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Artikel in HKM 4/1999:

Höhlen im Lueg-Talschluß und im Dürrenstein-Nordhang (Teil 2)

von Reinhard und Walter Fischer

Der folgende Bericht stellt die Fortsetzung des in den HKM 10/1998 abgedruckten ersten Teiles der Beschreibung der Höhlen im Lueg-Talschluß und im Dürrenstein-Nordhang dar. Die Forschungen im Bearbeitungsgebiet sind jedoch keineswegs als abgeschlossen zu betrachten, so daß zu einem späteren Zeitpunkt ein dritter Teil dieses Artikels notwendig werden wird.
Der Ausgangspunkt des zweiten Teiles unseres höhlenkundlichen Rundganges durch den Lueg-Talschluß ist die im Teil 1 beschriebene Im-Lug-Höhle (1815/300).
Unmittelbar östlich des Portals der Im-Lug-Höhle ist es möglich, über eine 2 m hohe Stufe einen ostwärts ziehenden Felsabsatz zu erklettern. Nach etwa 30 m erreicht man nach Überwindung eines Latschenriedels den Einstieg in den

Zwischenschacht (1815/301, Sh 1590 m, L 10 m, H -10 m).
Vom 2 m x 1 m messenden Schachtmund leitet der elliptisch profilierte Schacht zum 10 m tiefer liegenden Grund. Der Boden besteht aus Schutt und erdigen Sedimenten; bei Regenwetter aus einer seichten Wasseransammlung.

Die Vermessung erfolgte am 17.10.1998 durch die Verfasser.

Geht man auf dem Felsabsatz weiter in östliche Richtung, gelangt man nach 50 m zu einem felsdurchsetzten Steilhang, der von einer markanten Störung durchzogen wird, an der bei einer Kluftkreuzung der

Im-Lug-Schacht (1815/302, Sh 1570 m, vorl. L 132 m, vorl. H -87 m) angelegt ist.
Etwas bequemer wird der Im-Lug-Schacht erreicht, indem man von der Im-Lug-Höhle absteigt und die Felsstufen unten umgeht und zuletzt auf einem Band zur Störung quert.
Vom 5 m x 3 m großen Einstieg (8 mm Spit) seilt man 20 m tief zum blockbedeckten Grund ab. An der westlichen Raumbegrenzung vermittelt ein äußerst enger, abwärtsführender Durchstieg (Wetterführung) den Zugang zum Deckenbereich eines schmalen, bis 5 m hohen Canyons. Auf Simsen in halber Höhe querend, gelangt man nach Überwindung einer sehr engen, 2 m hohen Kletterstelle auf einen Balkon in einem geräumigen Schachtraum mit 7 m Länge und 4 m Breite. Nach oben verliert sich die Strecke in einen ca. 15 m weit einsehbaren Schlot. Vom Balkon kann man bei einem Klemmblock (8 mm Spit), im östlichen Teil des hier schmalen, kluftartigen Schachtes 12 m tief abseilen und westwärts zur blockbedeckten Sohle des Schachtraumes queren. Der Kluftschacht jedoch bricht von hier (8 mm Spit) weitere 50 m in die Tiefe ab. Der Schachtquerschnitt beträgt etwa 6 m x minimal 1 m und maximal 3 m. In halber Höhe befinden sich an der nördlichen Raumbegrenzung zwei schmale Bänder bei denen Umsteigstellen (8 mm Spit) eingerichtet wurden. Zwei weitere Umsteigstellen (8 mm Spit) befinden sich bei einem kleinen Absatz 5 m unterhalb des Einstieges in die 50 m Stufe, sowie an der glatten Schachtwand 7 m über dem Grund (Seilverbindung). Der 1,5 m breite Schachtgrund wird von einem, aus einem westwärts gelegenen Gangansatz austretenden Gerinne durchflossen, welches östlich über eine 2 m Stufe in einen imposanten Canyon hinabplätschert und im Bodenschutt versickert. Der bis 10 m hohe und 3 m breite Canyon endet jedoch bereits nach 18 m in einer Kammer an einem hängenden Versturz. In einer, an der Nordwestecke der Kammer ansetzenden Strecke kann einige Meter emporgeklettert werden, ehe sie unbefahrbar eng wird. Die westlich vom Schachtgrund ansetzende, teils geräumige, teils sehr schmale Kluft - bzw. Canyonstrecke wurde etwa 50 m bis zu einem äußerst engen Durchschlupf oberhalb einer Kletterstelle erkundet. Michi schaffte es, sich durch die Engstelle hindurchzuquetschen und weiter vorzudringen, allerdings ohne ein Ende zu erreichen.

