Artikel in HKM 1-2/2023:

Tätigkeiten im Schöfftaler Wald (Teilgruppe 1823)

von Reinhard und Walter Fischer

Der Artikel behandelt einerseits die erstmalige Vermessung eines bereits im Jahr 1980 publizierten Höhlenteils in der Wilhelminenhöhle (1823/7) und andererseits zwei neu entdeckte Kleinhöhlen in der Umgebung.

Wilhelminenhöhle (1823/7)

Basisdaten: L 403 m, H 30 m (+17 m, -13 m), He 89 m, Sh 695 m.

Lage: Im Schöfftaler Wald, in einem Seitengraben des Ertltales, wenige Höhenmeter unterhalb einer Straßenkehre zwischen den Gehöften Übelgraben im Osten und Poschenreith im Südwesten bei Lunz am See.

Zustieg: Von der Straßenkehre steigt man in der Talung des Grabens rund 30 Schrägmeter in Richtung SSO bis zu einer unscheinbaren, niedrigen Felsformation ab, wo sich der SSW schauende Eingang befindet.

Beschreibung: Die nun erstmals vermessene Strecke setzt in der nordwestlichen Begrenzung des Großen Doms (links neben der Einmündung des Aktiven Canyons) in 8 m Höhe an. Die unteren 2/3 der Kletterstrecke sind mit einem alten Seileinbau versehen (vermutlich aus den 1980er-Jahren), dessen Sicherheit fragwürdig ist. Weiters wurden im Zuge der jüngsten Erkundungen auch modernere Zwischenverankerungen eingebohrt. Im Wesentlichen handelt es sich um einen kleinräumigen Rundgang mit Seitenstrecken, der 6 m SW oberhalb des Ansatzes mit einem weiteren Fenster wieder in den Großen Dom ausmündet. Ein steil ansteigender Kriechgang mit Schuttboden - teilweise übersintert (kleiner Stalagmit) - leitet zunächst 3 m Richtung WNW, wo sich rechterhand eine Abzweigung mit halbrundem Profil mit 1 m Höhe öffnet (Sinterfahnen). Hinter der Abzweigung erreicht man eine knapp 3 m hohe Kammer, wo westlich im Deckenbereich ein enger Canyon einmündet. Dieser kann in kurzer, schwieriger Kletterei erstiegen werden. Der steil ansteigende Canyon wird nach einer kleinen Aufweitung allerdings unschliefbar eng. Zurück zum Rundgang: dieser wendet sich nach der Abzweigung steil Richtung SW aufwärts, wo nach wenigen Metern westlich ein niedriger Schluf ansetzt. Durch diesen über klebrigen Lehmboden aufwärts schliefend, erreicht man eine bis 4 m hohe Kammer, in der hinter Versturzblöcken ein enger, frei kletterbarer 3 m tiefer Blindschacht abbricht. Weitere Spalten enden ebenfalls bald unschliefbar. Der Rundgang mündet schließlich hinter einer Felsschwelle bei einem Balkon ca. 12 m über Grund wieder in den Großen Dom ein, rechterhand befindet sich noch ein 4 m langer Schlotspalt. Der Längenzuwachs der Wilhelminenhöhle beträgt damit 46 m, der Höhenunterschied steigt um 10 m.

Erforschung und Vermessung: Die Strecke wurde bereits vor über 40 Jahren von G. Knobloch und G. Stierschneider erklettert und erkundet und auf rund 20 m Länge geschätzt aber nicht vermessen (Knobloch, 1980: 116). In Unkenntnis dieser Forschungen widmeten sich zwei Oberndorfer Höhlenforscher, Stefan Haiderer und Robert Elwig, in den Jahren 2019 und 2020 abermals dieser Aufgabe und bohrten dabei eigene Verankerungen, da ihnen das alte Seil als zu unsicher erschien und zudem auf einem kleinen Absatz 3 m unterhalb des Gangansatzes verankert war. Nach Kontaktaufnahme mit den Verfassern kam es dann am zu einer gemeinsamen Vermessungstour, wobei die Strecke abermals erklettert werden musste. Das alte Seil sowie die neuen Verankerungen wurden belassen.


Poschenreithschächtchen (1823/65)

Basisdaten: L 5 m, H -5 m, He 2,5 m, Sh 870 m.
Lage: Im Schöfftaler Wald, 710 m NNW des Gehöftes Poschenreith bei Lunz am See.
Zustieg: Der Forststraße, die 200 m WSW der Scherzlehenkapelle ansetzt, ca. 1,5 km weit bis zu einem Graben folgen. Der unscheinbare Einstieg befindet sich einige Meter östlich der Grabensohle und knapp 15 Höhenmeter oberhalb der Forststraße.
Beschreibung: Ein knapp 1 m durchmessendes Loch im Waldboden leitet in einen 5 m tiefen Schacht. Das anfangs recht enge Schächtchen führt zunächst von Blockwerk, Wurzeln und Erdreich begrenzt in die Tiefe. Schon nach kurzer Strecke weitet es sich glockenförmig. Der erreichte Schachtraum mit Bumerang-förmigen Grundriss besitzt Schuttboden sowie verrottendes Astwerk.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde im Juni 2020 von den Oberndorfer Forschern Stefan Haiderer und Robert Elwig aufgefunden und erkundet. Die Vermessung erfolgte am durch Thomas Gundacker und Reinhard und Walter Fischer.


Oberhofschluf (1823/66)

Basisdaten: L 7 m, H -4 m, He 6 m, Sh 860 m.
Lage: Im Schöfftaler Wald, 450 m WNW des Gehöftes Oberhof bei Lunz am See.
Zustieg: Der Forststraße, die 200 m WSW der Scherzlehenkapelle ansetzt, ca. 2,3 km weit (die rechterhand abzweigende Straße bei Kote 864 außer Acht lassend) bis zu einem schwach ausgeprägten, Richtung Oberhof hinabziehenden Graben folgen. Der Einstieg befindet sich an der orographisch rechten Seite des Grabens beim Übergang von Buschwerk zu einem jungen Fichtenwald, ca. 40 Höhenmeter unterhalb der Forststraße.
Beschreibung: Am Grund einer annähernd kreisrunden Doline mit ca. 2 m Durchmesser und ebensolcher Tiefe setzt ein nach SSO mit rund 42° über Sedimentboden abwärts führender, knapp 2 m breiter Schluf an. Kurz vor dem verblockten Ende wird die Strecke durch mittig liegende, raumbegrenzende Blöcke zusätzlich verengt. Beim tiefsten Punkt lagert eine größere Menge an Knochen (vermutlich vom Rind).
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am von Walter Fischer aufgefunden. Die Vermessung erfolgte am durch Thomas Gundacker und Reinhard und Walter Fischer.

Literatur: