814/51, Sh 720 m, L 6 m, H +3 m) gelangen.
Vom an der Trauflinie 10 m breiten, halbhöhlenartigen Eingangsbereich zieht ein, über eine 1,5 m hohe Felsstufe erreichbarer ca. 2 m hoher Kluftgang 5 m in nördliche Richtung. Dem Kluftgang sind östlich zwei kurze Nischen angeschlossen. Ein in der nächsten Felswand oberhalb befindliches, an der selben Kluft angelegtes Objekt ist nicht katastetwürdig.

Wenn man nun den steilen Waldhang 200 m in Fallinie absteigt, erreicht man die B24 etwa 500 m westlich der Kote 545.
In den unzähligen Felsbildungen des Mendlingsteins befinden sich noch zahlreiche, knapp nicht katasterwürdige Höhlchen und einige, nur sehr schwer zu erreichende Portale und sicherlich noch etliche unentdeckte Objekte. Die Verfasser hatten jedoch nach vier Fahrten und zwölf Winzighöhlen, welche allesamt keinen lichtlosen Teil besitzen, die Nase voll und haben dieses Gebiet bis auf weiteres abgeschlossen. Die Vermessung der Höhlen erfolgte am 4.3., 8.4., 22.4. und am 26.5.1995.


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