Einleitung: Am waren Andreas Kollenhofer, Helmut Kütäubel und Wilhelm Morgenbesser im Gebiet der Mittermauer und des Törlsteins unterwegs. Dabei wurde auch der Mittermauerhöhle und dem Mittermauer-Fensterschlot ein Besuch abgestattet und hierbei das Mittermauerloch entdeckt. Die Mittermauerhöhle wurde 1981 von O. M. Schmitz aufgefunden. Im Jahr 2004 wurde die Höhle von Helga und Wilhelm Hartmann einer genauen Vermessung unterzogen und dabei der in unmittelbarer Nähe befindliche Mittermauer-Fensterschlot entdeckt und vermessen. Auch das unterhalb gelegene Felsfenster wird im zugehörigen Bericht erwähnt. Merkwürdigerweise wurde damals das Mittermauerloch mit seinen unmittelbar neben dem Felsfenster gelegenen drei Eingängen nicht bemerkt. Die Vermessung der neuen Höhle wurde am durch Reinhard und Walter Fischer und Wilhelm Morgenbesser durchgeführt.
Mittermauerloch (1834/91 a-c)
Basisdaten: L 46 m, H 6 m (+5 m, -1 m), HE 14,5 m, Sh 962 m, ÖK73.
Lage: In der Westflanke der Mittermauer (1085 m), ca. 3,2 km NNO von Ulreichsberg.
Zustieg: Am markierten Wanderweg von Ulreichsberg Richtung Falkenschlucht, wie zu Mittermauerhöhle (1834/27) und Mittermauer-Fensterschlot (1834/89), siehe HKM 11/2004. Die Eingänge a und b befinden sich am Wandfuß, 10 m unterhalb des Einganges a der Mittermauerhöhle sowie unmittelbar östlich (orographisch rechts) eines Fensters in dem zwischen Mittermauerhöhle und Mittermauer-Fensterschlot herabziehenden Felsgrat. Der Einschlupf c befindet sich knapp südlich oberhalb des Fensters auf der orographisch linken, westlichen Seite des Grates.
Beschreibung:
Vom 0,7 m breiten und knapp 0,5 m hohen, am Wandfuß gelegenen Einschlupf a gelangt man in die unmittelbar dahinterliegende, 1,5 m hohe Eingangskammer. Der Boden besteht aus erdigen Sedimenten sowie aus Bruchschutt und erweckt den Eindruck eines Tierbaues. Von der Decke zieht ein anfangs durch eine Naturbrücke zweigeteilter Schlot nach oben und verengt sich nach 2 m auf unbefahrbare Ausmaße. An der rechten (südlichen) Begrenzung der 2 m durchmessenden Eingangskammer befindet sich einerseits oberhalb einer Stufe ein kurzer Kluftfortsatz, andererseits setzt am Boden ein sehr enger Durchschlupf an. Ein dahinter aufwärtsführender Kriechgang mündet nach 2,5 m mit dem Eingang c ins Freie. An der rechten (nördlichen) Begrenzung befindet sich auf einem Absatz eine bullaugenähnliche Öffnung mit einem Durchmesser von etwa 0,5 m, die 1,5 m über dem Boden in den nischenartigen Eingang b ausmündet. Schräg unterhalb dieser seichten Nische durchbricht ein 2 m breites und 1,5 m hohes Felsfenster den schmalen, nur etwa 0,5 m breiten Grat, wobei die östliche Öffnung des Fensters unter der gleichen Trauflinie wie der Eingang b liegt. Vom Absatz zwischen Eingang b und Eingang c zieht noch eine kurze Spalte steil nach oben.
An der südöstlichen Raumbegrenzung der Eingangskammer setzt oberhalb einer Felsplatte ein engräumiger, 4,5 m weit aufwärtsführender Schrägschlot an, der am Ende eine Rufverbindung zum oberhalb gelegenen, nur etwa 2 m entfernten Mittermauer-Fensterschlot besitzt.
Aus der Eingangskammer über kleine Blöcke in östliche Richtung schliefend, gelangt man in einen ansteigenden Kriechgang, der nach 5 m in eine niedere Teilungskammer mit Lehmboden mündet. Vom Südende der Kammer zieht eine Schlufstrecke mit Schuttboden zuerst abwärts, danach eben insgesamt 5,5 m Richtung Westen (VP 38-42). Im Verlauf des Schlufes befinden sich im Deckenbereich zwei kleine Naturbrücken.
Nordöstlich der Teilungskammer ist die 5 m lange, bis 2 m breite und maximal 1,5 m hohe Knochenkammer angegliedert, in die man durch einen 2 m langen Zugangsschluf gelangt, der in den südlichen, etwas höherliegenden und einen Lehmboden aufweisenden Teil der Kammer mündet. Etwa in Raummitte fällt der Boden schräg zum 0,7 m tiefer liegenden, mit Blockwerk bedeckten Nordteil der Kammer ab. Die östliche Wand des Nordteiles und das Bodenblockwerk unterhalb sind mit einer grauen Sinterschicht überzogen.
Beobachtungen: Offenbar motiviert durch die im Freien bereits herrschenden winterlich kühlen Witterungsverhältnisse trafen wir in der Höhle eine reichhaltige Fauna an. In der Teilungskammer zwischen VP 34 und VP 38 dösten zwei prächtige Feuersalamander. Besonders zahlreich aber traten an Wänden und Decken Weberknechte in Erscheinung, die sich - wie es schien - mit Spinnen und Höhlenheuschrecken um die heimeligsten Felsspalten stritten. Bemerkenswert war die relativ große Zahl an Höhlenheuschrecken (Troglophilus cavicola), die nach den Größenunterschieden zu urteilen offenbar in allen Entwicklungsstadien vorhanden waren. Allein in der Knochenkammer ergab eine schnelle Zählung in einem relativ kleinen Wandbereich über 12 ausgewachsene Exemplare. Apropos Knochenkammer: Bereits ohne akribische Nachschau fielen uns verstreut liegende Knochen und Knochenfragmente ins Auge. Einige davon haben wir aufgesammelt und fotografiert und einen Hirnschädel, einen Unterkiefer und einen Oberkieferrest mitgenommen. Diese wurden in der Folge dankenswerterweise von Prof. Dr. Gernot Rabeder untersucht und als "... von einem kleinen (weiblichen?) Wolf oder einem Haushund ..." stammend bestimmt. Abseits der Knochenkammer wurde auch zwischen VP 41 und VP 42 ein größerer Langknochen am Schuttboden liegend gesichtet.
Literatur:
- HARTMANN, H. u. W. (2004): Die Höhlen am Törlstein und auf der Mittermauer nördlich Ulreichsberg. Höhlenkundl. Mitt., Wien, 60 (11), S. 120-122.
- SCHMITZ, O. M. (1981): Höhlen südlich von Türnitz - 1834 Traisenberg. Höhlenkundl. Mitt., Wien, 37 (10), S. 195-198.