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Artikel in HKM 9/1998:

Höhlen beim Triftsteig im Mendlingtal (Teilgruppe 1822)

von Reinhard und Walter Fischer

Etwa 7 km südlich von Göstling a. d. Ybbs liegt am Fuße des Hochkares die kleine Ortschaft Lassing. Von Lassing führt eine 3 km lange Straße nordwestwärts nach Hof, einer bescheidenen Siedlung am Mendlingbach, der hier die Katastergrenze zwischen den Teilgruppen 1821-Voralpe und 1822-Königsberg bildet. Der Mendlingbach fließt von Hof durch das in diesem Bereich enge, von schluchtartigen Abschnitten geprägte Mendlingtal 2 km weit in südöstliche Richtung und knickt beim Herrenhaus Staudinger (Kote 592 in ÖK50/101) nach Südwest um und mündet nach weiteren 5 km bei Erzhalden in die Salza.
Auf der 2 km langen Strecke zwischen Hof und Lassing befindet sich eine alte Holztriftanlage, die in den vergangenen Jahren mit einem Aufwand von 12 Millionen Schilling renoviert und durch eine großzügige Steiganlage für den Tourismus erschlossen wurde ("Erlebniswelt-Mendlingtal").
Ausgangspunkt für eine Wanderung durch das Mendlingtal und eine Besichtigung der Triftanlage sowie der am 11.6.1998 von den Verfassern vermessenen Halbhöhlen ist die Ortschaft Lassing. Am südlichen Ortsrand setzt an der Bundesstraße - gegenüber eines Teiches - eine neue, in der ÖK noch nicht eingetragene Forststraße an (Metallskulptur "Schwölleckmanderl"). Nach ca. 700 m leitet die Straße zum Eingang des Mendlingtales, wo man über Stufen abwärts zum Kassagebäude gelangt (Eintritt: ÖS 50,-). Folgt man dem Steig, kommt man etwa 200 m nach dem Holzrechen der Triftanlage zu einem bis zum Bach herabreichenden Felspfeiler, der mittels eines Steges traversiert wird. Unmittelbar vor dem Felspfeiler öffnet sich im steilen Waldhang am Fuß einer Felswand, 15 Höhenmeter über dem Weg und von diesem deutlich erkennbar die

Trifthalbhöhle (1822/9, Sh 625 m, L 5 m, B 13 m, H 5 m).
Es handelt sich um eine durchschnittlich 2 m hohe, südschauende Halbhöhle mit ansteigendem Sedimentboden. Im östlichen Teil durchzieht eine 1 m hohe Felsstufe den Halbhöhlenraum, westlich kann man auf Simsen in einer steilen Felsplatte 3 m hoch zum Deckenbereich des Portals emporsteigen.

Folgt man dem Steig weiter taleinwärts, erreicht man nach 800 m - vorbei an einem Holzlagerplatz mit eigener Zufahrtsstraße (Fahrverbot) - eine Klause mit einer Wehranlage. Etwa 70 m nach der Wehranlage liegt am Wandfuß, 10 Höhenmeter über dem Steig die auffallende

Klausenhalbhöhle (1822/10, Sh 640 m, L 19 m, B 18 m, H 9 m).
Die südwestschauende, imposante Halbhöhle erreicht an der Ostseite mit 13 m ihre größte Tiefenerstreckung. Vom 8 m hohen Portal steigt der anfangs erdig-sandige Boden über grobes Blockwerk und eine steile Felsplatte bis zum Ende an. Die fast den gesamten rückwärtigen Bereich einnehmende Felsplatte erreicht in der Mitte ihre größte Ausdehnung (8 Schrägmeter) und kann hier über Simse und Risse unschwierig erklettert werden. Westlich der Felsplatte liegt ein steil ansteigender kluftartiger Einschnitt, der bei einem Linksknick endet und dem ein kleines Gerinne entströmt, welches aber sofort im Bodenschutt versickert. Der westlichste, balkonartige Halbhöhlenabschnitt besteht aus einer abschüssigen Felsplatte, die mit einer mehrere Meter hohen Stufe zum Wandfuß abbricht.

Den Steig weiterverfolgend kommt man nach ca. 1 km zu der Siedlung Hof (Kote 644), wo in einem ehemaligen Hammerherrenhaus ein Gastbetrieb eingerichtet wurde. Sehenswürdigkeiten auf dieser Strecke sind eine schmale Klammstrecke (Sitzbank in einer Felsnische) und die mächtige Großeggerquelle am Nordfuß des Scheibenberges.

Literatur:
ANONYM (1998): Harte Holzknechtarbeit. Im Mendlingtal lebt für Touristen die alte Tradition des Holztriftens wieder auf. Erlaftal-Bote 108, 21 v. 19.5.1998 (Scheibbs).
ANONYM (1998): Festgäste auf dem Holzweg. Mit Millionenaufwand wurde Mitteleuropas letzte Triftanlage in Göstling erschlossen. Elaftal-Bote 108, 22 v. 26.5.1998 (Scheibbs).


LinkBericht Großeggerquelle siehe in HKM 7-8/2007: Die Großeggerquelle im Mendlingtal (Katastergruppe 1821)


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