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Artikel in HKM 9/1993:
Neuforschung in der Mausrodlhöhle (1824/9) bei Lunz am See
von Werner Gamsjäger und Walter Fischer
Lage: Der Eingang liegt in 670 m Seehöhe oberhalb des Mausrodlteiches beim Haus Weißenbach Nr. 23 unmittelbar neben der Straße, die von Gaming über den Grubberg nach Lunz am See führt.
Etwa 800 m nördlich der Mausrodlhöhle befindet sich zwischen Steineck (877 m) und Grubberg (890 m) die Hüttgrabenwiese welche zahlreiche Dolinen ausweist, die laut Aussage von Einheimischen immer tiefer werden. Tatsächlich besitzt eine Doline am tiefsten Punkt einen schachtartigen Ansatz, der jedoch gänzlich mit Erde und Astwerk verschlossen ist.
Erforschungsgeschichte: Am 20.1.1973 wurde die altbekannte Höhle von H. u. W. Hartmann und Ch. Stoiber bis zu einem Siphon auf 30 m Länge bei einem Höhenunterschied von -5 m vermessen. W. Gamsjäger von der St. Pöltner Wasserrettung besichtigte am 16.2.1991 den engräumigen Siphon und passierte ihn mit einem 4-Liter-Gerät. Bei einem Tauchgang am 6.3.1993 konnte er eine Tauchstrecke von 25 m zurücklegen und die Luftblase beim "S" erreichen. Am 11.3.1993 gelang den Wasserrettungstauchern W. Gamsjäger und R. Biermayr die Erkundung und die Vermessung mittels Knotenleine, Kompaß und Tiefenmesser bis zum "St. Pöltner-Schacht". Bei einem um 1,5 m höherem Wasserspiegel wurde am 1.5.1993 eine Sicherungsleine bis zum Schacht verlegt. Am 2.5.1993 erfolgte die Einmessung des "St. Pöltner-Schachtes" mit dem Tiefenmesser. Außerdem wurde das Ende der befahrbaren Strecke erreicht Die Neuvermessung des Trockenteils durch W. Fahrenberger und W. Fischer am 16.5.1993 erbrachte eine Länge von 26 m bei -6 m Höhenunterschied. Die Gesamtlänge der Mausrodlhöhle beträgt nun 102 m (76 m Tauchstrecke), der gesamte Höhenunterschied -17 m (11 m Tauchtiefe). Der Ermittlung der Tauchtiefe wurde der Wasserstand vom 11.3.1993 zugrundegelegt, wo sich der Wasserspiegel genau in Höhe des VP5 (8 mm Spit mit Ringlasche) befand.
Raumbeschreibung: Das gut 2 m breite und 3 m hohe Portal liegt in einer niederen Felswand und ist seitlich mit einer 7 m langen, 4 m tiefen, betonierten Wasserabflußrinne mit zwei Abflußrohren ausgestattet. 6 m südlich des Portals öffnet sich in der Felswand eine niedere, abwärtsführende Spalte, die am Grund der Abflußrinne einmündet und 2 m weit befahrbar ist (Achtung: rostige Nägel, Glasscherben, etc.). Bei Hochwasser tritt hier und im Extremfall auch aus dem Höhleneingang ein Bach aus, der durch die Rohre abfließt. Bei normalem Wasserstand leitet vom Eingang ein immer niedriger werdender Gang abwärts, der nach einer 6 m langen Kriechstrecke in eine knapp mannshohe Erweiterung mündet. In einer in nordwestliche Richtung ziehenden, kleinräumigen Strecke erreicht man eine Wasseransammlung und nach 7 m einen engräumigen Siphon.
Tauchstrecke: Durch die Engstelle von 0,5 m x 0,8 m im Siphon kommt man leicht abwärts in einen in Richtung NW verlaufenden Gang mit feinen Fließfacetten. Nach 18 m erreicht der sich erweiternde, durchschnittlich 1 m hohe Gang eine Breite von 3 m. Seine größte Wassertiefe befindet sich bei einer Blockanhäufung mit -3,3 m. In der folgenden, anfangs treppenartig ansteigenden, S-förmigen Gangschleife wird im Mittelteil eine 2 m lange, 60 cm hohe Luftblase erreicht Von hier fällt die Strecke 2,5 m ab und knickt um 90° in Richtung 280°. Der folgende Gang hat Kastenprofil und ist 1,5 m hoch und 2 m breit Am Boden befinden sich Sandablagerungen und Blockwerk. Nach 13 m biegt der Gang Richtung Norden um und in der unteren Hälfte stehen an beiden Seiten waagrechte Steinlamellen in den Raum. Mit einer leichten Linksbiegung mündet die Strecke 5 m über dem Grund in einen quer zum Gang liegenden Raum mit 3 m x 5 m Querschnitt und 13 m Höhe. Die kuppelartige Decke des "St. Pöltner-Schacht" getauften Raumes liegt etwa 2,5 m über dem Wasserspiegel. Vom Schachtgrund in Richtung NO abwärts erreicht man bei einem Sandwall einen Gangansatz. Grobes Blockwerk macht ein weiteres Vorwärtskommen jedoch unmöglich.