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Artikel in HKM 3/2007:

Höhlen am Leoferstein bei Opponitz (Teilgruppe 1826)

von Reinhard und Walter Fischer

Die im folgenden Bericht beschriebenen Höhlen liegen im Verlauf eines neu angelegten Erlebniswanderweges, dem sogenannten "Schluchtenweg" am Leoferstein nördlich von Opponitz.
Der drei Kilometer lange Rundwanderweg nimmt beim Gehöft Ober-Dippelreith, in dem auch eine Jausenstation eingerichtet wurde, seinen Anfang und führt durch ein felsdurchsetztes Waldgebiet in dem tektonische Vorgänge die Schluchten, Abrißklüfte und Höhlen haben entstehen lassen.
Erreichbar ist das Bauernhaus Ober-Dippelreith über einen bei der Bahnstation Mirenau gegenüber vom Kraftwerk Opponitz an der Ybbstal Bundesstraße (B31) ansetzenden Güterweg. Nach etwa 1,2 km, bei Kote 518 (in ÖK Nr. 70) zweigt die 350 m lange Hofzufahrt vom Güterweg ab.
Der markierte Weg führt bis zur zweiten Kehre einer Forststraße und weiter aufwärts über eine steile Wiese an deren nördlichen Ende das felsdurchsetzte "Schluchtengebiet" beginnt. Knapp nach Betreten der ersten felsigen Passage öffnet sich in einer turmartigen Formation, wenige Meter links (westlich) oberhalb des Steiges das

Schluchtenkammerl (1826/41),
L 6 m, H +4 m, Sh 685 m.
Es handelt sich um eine Überdeckungshöhle mit einem 3 m breiten, übermannshohen Portal, dem ein rechteckiger Höhlenraum mit etlichen mehr oder weniger befahrbaren Tagöffnungen folgt. In der Mitte des Raumes lagert ein großer Block, ansonsten überwiegt sediment- und laubbedeckter Boden.

Den Steig weiter aufwärts folgend, erreicht man nach etwa 100 m linkerhand markante Felsbildungen, wo eine Variante des Weges, der sogenannte Hexensteig, ansetzt. Der Hexensteig ist mittels Drahtseil versichert und durchzieht auf einem Band die Felsbildungen. Gleich zu Beginn öffnet sich unter einem Überhang das

Hexenloch (1826/42),
L 7 m, H +1 m, Sh 700 m.
Vom 4 m breiten, halbhöhlenartigen Vorplatz verjüngt sich die Strecke rasch und geht in einen max. 2 m breiten und 5 m langen Schluf über. Der Boden besteht aus lehmigen Sedimenten.

Im weiteren Verlauf leitet der Hexensteig zu einer bedeutenden Abrißkluft, die mit etwa 20 m Länge und bis 5 m Tiefe den bewaldeten Rücken durchquert wobei einige Trittstifte und Handgriffe die Befahrung erleichtern. Da die Kluft nicht überdeckt ist, kann sie nicht als Höhle angesehen werden und bleibt daher ohne Katasternummer. Wenige Meter westlich der Kluft trifft man auf eine Forststraße, der auch der markierte Weg ein kurzes Stück nach Süden, bis zur sogenannten Weihkesselmauer, folgt. An der südwestlichen, weit überhängenden Wand sind einige Kletterrouten eingerichtet. Wenig oberhalb der Weihkesselmauer befindet sich unmittelbar nördlich des Weges eine unscheinbare Felsformation mit dem

Lohloch (1826/43),
L 7 m, H -1 m, Sh 715 m.
In der bis zu 3 m hohen Eingangsnische setzt eine hangparallele Abrißkluft an, die als anfangs abwärtsführender Kriechgang nach 5 m durch Blockwerk auf unschliefbare Dimensionen verengt wird. Die Namensgebung erfolgte nach einem östlich gelegenen, niederen Holzknechtunterstand, einem sogenannten "Loh-Duck", der mit Rinde (=Loh) gedeckt ist.

Quert man von hier absteigend ca. 30 m weit in südwestliche Richtung in den stark bewachsenen Hang, erreicht man bei kleinen Felsbildungen das

Humusloch (1826/44),
L 7 m, H +3 m, Sh 710 m.
Eine kleine, halbrunde Einsenkung führt 2 m tief zum eigentlichen Höhleneingang hinab. Der 5 m breite und 4 m hohe, halbhöhlenartige Eingang verschmälert sich zu einer Kluft, die oberhalb einer 1,5 m hohen Stufe in eine Kammer mit drei Deckenfenstern leitet. Hereinrutschendes Laub und Astwerk wird in der Höhle kompostiert und endet als Humus im Eingangsbereich.

