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Artikel in HKM 2/1995:
Der Echoschacht (1815/270) am Dürrenstein
von Wolfgang Fahrenberger und Reinhard und Walter Fischer
Chronik
Der Echoschacht wurde am 18.9.1993 im Zuge der Vermessungsarbeiten im Osthangschacht (1815/266) entdeckt. Die erste Vermessungstour am 16.10.1993 führte bis in 33 m Tiefe. Am 26.10.1993 konnte eine Tiefe von 125 m erreicht werden, wobei sich die vermessene Ganglänge auf 143 m belief. Bei der ersten Tour 1994 - am 21.5. - war der Einstieg zwar schon schneefrei, jedoch aufgrund der starken Wasserführung im Schacht an einen weiteren Vorstoß nicht zu denken. Es wurde lediglich eine kurze Nebenstrecke beim Einstiegsschacht vermessen (neue Gl: 159 m). Am 16.7.1994 vereitelte ein Mißgeschick die weitere Erforschung. Durch den Riß der Materialschlaufe am Gurt verabschiedete sich der daran befestigte Schleifsack in den freien Fall. Der Sack konnte in 130 m Tiefe geborgen werden, der Inhalt war jedoch zerstört - es folgte der Rückzug. Bei der nächsten Fahrt am 28.7.1994 gelang es schließlich den Schachtgrund zu erreichen und die Vermessung abzuschließen. Die einzige unerforschte Fortsetzung blieb ein Schlot am Höhlenende.
Basisdaten
Kat.-Nr. 1815/270, Sh 1680 m, L 219 m, H -154 m
Zugang
Siehe auch HKM 3/1994, S. 48 ff. Der Einstieg liegt im Dürrenstein-Osthang. Man erreicht diesen, wenn man den markierten Weg von der Ybbstalerhütte (1344 m) zum Dürrensteingipfel (1878 m) kurz nach der Einmündung des Weges von der Herrenalm in einer Seehöhe von 1820 m ostwärts verläßt. Ein Karrenfeld überquerend gelangt man auf die Bänder, die den Osthang in südliche Richtung abwärts durchziehen. Man folgt diesen bis zu der Stelle, wo sie von einer in Fallinie verlaufenden, steilen, grasigen Rinne unterbrochen werden. Diese Rinne steigt man bis an ihr Ende auf eine Verebnung ab, wo am östlichen Ende zweier sich vereinigender Latschengassen der Einstieg erreicht wird.
Raumbeschreibung
Der beim Einstieg 2,5 m x 1 m messende, 26 m tiefe Schacht öffnet sich flaschenförmig und weist am blockbedeckten Grund einen Durchmesser von 6 m auf. Im oberen Teil befindet sich eine 5 m hohe Naturbrücke, wodurch südlich des Einstiegs noch eine unbefahrbare Tagöffnung ausgebildet ist. In 11 m Tiefe kann in der südlichen Begrenzung des Einstiegsschachtes mäßig schwierig zu zwei Klemmblöcken emporgeklettert werden, hinter denen ein übermannshoher, bis zu 2 m breiter Gang 9 m in Richtung SW zieht. 3 m vor dem verstürzten Ende wird die Strecke durch zwei mächtige, in den Raum ragende Blöcke verengt.
Am Grund des Einstiegsschachtes setzt eine mit einem Rechtsbogen abwärtsführende Strecke an deren Bodenblockwerk teilweise mit einer Sinterschicht überzogen ist. Das Gangstück leitet zunächst in westnordwestliche Richtung und ist durchschnittlich 1 m breit, im Mittelteil - bei einem gut 1 m tiefen Abbruch - senkt sich die Decke bis auf 3 m Raumhöhe ab. Zuletzt führt die hier wieder etwa 10 m hohe Strecke flach in nordöstliche Richtung, wo nach insgesamt 15 m der kleine Sohlencanyon in den eindrucksvollen Hauptschacht abbricht. Links des Canyoneinschnitts ragt die Gangsohle auf einer Strecke von 3 m bei einer Breite von gut 1 m balkonartig in den Schacht hinaus. Der Schacht hat hier annähernd ein sich in Richtung NNO erweiterndes Schlüssellochprofil mit maximal 8 m Länge und 5 m Breite, das vor allem auf das während der Schneeschmelze recht aktive Canyongerinne zurückzuführen ist. An den glatten Schachtwänden ist gut die Bankung des Dachsteinkalkes erkennbar. Der sich nach unten hin etwas erweiternde Schacht weist nach 45 m entlang der östlichen Begrenzung ein halbkreisförmiges, bis 2 m breites Band mit ebener Felssohle auf. Das Schachtprofil erweitert sich hier nierenförmig in Richtung NW. 15 m
tiefer ist im wieder schmäler werdenden Schacht eine weiteres, aber kleineres Band ausgeprägt (Umsteigstelle). Nach weiteren 15 m bietet ein winziger, abschüssiger, stark korrodierter Absatz abermals Stand (Umsteigstelle). 15 m unterhalb dieser Stufe wird der vorläufige Grund des bis hierher 90 m tiefen Abstieges erreicht. Die östliche Schachtwand weist ab dem ersten, halbkreisförmigen Band eine durchschittliche Neigung von 85° auf. 3 m von der Schachtwand entfernt befindet sich neben einem großen Block ein 2 m tiefer, frei kletterbarer Abbruch, der auf eine große Naturbrücke (125 m unter dem Einstieg) mit blanker Felssohle und vereinzeltem Blockwerk führt. Westlich bricht der Schacht erneut geräumig ab, östlich ist ein knapp 5 m tiefer, durch einen Klemmblock verengter Durchschlupf zugänglich (Spit). Man erreicht einen 2 m langen und 1,5 m breiten, ebenen Absatz (Umsteigstelle) von dem der Schacht noch 22 m tief senkrecht zu seinem Grund abbricht. In einem 0,5 m x 2 m messenden Einschnitt befindet sich der tiefste Punkt der Höhle (154 m unter dem Einstieg).
Von hier führt der 2 m bis 3 m breite, blockbedeckte Schachtgrund immer steiler werdend in Richtung WNW aufwärts. Eine aus lose verkitteten Schutt und Blöcken bestehende Steilstufe muß unangenehm überklettert werden. Der hier in gleiche Richtung weiterziehende Gang weist zu Beginn eine Höhe von ca. 10 m auf und leitet über Blockwerk aufwärts, wo er nach 15 m bei einem hängenden Versturz mit starker Tropfwassertätigkeit endet. Die Raumhöhe nimmt kontinuierlich bis auf 1 m ab. Linkerhand ist dem Gang ein sich 13 m weit westwärts erstreckender Raum angeschlossen. Der Schuttboden fällt steil zur südlichen Begrenzung ab, wo grobes Blockwerk lagert. Ein kluftförmiger Gangansatz in der Südwestecke endet nach 2 m. Einzige Fortsetzung bildet ein sehr schwierig zu erkletternder, noch unerforschter Schlot.
Raumcharakter und Sedimente in den tiefen Teilen dürften schon auf dolomitische Einflüsse zurückzuführen sein.
Im Herbst 1993 wurden drei Fledermäuse (Kleine Hufeisennasen?) an der östlichen Schachtwand in ca. 50 m Tiefe beobachtet.
Als Seilverankerungen wurden ausschließlich 8 mm-Spits verwendet.