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Artikel in HKM 11-12/2012:
Kleine Höhlen im Lechnergraben am Dürrenstein (Teilgruppe 1815)
von Reinhard und Walter Fischer
Einleitung:
Im oberen bzw. obersten Bereich des Lechnergrabens, der von Kasten bei Lunz am See auf das westliche Hochplateau des Dürrensteins leitet, werden gegenwärtig zwei Höhlen im Kataster geführt:
- Obere Lechnergrabenhöhle 1815/11 (vormals 1815/11a), Sh 1274 m, L 7 m und
- Untere Lechnergrabenhöhle 1815/319 (vormals 1815/11b), Sh 1277 m, L 14 m, siehe HKM 2/2000;
Auf den ersten Blick erschließt sich hier die Diskrepanz, dass die untere Höhle höher liegt als die obere. Dies wird im Bericht von W. Hartmann aus dem Jahr 1978 (siehe HKM 10/1978) wie folgt erläutert: "Durch die Außenvermessung stellte sich heraus, daß die Untere Lechnergrabenhöhle 3&xnbsp;m höher liegt als die Obere Lechnergrabenhöhle, was natürlich den Schluß zuläßt, daß W. Abrahamczik 1932 eine andere Höhle gemeint haben könnte, doch konnte nach der vorliegenden Zugangsbeschreibung kein anderes Objekt gefunden werden."
Wirft man einen Blick in das Höhlenverzeichnis des ersten niederösterreichischen Höhlenbuches (Pirker, R. - Trimmel, H. 1954: 139), so findet man folgende Einträge:
- Lechnergrabenhöhle, Obere (1200 m), im Lechnergraben, Lunz. L 4 m, Bruchfugenhöhle. 1815/11a
- Lechnergrabenhöhle, Untere (1180 m), im Lechnergraben, Lunz. L 5 m, Bruch- und Schichtfugenhöhle, Dolomitischer Dachsteinkalk. 1815/11b
Sofort fällt auf, daß die Höhlen hier seehöhenmäßig etwa 70 bis 90 m weiter unten angesiedelt werden. Sieht man sich den felsdurchsetzten Steilhang in jener Seehöhe an, stößt man tatsächlich auf zwei kleine Höhlen, eine mit 4 m Länge und eine mit 5 m Länge. Das Rätsel scheint somit gelöst und die "echten" "alten" Lechnergrabenhöhlen identifiziert. Wie der Teufel so will, ist aber hier die obere Höhle jene mit 5 m Länge und die Untere die mit 4 m, also gerade umgekehrt wie im Verzeichnis von 1954. Mit dieser Feststellung wollen wir es belassen und die 5&xnbsp;m lange Höhle nun als "Finstergstauderhöhle" (1815/387) ansprechen, benannt nach einer etwas unterhalb liegenden Verebnung. Bei unserer Begehung im November 2011 konnte im Steilgelände NW des "Finstergstauders" noch eine katasterwürdige Ausbruchshöhle bearbeitet werden.
Bröselnische (1815/386)
Basisdaten: L 6 m, H +3 m, HE&xnbsp;6 m, Sh 1105 m, ÖK71.
Lage: Im schrofenartigen Steilgelände im oberen Teil des Lechnergrabes bei Lunz am See.
Zustieg: Von Kasten bei Lunz am See geht man den markierten Weg durch den Lechnergraben aufwärts bis zu jener Stelle, wo der Weg ab einer Seehöhe von 1000 m unterhalb von schrofenartigem Steilgelände in Richtung SSW den Hang quert. Am Fuß der den Steilhang nach oben abschließenden Felsbildungen ist von weitem das Portal der Bröselnische sichtbar, welches durch weglosen Steilaufstieg erreichbar ist.
Beschreibung: Es handelt sich um eine Ausbruchsnische mit knapp 4 m breitem, 3 m hohem, nach WSW exponiertem Portal. Dahinter steigt ein Schutt und Sedimentboden im schmäler werdenden Raum zuletzt steil zu zwei spitz zulaufenden Nischen an. An der nordwestlichen Raumbegrenzung befindet sich im Bodenbereich 1 m innerhalb der Trauflinie eine unbefahrbare Tagöffnung.
Vermessung: Die Vermessung erfolgte am 20.11.2011 durch R. Fischer.
Finstergstauderhöhle (1815/387)
Basisdaten: L 5 m, H +1 m, HE 5 m, Sh 1175 m, ÖK71.
Lage: Im felsdurchsetzten Steilgelände im obersten Teil des Lechnergrabes bei Lunz am See.
Zustieg: Von Kasten bei Lunz am See geht man den markierten Weg durch den Lechnergraben aufwärts bis zu einer kleinen talartigen Verebnung (Finstergstauder) in 1100 m Seehöhe. Von hier den Hang weglos in Falllinie Richtung SO aufsteigend, größere Felswände rechts (südlich) umgehend, gelangt man auf dem ersten Felsband zu einem nicht katasterwürdigen, 4 m langen Schluf. Einige weitere Stufen abermals rechts umgehend, ist 10 m höher der nächste Absatz erreichbar, auf dem sich die Finstergstauderhöhle öffnet.
Beschreibung: In einem Felswinkel setzt in einer 3 m breiten Ausbruchsnische ein 1 m breiter und anfangs ebenso hoher Schluf an. Nach 3,5 m verringert sich bei einer Querkluft die Höhe auf 30 cm und die Breite auf 0,7 m. Der Boden besteht hier aus Bruchschutt, im Eingangsbereich aus erdigen Sedimenten.
Vermessung: Die Auffindung und Vermessung erfolgte am 20.11.2011 durch R. u. W. Fischer, die Namensgebung nach einer bei Einheimischen bekannten Geländebezeichnung.
Literatur:
-
PIRKER, R. - TRIMMEL, H. (1954): Karst und Höhlen in Niederösterreich und Wien. Wien, S. 139.
-
FINK, M.H. (1973): Der Dürrenstein. Wien, S. 66-67.
-
SÜSSENBECK, H. (1974): Dürrenstein-Expedition 1974. Höhlenkundl. Mitt., Wien, 30 (10), S. 190f.
-
HARTMANN, W. (1978): Dürrenstein-Expedition 1978. Höhlenkundl. Mitt., Wien, 34 (10), S. 146f.
-
HARTMANN, W. (2000): Änderungen im niederösterreichischen Höhlenkataster. Höhlenkundl. Mitt., Wien, 56 (2), S. 22.
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