Titelseite / Übersichtsseite (Home) / Publikationen /


  

Artikel in HKM 3/1997:

Höhlen in der Spitzmauer bei Kienberg

von Reinhard und Walter Fischer

Am 27.12.1996 wurde von den Verfassern ein "Extremspaziergang" im Bereich der Spitzmauer (Teil des Urmannsberges) südsüdöstlich von Kienberg unternommen. Dabei wurden drei katasterwürdige Höhlen aufgefunden und sogleich vermessen.
Fährt man vom Südende Kienbergs (Ortsteil Neuhaus) die Straße in die vorderen Tormäuer, kommt man nach ca. 1,5 km beim Forsthaus Urmannsau zu einer abzweigenden, über den Filzmoossattel nach Gaming führenden Straße. Etwa 150 m nach der Abzweigung setzt hier eine unter der Spitzmauer entlangführende Forststraße an (in der ÖK 50/72 - aufgenommen 1980, Kartenrevision 1987 - als Karrenweg bis zu einem von der Spitzmauer herabziehenden Rücken eingezeichnet). Man folgt der bereits weitergebauten Straße - eine links abzweigende Strecke außer acht lassend - bis an ihr Ende am Nordhang der Spitzmauer in ca. 500 m Seehöhe. Quert man nun den steilen, felsdurchsetzten Waldhang 30 m etwas absteigend nach Westen, kommt man zu der in den nördlichsten Ausläufern der Spitzmauer gelegenen

Spitzmauerhalbhöhle (1824/56, Sh 485 m, L 7 m, B 9 m, H +6 m).
Die Richtung zu einem Steinbruch an der Horeckgrabenstraße am gegenüberliegenden Hang beträgt 38 (Alt)Grad. Vom 4,5 m hohen Portal führt der ansteigende Sedimentboden zu einer knapp mannshohen Stufe. Oberhalb der Stufe setzt sich die Felssohle steil bis zum höchsten Punkt fort.

Etwa 100 m talauswärts der Spitzmauerhalbhöhle und 60 Höhenmeter tiefer liegt die Untere Urmannsberg-Halbhöhle 1824/52 (siehe HKM 6/1991).
Steigt man knapp vor dem Ende der beschriebenen Forststraße links von herabziehenden Felsbildungen steil auf, erreicht man in 580 m Seehöhe einen in Richtung ONO abwärtsziehenden Rücken. Von hier quert man auf einem ansteigenden, abschüssigen Band mit einer mannshohen Kletterstelle in die nordwärts liegende Wand. Der nach NO exponierte Eingang der

Spitzmauerhöhle (1824/57, Sh 600 m, L 26 m, H +10 m)
liegt in einem kleinen Felswinkel etwa 30 m über dem Wandfuß. Die Richtung zum Steinbruch an der Horeckgrabenstraße beträgt 26 (Alt)Grad. Vom 1,5 m breiten und 4 m hohen Portal kommt man in den 4 m langen, bis 2,5 m breiten Eingangsraum. Der Boden besteht aus einem Laubkegel, der von einer schmalen Tagöffnung in 5 m Höhe gespeist wird. Die weiterziehende Kluft ist in zwei getrennten Etagen befahrbar. Durch einen kurzen Kriechgang erreicht man eine 3 m lange, maximal mannshohe Strecke mit Bergmilchauskleidung. Klettert man vor dem Kriechgang 3 m empor, gelangt man in die überlagernde Etage. Vom Mittelteil dieses 5 m langen Kluftganges kann im engräumigen Bergmilchschlot der höchste Punkt der Höhle erklettert werden. In beiden Etagen befinden sich an den Wänden lange, fadenartige Wurzeln. Zwei Meter nördlich des Höhleneinganges öffnet sich noch eine 2,5 m lange, kolkartige Nische.

Quert man den Hang - vorbei an den höchsten Felswänden der Spitzmauer - in südwestliche Richtung, kommt man nach etwa 50 m zu einem sehr steil ansteigenden Felskessel. Entlang der rechten (nordöstlichen) Begrenzung aufsteigend, trifft man 2,5 m über dem Wandfuß auf das Portal der

Nestnische (1824/58, Sh 630 m, L 6 m, H +3 m).
Die Richtung zum Fh. Urmannsau beträgt 122 (Alt)Grad. Dank eines, als Kletterhilfe verwendbaren, in der Höhle wurzelnden Strauches gelangt man unschwierig in den halbhöhlenartigen Raum mit 4,5 m hohem und 2,5 m breitem Eingang. An der Rückwand des ansteigenden Raumes mit Sedimentboden befindet sich eine Querkluft, die in Richtung NO ein kurzes Stück befahrbar ist. Auf einem Sims an der östlichen Begrenzung des Raumes befand sich am Vermessungstag ein Vogelnest (Namensgebung) mit ca. 20 cm Durchmesser.


zum Seitenanfang