Die noch nicht abgeschlossene Vermessung wurde bisher von den Verfassern am 25.10.1997 und von M. Behm und W. Fischer vom 4.8. bis 5.8.1998 durchgeführt.

Steigt man vom Im-Lug-Schacht entlang der Störung, einige Felsstufen links umgehend, 30 Höhenmeter ab, kommt man am Rande einer Blockanhäufung zum

Drunterschacht (1815/303, Sh 1540 m, L 22 m, H -13 m).
Die an einer W-O streichenden Kluft entwickelte Schachtöffnung ist 6 m lang und bis 3 m breit. Im Schacht lagert offensichtlich ganzjährig ein Schneekegel, der bei der Vermessung im Oktober 1998 eine Mächtigkeit von 6 m aufwies. Westlich und östlich unterhalb des Einstieges kann die immer enger werdende Kluft jeweils einige Meter weit verfolgt werden. Im östlichen Teil war es am Vermessungstag möglich unter den Altschnee hinabzuklettern und den tiefsten, blockbedeckten Punkt zu erreichen.

Vermessen wurde dieses Objekt am 17.10.1998 von den Verfassern.

Vom Drunterschacht quert man über Blöcke in westliche Richtung und erreicht eine leicht ansteigende Latschengasse. Nach insgesamt etwa 70 m ist es möglich, mehr oder weniger ungehindert zwischen Latschen und niederen Felsstufen den Hang in Fallinie abzusteigen. Man erreicht so das untere Ende eines latschenfreien, etwa 300 m nach Westen zum Talschluß ziehenden Blindtales mit einer Dolinenreihe und größeren Blockanhäufungen. Links (südlich) oberhalb wird es vom felsdurchsetzten Dürrenstein-Nordhang mit den schon beschriebenen Höhlen und rechts von einem großen latschenbewachsenen Rücken begrenzt. Verfolgt man die Dolinenreihe ca. 80 m nach Westen, erreicht man große, markante Blöcke; unmittelbar nördlich davon gelangt man zwischen Latschen durchkriechend nach 20 m zum Einstieg a) ins

Schwarze Loch (1815/304 ab, Sh 1480 m, L 38 m, H -23 m).
Dieses erhielt seinen Namen daher, da man vom Felsband westlich der Im-Lug-Höhle hinabblickend, inmitten von Latschen einen auffallenden schwarzen Fleck erkennen kann, der den Einstieg a) darstellt. Der 2 m durchmessende Einstieg a) leitet in eine kleine, niedere Kammer mit erdigen Sedimenten und Astwerk hinab, wo sich westlich im Deckenbereich der engräumige Einstieg b) öffnet. Östlich bricht der Boden in einen schmalen, gestuften Schrägschacht ab, der sich nach 4 m erweitert (8 mm Spit) und an der Decke eines etwa 14 m hohen Raumes ausmündet. Vom tiefsten, schuttbedeckten Punkt (Fundstelle eines Kuhschädels) des 11 m langen und 3 m breiten Raumes, ist es möglich, über Blockwerk und Felsstufen unschwierig in einen 6 m höherliegenden Raumabschnitt aufzusteigen.

Die Vermessung erfolgte am 18.9.1998 durch M. Behm und die Verfasser.

Schlägt man sich vom Schwarzen Loch noch weitere 20 m weit nordwärts durch die Latschen, erreicht man eine kleine latschenfreie Zone, in der sich 30 m westlich, am Fuß einer niederen Felsstufe der Einstieg in die

Talgrundhöhle (1815/305, Sh 1475 m, L 97 m, H -28 m) befindet.
Der 5 m lange und 2 m breite, an der Westseite anfangs gestufte Schacht leitet zum 13 m tiefer liegenden Grund der südwärts ansetzenden Einstiegshalle, in welcher ein mächtiger, vermutlich ganzjährig vorhandener Schneekegel lagert. Die bis 6 m breite und 8 m hohe Einstiegshalle erstreckt sich zu Beginn eben, nach einer kleinen Einsenkung aber steil über Blockwerk ansteigend 18 m nach Süden. Ein weiterziehender, 3 m breiter Kriechgang mündet nach kurzer Strecke in einen schlotartigen Raum mit 3 m Durchmesser, der lediglich zwei unbedeutende Schluffortsetzungen aufweist. An der Nordostecke der Einstiegshalle setzt ein sehr steil abwärtsführender Gang an, in dem gleich zu Beginn ein großer, bedrohlich labil lagernder Klemmblock überstiegen werden muß. Die durchschnittlich 2 m breite, bis 4 m hohe Strecke verflacht sich nach 15 m bei einem Rechtsknick, an dessen nördlicher Raumbegrenzung ein 5 m hoher Schlot erklettert werden kann. Der anfangs blanke Felsboden besteht hier aus Schutt und Blockwerk, in der Folge auch aus sandigen Sedimenten. Der weiterhin abfallende Gang leitet mit einer kurzen Bückstelle in den Endraum, dem tiefsten Punkt der Höhle, dessen Boden durch grobe Blöcke gebildet wird. Nördlich endet ein Gangansatz nach wenigen Metern; die Decke verliert sich in einem erkletterten, 15 m hohen Schlot, der im Mittelteil eine Parallelstrecke und im obersten Bereich einen unbefahrbaren Schluf mit Wasserbecken besitzt.

