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Artikel in HKM 12/1993:
Neuvermessung der Hirschfallhöhle (1823/5) bei Lunz am See
von Reinhard und Walter Fischer
Eine Neuvermessung der Hirschfallhöhle erschien aus mehreren Gründen sinnvoll. Zum ersten wurden von R. Pemsel und den Verfassern in den Jahren 1985 bis 1987 jene Fortsetzungen erkundet, welche am Plan von L. Hauser aus dem Jahr 1971 mit einem Fragezeichen versehen waren. Zum zweiten wurden auf diesem Plan Nebenstrecken zwar eingezeichnet, jedoch nicht vermessen und schließlich aufgrund der Entdeckung eines neuen Höhlenteiles.
Lage:
Im SO-Hang des Schöpftaler Waldberges bei Lunz/See, nordwestlich vom Gehöft Poschenreith, 1,5 km östlich der Scherzlehenkapelle in einer Seehöhe von 937 m.
Raumbeschreibung:
Der 4 m lange bis 2 m breite und 6 m tiefe Einstiegsschacht wird mittels eingebauter Holzleiter (seit 1989) überwunden. Vom Schachtgrund in nordwestliche Richtung absteigend erreicht man nach wenigen Metern eine Kammer mit mehreren Fortsetzungen.
Linkerhand (südlich) führt ein blockiger Kriechgang in den bis zu 10 m hohen "Großen Dom" hinab. Bei einem 2 m tiefem Abbruch knickt der 11 m lange Raum um 90° in annähernd südliche Richtung und endet nach weiteren 7 m. In der südlichen Raumbegrenzung befindet sich eine engräumige Strecke mit zwei Einschlupfen. Bemerkenswert sind ein auf einer Sinterdecke stehender 1,5 m hoher Stalagmit und eine von der Decke in den Raum ragende Felskulisse mit Tropfsteinbildungen.
Von der oben erwähnten Kammer in nördliche Richtung leicht ansteigend gelangt man durch einen 2 m breiten anfangs niederen Gang mit kurzer Schlotfortsetzung nach 8 m zu einer Verzweigung.
Einerseits setzt über einer 2 m hohen Kletterstufe eine steil aufwärtsführende Strecke an, die an ihrer linken Begrenzung mehrere schachtartige Verbindungen zum darunterliegenden Höhlenteil aufweist und nach 10 m in den bis zu 6 m hohen "Wurzeldom" mündet. Andererseits leitet ein kurzer Kriechgang, von dem eine 4 m lange Kluftstrecke abzweigt, in die "Galerie". Vier Meter abkletternd erreicht man den trichterförmig abfallenden Schuttboden der 5 m x 4 m messenden, schlotartig ausgeprägten "Galerie". Diese besitzt eine in leichter Kletterei erreichbare, versteckte Verbindung zur eingangs erwähnten Kammer. Südlich befindet sich eine kurze Schluffortsetzung.
Vom tiefsten Punkt der "Galerie" leitet eine enge Röhre (8 mm Spit) in östliche Richtung, die nach 2 m in eine kleine Kammer abbricht. Hier setzt ein 8 m tiefer, enger Kluftschacht an, welcher im mittleren Teil eine kurze, canyonartige Fortsetzung besitzt. Über einen 4 m tiefen Abbruch und eine 3 m lange in östliche Richtung führende Schrägstrecke gelangt man zum "Wasserturm" (8 mm Spit), einem gut 6 m tiefen, meist sehr feuchten Abbruch in einen 2 m x 2 m messenden Raum. In Seitennischen befindet sich hübscher Tropfsteinschmuck.
Südlich erreicht man durch eine kurze Engstelle einerseits den nordwestlich abzweigenden, 7 m langen, vom Höhlenbach durchflossenen "Seegang", der an einem engräumigen Siphon endet und andererseits den Beginn, des nach SSO führenden "Schindercanyons". Dieser sehr enge, 15 m lange, durchschnittlich 4 m hohe, aktive Canyon ist anfangs nur im Deckenbereich befahrbar, nach einer Raumerweiterung muß bis zum Bach abgestiegen werden, um in die 5 m lange und ebenso hohe "Plattenkammer" zu gelangen.
Im südlichen Teil des Raumes führt eine enge, tropfsteingeschmückte Strecke zurück zum "Schindercanyon", die Verbindung ist allerdings unschliefbar. In der westlichen Raumbegrenzung der "Plattenkammer" kann schwierig der in 4 m Höhe ansetzende neue Höhlenteil, der den Namen "West-Canyon" erhielt, erklettert werden. Diese anfangs in westliche später in nordwestliche Richtung führende, gut 70 m lange Strecke weist einen Höhenunterschied von +17 m auf und unterlagert mit ihrem Mittelteil den "Großen Dom". Außer einigen kleinen Raumerweiterungen (mit Hornsteinknollen) überwiegen engräumige, bis max. 3 m hohe Strecken. Im hinteren Teil stellt ein niederer Schluf mit einem Rechtsknick den Forscher vor größere Probleme. Aus einem kleinen Seitencanyon tritt ein bescheidenes Gerinne ein, das jedoch bald in einer unschliefbaren Röhre verschwindet.
Von der "Plattenkammer" erreicht man über einen 4 m tiefen Abbruch (Material) einen Raum mit einer Wasseransammlung. Südlich befindet sich die ca. 8 m hohe "Stiegenhalle", wo über eine Naturbrücke eine schlotartige Fortsetzung erreicht wird, die in einem sehr engen Deckencanyon endet.
Von der "Stiegenhalle" (Hornsteinknollen) folgt man dem Höhlenbach in östliche Richtung zum anfangs gewundenen, in nordöstliche Richtung leitenden, knapp 40 m langen "Tropfsteincanyon", wo im Mittelteil ein Rundgang ausgebildet ist. Der am Ende sehr niedere Canyon wird bei einem Tropfsteinwulst unschliefbar eng, jedoch kann man 7 m vorher engräumig zu einer Erweiterung beim Höhlenbach absteigen. Durch eine enge Röhre, eine Wasseransammlung und über einen kleinen wasserüberflossenen Abbruch schliefend gelangt man nach 8 m zu jener Stelle, wo die Verfasser bei der Vermessung kapitulieren mußten. Es gelang nicht, die in früheren Jahren bereits bewältigte äußerst enge Fortsetzung zu überwinden. Ein sehr enger, abwärtsführender, lehmiger Schluf (den auch der Höhlenbach benützt) leitet in eine Kammer mit unzerstörtem Tropfsteinschmuck. Gelingt es, den anschließenden extrem engen Canyon zu bezwingen, so erreicht man über eine kletterbare, etwa 3 m tiefe Stufe den Endraum, wo der Canyon bei einer Wasseransammlung endgültig unschliefbar wird.
Vermessen wurde von den Verfassern am 25.12.1992, 2.1.1993, 23.1.1993 und am 17.4.1993, wobei sich die Ganglänge von 197 m auf 331 m erhöhte und der Höhenunterschied von 57 m (+8 m, -49 m) auf 50 m (+4 m, -46 m) verringerte.
Im West-Canyon der Hirschfallhöhle (1823/5), Fotos: R. Fischer |