Den Schluchtenweg weiterverfolgend, gelangt man etwa 30 m nördlich vom Lohloch (1826/43) zum

Ochsengang (1826/45 a, b),
L 6 m, H -1 m, Sh 720 m.
Der Ochsengang ist eine geradlinige, übermannshohe Durchgangshöhle mit 1,5 m Breite, die auf halber Strecke ihren tiefsten Punkt und beim nördlichen Eingang b) eine kleine Stufe bei einem Block aufweist. Der markierte Weg verläuft durch die Höhle und vermittelt hier den Zugang zu einem kleinen Felskessel mit Rastplatz.

An der Nordostseite des Felskessels befindet sich der Eingang a) in die

Ochsenlucka (1826/46 a-c),
L 21 m, H 6 m (bez. auf a: +3 m, -3 m), Sh 720 m.
Vom 3 m breiten, knapp 2 m hohen Eingang, an dessen linker Seite ein großer Block lagert, führt die Strecke leicht absinkend in einen 4 m breiten und 3 m hohen Raum mit Sedimentboden. An der östlichen, durch Blockwerk begrenzten Seite kann man 5 m zum engen, schachtartigen Einschlupf b) emporklettern. Nördlich setzt ein breiter, niederer Gang an, von dessen Beginn ein erdiger Schluf einige Meter abwärts führt. Der Gang selbst wird in der Folge durch große Blöcke verengt und ist nur entlang der linken Raumbegrenzung schliefbar. Nach insgesamt 8 m mündet er ansteigend mit dem 6 m breiten und bis 2 m hohen Eingang c) wieder ins Freie. Der Name "Ochsenlucka" wurde von einem im Felskessel neben dem Eingang a) angebrachten Schild übernommen.

Der Weg erklimmt nun in mehreren Kehren den Südosthang des Leofersteins und quert anschließend mit Seilversicherungen an seine Nordflanke. Hier befindet sich die eindrucksvollste Abrißkluft des Gebietes, die mangels Überdeckung jedoch nicht als Höhle gewertet werden kann. Eine 5 m breite, ca. 30 m lange, bis 20 m hohe Schlucht, die von beiden Seiten steil zum Mittelteil abfällt durchschneidet die Bergflanke. Jenseits der Schlucht öffnet sich auf einem schmalen Band im felsigen Steilhang die

Leofersteinhöhle (1826/47),
L 12 m, H -3 m, Sh 750 m.
Der 3 m breite, nur 40 cm hohe Eingangsschluf leitet in eine abwärtsführende, schmäler werdende, bis 2 m hohe Kammer. Entlang der raumbestimmenden Kluft wird die Strecke immer niedriger und endet nach 4 m. Ein kurzer Schluf führt noch zum tiefsten Punkt hinab. Der Boden der Höhle besteht aus lehmigen Sedimenten und etwas Blockwerk, an den Wänden sind Sinterbildungen zu beobachten.

Am selben Band wie die Leofersteinhöhle liegt einige Meter weiter nordwestlich eine niedere Höhlung mit einem kurzen Durchschlupf auf die Westseite des Felskammes. Mit einer Ganglänge von etwa 3 m ist dieses Objekt nicht katasterwürdig. Einige Meter nordwestlich unterhalb des Felskammes trifft man im Waldboden auf einen spaltförmigen, etwa 2 m tiefen Einstieg. Der lediglich mit Lockermaterial überdeckte Spalt setzt sich sehr engräumig ein kurzes Stück aufwärtsführend fort.

Von der oben erwähnten großen Schlucht verfolgt man den markierten Weg ein kurzes Stück abwärts, bis man linkerhand den auffallenden Eingang a) der

Leofersteinkluft (1826/48 a-d) erblickt,
L 25 m, H +11 m (bez. auf a), Sh 735 m.
Eine an der Basis weggedriftete, große Felsplatte bildet diese in zwei Etagen ausgeprägte Überdeckungshöhle mit vier Eingängen. Der keilförmige, 5 m hohe Haupteingang a) liegt ca. 15 Schrägmeter oberhalb des Wanderweges. Die bis 2 m breite Kluftstrecke mit Sedimentboden führt mit abnehmender Raumhöhe 10 m steil in nordwestliche Richtung aufwärts, wo sie kleinräumig zum 2 m hohen, halbhöhlenartigen Eingang b), der sich in einer breiten Felsschlucht befindet, hinab leitet. Beim höchsten Punkt der unteren Etage besteht im Deckenbereich eine sehr engräumige, vertikale Verbindung zu einem überlagernden, 5 m langen, etwa mannshohen Durchgang mit den Eingängen c) und d), welcher von außen mittels leichter Kletterei erreicht werden kann.

