Titelseite / Übersichtsseite (Home) / Publikationen /


  

Artikel in HKM 11/1996:

Neue Höhlen am Südfuß des Hochkares (Teilgruppe 1814), Stmk.

von Reinhard und Walter Fischer

Vom Hochkargipfel (1808 m) zieht ein Kamm in südsüdwestliche Richtung ins Salzatal hinab. Dieser Kamm wird in der ÖK 50/101-Eisenerz als Wachterriedel bezeichnet. Sein unterster Teil wird von mächtigen Felsbildungen geprägt, die an einer Stelle, ähnlich einer Klippe bis zur Salza hinunterreichen. Bei einer Autofahrt Richtung Wildalpen konnten dort von den Verfassern mehrere Portale gesichtet werden.
Um von der Bundesstraße ans gegenüberliegende Salzaufer zu gelangen, benützt man am besten den Steg beim Anwesen Nachbargauer. Hier hält man sich allerdings nicht nach links in die Wasserlochklamm, sondern verfolgt einen Jagdsteig flußaufwärts. Nach etwa halbstündiger Gehzeit erreicht man jene Stelle, wo der Steig die schon erwähnten Felsklippen unten umgeht (schräg gegenüber ist in der ÖK 50/101 das Marterl "Petrus" mit Kote 540 eingetragen). Vom tiefstgelegenen Punkt des Jagdsteiges, schon nahe dem Wasser, steigt man fünf Höhenmeter zum Fuß der Felsen auf, wo sich die

Salzakammer (1814/54, Sh 550 m, L 8 m, H +2 m) befindet.
Das südschauende Portal ist 1,5 m hoch und 3 m breit. Nach 3 m verjüngt sich die Höhlenstrecke auf 2 m x 1 m, um in eine 4 m lange max. 2,5 m hohe Kammer zu münden, deren Breite und Höhe nach hinten hin abnehmen. In dieser Kammer wurde am 13.4.1996 eine Kl. Hufeisennase angetroffen. Der leicht ansteigende Boden besteht aus sandigen Sedimenten mit vereinzelten kleinen Blöcken.

Steigt man unter den westschauenden Felsen des Grates den steilen Hang auf, vorbei an nicht katasterwürdigen Halbhöhlen unter einem markanten Felsturm, so erreicht man, einen ostwärts liegenden felsigen Rücken umgehend, ein schmales Band, das in leichter Kletterei zum

Klippendurchstieg (1814/55 a, b, Sh 620 m, L 11 m, H 10 m) führt.
Die bei der Trauflinie (a) großräumige, ansteigende Strecke verjüngt sich kontinuierlich auf 2 m x 2 m. Hier befindet sich auch das einzige ebene Plätzchen der Höhle, welches Schuttboden aufweist. Hinter dieser Verengung weiten sich die Dimensionen wieder, allerdings wird der Boden von einer steil nach Süden abfallenden Felsplatte gebildet, die unterhalb der Trauflinie (b) in die ostschauenden Felsen abbricht.

Quert man vom Eingang a ca. 70 m in nordwestliche Richtung, so gelangt man am Fuß von weiteren, nach SSW exponierten Felsbildungen zum

Schrägen Gang (1814/56, Sh 610 m, L 7 m, H +3 m, B 8 m).
Es handelt sich um eine max. 4 m tiefe und an der Trauflinie 3,5 m hohe Halbhöhle mit Sedimentboden, die oberhalb einer Stufe eine balkonartige, schräge Felsplatte aufweist. An der linken Raumbegrenzung setzt ein schrägprofilierter 2 m hoher Gang an, der nach NO leitet.

Den Waldhang weiter nach NW querend, erreicht man ein Schuttkar, das beidseitig von hohen Felswänden begrenzt wird. Am unteren Ende der westlichen Begrenzung kann über schroffiges Gelände zur

Kluftkirche (1814/57, Sh 630 m, L 9 m) aufgestiegen werden.
Das ostschauende Portal ist 5 m breit und 8 m hoch. Die Dimensionen des dahinter liegenden, 9 m langen Höhlenraumes nehmen bis zum Ende auf 1 m x 0,5 m ab (Beobachtung eines Mausohres ? am 13.4.1996). Der ebene Boden wird überwiegend von Sedimenten gebildet.

Am Fuß dieser Felsen steigt man nun aufwärts. Nach 50 Höhenmeter trifft man, 3 m über dem Wandfuß, auf zwei markante Öffnungen in der kompakten Wand. Aufgrund des kuriosen Aussehens erhielt dieses Objekt den Namen

Wandohr (1814/58, Sh 680 m, L 6 m, H +3 m).
Bei der unteren Öffnung handelt es sich um einen 1,5 m breiten, niederen, aufwärtsführenden Schluf, welcher in leichter Kletterei erreichbar ist. Unter derselben Trauflinie 2 m darüber befindet sich die zweite Öffnung (1,5 m x 2 m), die einem überdimensionalen Mäuseohr gleicht. 2 m hinter der Trauflinie besteht eine engräumige, vertikale Verbindung. In der Höhle finden sich Knöpfchensinter und teilweise lehmige Sedimente.