Diese Höhle wurde am 17.10.1998 durch die Verfasser vermessen.

In einer schmalen Karstgasse, 10 m nördlich der Talgrundhöhle trifft man auf den trichterartigen Einstieg in den

Talgrundschacht (1815/306, Sh 1475 m, L 12 m, H -9 m).
Der beim Einstieg 0,6 m durchmessende Schacht weitet sich nach unten hin etwas und besitzt einen abfallenden Boden, bestehend aus erdigen Sedimenten und Blockwerk. Eine am Schachtgrund ansetzende, in Richtung SW ziehende Schlufstrecke endet bereits nach 3 m.

Vermessen wurde am 17.10.1998 von den Verfassern.

Verfolgt man das Blindtal entlang der Dolinenreihe weiter westwärts Richtung Lueg-Talschluß aufwärts und hält man sich vom Aufschwung des Blindtales zur den Talschluß beherrschenden, mächtigen Schutthalde rechts (nördlich), so erkennt man ca. 50 m nordöstlich des Fußes der Schutthalde die Einsenkung mit dem

Talschlußschacht (1815/307, Sh 1510 m, L 8 m, H -6 m).
Von der 1 m tiefen, blockigen Einsenkung vermittelt ein 0,5 m hoher und ebenso breiter Durchschlupf den 3 m tiefen, unangenehmen Abstieg in einen bis 2 m breiten und 4,5 m hohen Schachtraum mit abfallendem Blockboden, an dessen tiefsten Punkt ein unbefahrbar enger Canyon ansetzt. Hübsche Wandsinterbildungen schmücken die Höhle.

Die Verfasser bearbeiteten diesen Schacht am 10.10.1998.

Steigt man die Schutthalde im Talschluß auf, kommt man zu einem steilen, unmittelbar unterhalb der Auslughöhle I (1815/297ab) gelegenen Wiesenhanges, womit sich der Rundgang schließt.
Alle beschriebenen Höhlen wurden an zwei separate Außenvermessungen angeschlossen. Die Außenvermessung im Lueg-Talschluß (1815/296, 297, 298, 304, 305, 306, 307) wurde am 25.7.1998, 10.10.1998 und am 17.10.1998 von den Verfassern durchgeführt. Jene im Dürrenstein-Nordhang (1815/299, 300, 301, 302, 303) erfolgte am 7.8.1997, 25.10.1997 und am 25.7.1998 durch die Verfasser.

Irgendwann zwischen 5.8.1998 und 18.9.1998 ereignete sich im Dürrenstein-Nordhang ein Felssturz, der das Gebiet im Bereich des Im-Lug-Schachtes drastisch in Mitleidenschaft zog. Aus einer Felsstufe ca. 100 Höhenmeter in Fallinie oberhalb des Im-Lug-Schachtes ist ein etwa 10 m x 5 m messendes Paket ausgebrochen und hat die darunter liegenden Bereiche verwüstet. Die Engstelle am Grund vom Einstiegsschacht des Im-Lug-Schachtes, durch den Felssturz zur Gänze mit Schutt- und Gesteinsmassen verschüttet, konnte am 18.9.1998 durch M. Behm und die Verfasser zwar freigelegt werden, auf einen weiteren Tiefenvorstoß wurde allerdings verzichtet. Insgesamt erscheint eine Befahrung des Im-Lug-Schachtes bis auf weiteres aufgrund der labilen Gegebenheiten oberhalb des Einstieges als nicht ratsam.


Einstieg in den Im-Lug-Schacht (1815/302)
Foto: Reinhard Fischer

Seileinbau im Im-Lug-Schacht (1815/302)
Foto: Walter Fischer

Einstieg in die Talgrundhöhle (1815/305)
Foto: Walter Fischer

Einstiegshalle in der Talgrundhöhle (1815/305)
Foto: Reinhard Fischer


LinkWeitere Informationen siehe: HKM 12/1999.


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