Steigt man am Wanderweg vom Eingang a) der Leofersteinkluft etwa 10 Höhenmeter ab und wendet sich unterhalb einer Felswand westwärts auf einen Rücken, erreicht man das obere Ende einer großen, nicht in den Wanderweg eingebundenen Schlucht. Hier öffnet sich der nordschauende

Schluchtenunterstand (1826/49),
L 6 m, H -2 m, Sh 725 m.
Es handelt sich um einen an der Trauflinie 9 m breiten und knapp 2 m hohen Halbhöhlenraum, welcher sich über Laub, Humus und Blockwerk abfallend und niedriger werdend 6 m gegen Süden erstreckt.

Weitere 30 m nordwestlich stößt man zwischen Felsformationen auf den versteckt liegenden Einstieg der

Schluchtenhöhle (1826/50),
L 22 m, H -5 m, Sh 720 m.
Der durch große Blöcke geteilte Einstieg liegt an der Ostseite eines kleinen, ca. 5 m durchmessenden Felskessels. Eine in nordöstliche Richtung ziehende Kluftstrecke wird bereits nach 3 m zu eng, besitzt aber eine unschliefbare Verbindung zur oberhalb gelegenen Schluchtengrube (1826/51). Der Hauptteil der Höhle führt nach Südosten hinab in eine mehrere Meter steil abfallende, engräumige Strecke. An der südlichen Raumbegrenzung kann in eine von labilem Blockwerk begrenzte Raumerweiterung hinauf geschlüpft werden, die durch einige Pfeiler gegliedert wird.

Westlich kann die den Felskessel nördlich begrenzende Felsformation umgangen und steil ansteigend die

Schluchtengrube (1826/51) erreicht werden,
L 9 m, H -4 m, Sh 725 m.
In einem 5 m breiten, überdeckten Felswinkel setzt ein kletterbarer, 4 m tiefer Abbruch an, welcher am Grund eine schmale, nach SW führende Kluftstrecke aufweist. Diese steht durch eine nur wenige Zentimeter breite Spalte mit der unterhalb befindlichen Schluchtenhöhle (1826/50) in Verbindung.

Verfolgt man den markierten Weg von der Leofersteinkluft weiter, erreicht man die 250 m südsüdöstlich, direkt rechts neben einer kurzen Variante des markierten Weges, auf einem Schild "Teufelssteig" genannt, liegende

Teufelssteighöhle (1826/52 a-c),
L 21 m, H -6 m (bez. auf a), Sh 675 m.
Über Blöcke kleinräumig einige Meter abkletternd, gelangt man in einen 5 m nach Süden führenden, ebenen Gang, welcher zu einem 2 m durchmessenden Deckenfenster (Einstieg b) leitet. Am Grund der insgesamt 4 m tiefen Öffnung führt ein sedimentbedeckter Schluf zum Eingang c). In nordöstliche Richtung setzt eine geräumige, leicht abfallende, 5 m lange Strecke an, welche bei einem Rechtsknick verstürzt endet.

Den "Teufelssteig" weitere 10 m in Richtung Osten absteigend, gelangt man zum Einstieg b) der

Sauschädelhöhle (1826/53 a-c),
L 16 m, H +12 m (bez. auf a), Sh 660 m.
Dieser leitet in eine 5 m hohe, 4 m lange Durchgangsstrecke mit dem östlich gelegenen Eingang c). Von beiden Eingängen gelangt man in leichter Kletterei zum tiefsten Punkt hinab, wo eine zuerst nach Norden, dann steil abwärts nach Osten umknickende, schlufartige Fortsetzung ansetzt. Die Strecke bricht plötzlich 3 m über Blockwerk in einen tiefer liegenden Halbhöhlenraum (Eingang a) ab. Die Halbhöhle ist an der Trauflinie bis zu 6 m hoch, 12 m breit und besitzt einen Sedimentboden. Nur wenige Meter südlich des markierten Weges gelegen, eignet sie sich hervorragend als Unterstand und Rastplatz.
Ein Schild weist die Örtlichkeit als Kultplatz aus und die Felsformation, namensgebend für die Höhle, als "Sauschädelfelsen".

Der weitere Verlauf des Weges führt den Hang querend abwärts und beim Erreichen der Forststraße oberhalb des Gehöftes Ober-Dippelreith schließt sich die Runde.
Die Vermessung der Objekte erfolgte am 14.8.und am 20.8.2006 durch die Verfasser.


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