In den gegenüberliegenden Felsbildungen fallen zwei Halbhöhlen auf, die jedoch nicht katasterwürdig sind. Vom Wandohr steigt man weiter auf und erreicht am Fuß der nunmehr südostschauenden Wände die

Plattenhöhle (1814/59, Sh 740 m, L 10 m, H -3 m, B 12 m).
Hinter dem max. 2,5 m hohen Portal verjüngt sich der leicht abfallende Höhlenraum stetig und erreicht nach 7 m Ausmaße von 3 m Breite und max. 1,5 m Höhe. Dahinter steigt die Raumhöhe wieder etwas an. Die Höhlenwände weisen hier eine auffallende, enge Schichtfolge auf. Fliesenähnliche Bruchstücke dieser Schichtplatten bedecken neben anderem Schuttmaterial den Boden. Nahe dem Eingang wird der Boden von Laub und Sedimenten gebildet.

Quert man nun, die Seehöhe beibehaltend, 60 m zu den gegenüberliegenden, nach ONO exponierten Felsbildungen, so stößt man dort auf das

Laubloch (1814/60, Sh 740 m, L 7 m, H +2 m).
Der 5 m breite und 2,5 m hohe Eingang leitet in einen niederen, 2 m breiten Gang, der an einergegen Westen einfallenden Felsplatte endet. Auffallend sind mehrere große Blöcke nahe der südlichen Raumbegrenzung sowie ein "Laubberg" im hinteren Bereich.

Das Schuttkar wird im Norden von hohen, plattigen Felswänden abgeschlossen. Im östlichen Teil werden diese von einer markanten Störung durchzogen. Am Südfuß, nahe dieser Störung befindet sich der

Quelldurchstieg (1814/61 a, b, Sh 780 m, L 10 m, H 3 m).
Durch den 2 m x 2 m messenden, westschauenden Eingang a gelangt man in einen von Blockwerk geprägten, max. 2 m hohen Raum. Aus einer Spalte in der nördlichen Begrenzung plätscherte am Tag der Vermessung (20.4.1996) ein kleines Gerinne, das aber sofort im Bodenschutt versickerte. Ostwärts ist noch eine niedere Kammer angelagert. In südliche Richtung über Blockwerk aufsteigend, wird der kluftgebundende Einstieg b erreicht.

Südöstlich des Quelldurchstieges ist es möglich, steil aber unschwierig über eine bewaldete Stelle der sonst felsigen, rechten Karbegrenzung auf einen Kamm zu gelangen, in dessen sehr steiler Ostseite am Fuß von Felsbildungen das

Bergmilchversteck (1814/62, Sh 800 m, L 14 m, H +5 m) liegt.
Der steil nach Süden abfallende, max. 1,5 m hohe und 3 m breite Eingang wird fast vollständig von einem umgestürzten Baum verdeckt. Kurz hinter dem Eingang befindet sich ein 5 m langer, bis 5,5 m hoher Raum mit Blockboden. Im Deckenbereich der nördlichen Begrenzung fällt durch einen unschliefbaren Spalt Tageslicht ein. In der NW-Ecke des Raumes setzt ein steil aufwärtsführender Kriechgang an, der in eine Kammer mit Bergmilchauskleidung mündet. Hier wurde am 20.4.1996 eine Kl. Hufeisennase angetroffen.

Steigt man den sehr steilen Waldhang, sich in östliche Richtung haltend ab, befindet man sich in einem eindrucksvollen Felskessel. In den am Ostrand abwärtsziehenden Felsen erblickt man mehrere Nischen, von denen sich die unterste zu einer katasterwürdigen Halbhöhle weitet. Es handelt sich um die

Wurzelhalbhöhle (1814/63, Sh 770 m, L 9 m, H +4 m, B 8 m).
Der bis 3 m hohe, 4 m tiefe, im Grundriß halbkreisförmige Halbhöhlenraum besitzt eine über eine steile Felsplatte zugängliche, durchschnittlich 1 m hohe, ansteigende Fortsetzung. Der aus erdigen Sedimenten bestehende, ebene Boden des Raumes ist von zahlreichen Wurzeln durchzogen.

Entlang der immer niedriger werdenden Felsen steigt man weiter nach Süden ab und trifft in deren Endbereich unvermittelt auf die südschauende

Gemsenhalbhöhle (1814/64, Sh 730 m, L 13 m, H 5 m, B 16 m).
Diese Halbhöhle weist einen rechteckigen Grundriß auf, wobei die maximale Tiefenerstreckung 8,5 m beträgt. Die Raumhöhe bleibt relativ konstant bei 1,5 bis 2 m. Der schuttbedeckte Boden steigt leicht an. In der westlichen Begrenzung setzt noch ein 4 m langer Kriechgang an. Auffallend sind ausgedehnte Knöpfchensinterbildungen an der Höhlendecke.

Etwas unterhalb ist es möglich, den felsigen Rücken ostwärts zu übersteigen und aufwärts in einen weiteren Felskessel zu gelangen. Auch hier sind wieder mehrere Portale augenfällig, welche aber allesamt keine katasterwürdige Höhle beherbergen. Man hält sich weiter Richtung Osten und erreicht einen Rücken, in dem ein gewaltiger Felspfeiler fußt (auch hier ein kleines Höhlchen). Hierher gelangt man jedoch wesentlich einfacher, wenn man den oben beschriebenen Steig nach passieren der Felsklippe noch ca. 400 m weit verfolgt und erst dann den steilen Waldhang 180 Höhenmeter aufsteigt. Am NNO-Fuß des Pfeilers steigt man weitere 140 Höhenmeter auf und befindet sich am Fuß von sperrenden, nordostschauenden Felsen. In diesen Ausläufern des Wachterriedels erblickt man das 6 m hohe und 4 m breite Portal der

Wachterriedelhöhle (1814/65, Sh 880 m, L 65 m, H +26 m).
Die Höhle verläuft geradlinig nach SW, besitzt im hinteren Teil mehrere Überlagerungen und weist eine maximale Horizontalerstreckung von 33 m auf.

Plan 1814/65

Hinter dem Eingang betritt man einen durchschnittlich 3 m hohen und bis zu 7 m breiten Gang, der ansteigend nach 24 m zu einer 1 m hohen Blockstufe führt, bei der die Dimensionen nur noch 2 m x 2 m betragen. An der rechten Raumbegrenzung lehnt hier eine Art Holzgatter, das möglicherweise dazu gedient haben mag, das weitere Vordringen in die Höhle zu verwehren. Am Boden wurden von den Verfassern die Reste von mindestens fünf Tagpfauenaugen aufgesammelt. Linkerhand ist zwischen großen Versturzblöcken eine niedere Kammer angeschlossen, die reichen Knöpfchensinterschmuck aufweist. Der Gang führt über kleine Stufen weiter aufwärts und nach 4 m wird eine 2 m hohe Kletterstelle erreicht. Hier wurde am 10.5.96 eine Kl. Hufeisennase beobachtet. Oberhalb setzt einerseits in südwestliche Richtung ein kurzer, sehr steil ansteigender Schluf an und andererseits in Gegenrichtung eine von Versturzvorgängen geprägte Strecke, die als Überlagerung über mehrere Blockstufen in eine kleine Kammer mit ebenem Boden aufwärts leitet. Von hier erstreckt sich ein 6 m langer, 4 m breiter und 3 m hoher Raum mit steil ansteigendem Boden wieder nach SW. Ein 4 m hoher, engräumiger Schlot führt noch in eine kurze Kriechstrecke.

Die Felsen, in denen sich die Wachterriedelhöhle befindet nördlich umgehend, erreicht man schließlich in einer Seehöhe von 990 m die Kammlinie des Wachterriedels. An der SO-Spitze gelangt man durch leichte Kletterei zu weiteren Felsbildungen hinunter. In einer niederen, westschauenden Felsformation stößt man auf den

Pemmerlgang (1814/66, Sh 910 m, L 9 m, H +3 m).
Es handelt sich um einen 1 bis 1,5 m breiten Kriechgang, der sich 9 m nach NO erstreckt und am Ende eine kleine Raumerweiterung aufweist. Der ebene Boden besteht aus Sedimenten, Wildlosung und vereinzelten kleinen Blöcken. Der Höhenunterschied ergibt sich durch eine kleine Felsstufe beim Eingang.

Will man auch zur letzten der hier beschriebenen Höhlen gelangen, so steigt man am besten vom schon erwähnten Jagdsteig ca. 500 m vor erreichen der Felsklippe den steilen Waldhang 260 Höhenmeter auf und trifft so etwas westlich von mächtigen Felswänden auf die am Fuß einer kleineren Felsformation liegende

Abseitshalbhöhle (1814/67, Sh 800 m, L 6 m, H +2 m, B 7 m).
Die Raumhöhe beträgt an der Trauflinie 3,5 m. Höhe und Breite nehmen kontinuierlich ab und betragen beim Höhlenende 2 m bzw. 1,5 m. 2 m davor lagern zwei große Blöcke. Der Boden besteht überwiegend aus Sedimenten nur hinter den Blöcken aus Schuttmaterial.

Die Vermessung der Höhlen durch die Verfasser erfolgte am 13.4.1996, am 20.4.1996 und am 10.5.1996.


Bild links: Die beiden Öffnungen vom Wandohr (1814/58)
Foto: W. Fischer am 20.4.1996

Bild rechts: Der Eingang der Wachterriedelhöhle (1814/65)
Foto: R. Fischer am 10.5.1996


zum Seitenanfang