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Artikel in HKM 11-12/2016:
Die Livia-Anna-Höhle im Gipfelbereich des Hochkars (Teilgruppe 1814)
von Reinhard und Walter Fischer
Einleitung: Bereits vor Jahren haben wir am Orthofoto ein höhlenverdächtiges Gebiet im Gipfelbereich des Hochkars ausgemacht. Die Begehung des Geländes ist auf unserer Prioritätenliste allerdings weit hinten gelandet. Dies änderte sich, als wir im Jänner 2016 von Alexander Putz den Hinweis bekamen, dass er im betreffenden Gebiet vom Gleitschirm aus einen großen Schachteinstieg entdeckt hätte. Im Juni erhielten wir Fotos und Bericht von seiner ersten Erkundungstour gemeinsam mit seinem Bruder Andreas, und da hatten wir das Objekt plötzlich wieder ganz vorne gereiht.
Wir brechen an einem nebelverhangenen Samstag im August Richtung Hochkar auf. Der erste Rückschlag kommt von den Seilbahnen, die den Lift wegen Nebel und Wind nicht aufsperren wollen - also dann halt zu Fuß. Im nebeligen Gipfelbereich leisten wir uns einen groben Verhauer beim Zustieg, der uns für 1,5 Stunden den wildesten Latschenritt inklusive notgedrungenem dreimaligen Abseilen im felsdurchsetzten Steilgelände beschert.
Schließlich kommen wir völlig durchnässt doch noch zum eindrucksvollen Einstieg. Die nach der Tochter des Entdeckers benannte Livia-Anna-Höhle ist schnell erforscht und vermessen.
Den Rückweg - vorbei am Kammdurchschlupf (1814/19) und über den Gipfel - erwischen wir besser und ganz zuletzt sind am Horizont sogar ein paar Sonnenstrahlen zu erahnen.
Livia-Anna-Höhle (1814/108)
Basisdaten: L 33 m, H -17 m, HE 18 m, Sh 1690 m, ÖK101.
Lage: Etwa 300 m WNW des Hochkargipfels (1808 m), in der steilen Nordflanke des westwärts ziehenden Grates.
Zustieg: Der Zugang erfolgt vom oberen Parkplatz der Hochkarlifte (1479 m), erreichbar über die Hochkar-Alpenstraße, die bei Lassing südwestlich von Göstling an der Ybbs von der Landesstraße B25 (Erlauftal Straße) abzweigt. Vom Hochkargipfel, den man auf einem der markierten Wanderwege erreicht (Gehzeit gut 1 Stunde vom Parkplatz bzw. 10 Minuten von der Bergstation des Sesselliftes), wendet man sich auf Steigspuren entlang des Grates nach Westen. Nach 250 m trifft man auf eine kleine Kuppe mit einem Vermessungszeichen. Achtung: Hier keinesfalls dem einladenden Steig Richtung SW folgen; dieser verliert sich in der latschenüberwucherten, felsdurchsetzten Südflanke. Statt dessen geht man durch eine steile, unscheinbare Latschengasse in nördliche Richtung abwärts. In der Folge zieht der Steig knapp nördlich des Grates mit einigen kleinen Kletterstellen weiter steil Richtung NW abwärts. In einer Seehöhe von 1680 m trifft man auf einen ostwärts abzweigenden Steig (Wildwechsel?), der die Nordflanke in östliche Richtung quert. Nach ca. 120 m kommt man hier zu einem direkt oberhalb des Steiges gelegenen, latschenbewachsenen Absatz mit dem Einstieg. Die Höhle ist weitgehend latschenfrei zuletzt durch kurze ansteigende Querung von der Ostseite her erreichbar.
Beschreibung: Der Schacht misst beim Einstieg etwa 13 m mal 6 m und verjüngt sich auf 7 m mal 4,5 m in 6 m Tiefe. An der Ostseite leitet eine Steilstrecke mit Humus- und Schuttboden bis in 5 m Tiefe zu einem kleinen Absatz (8 mm Spit). Senkrecht bzw. frei hängend wird abseilend nach weiteren 11 m der Schachtgrund oder ein je nach Jahreszeit bis zu mehrere Meter hoher Schneekegel erreicht. Der Schachtraum am Grund verläuft quer zum Einstieg und ist bis 10 m mal 15 m groß, die Höhe im überdeckten Bereich beträgt maximal 6 m. Der Boden um den zentralen Schneekegel besteht aus trichterförmig steil ansteigenden, labilen Block- und Schuttmassen. An der NO-Ecke oberhalb dieser Halde setzt ein anfangs 3 m breites und ebenso hohes Gangstück an, das nach knapp 6 m in einer Nische mit Bruchschutt endet. An der südöstlichen Begrenzung des hier niedriger werdenden und einen ebenen Boden aufweisenden Schachtraumes befindet sich in einem verblockten Schlufansatz der tiefste Punkt der Höhle.
Erforschung und Vermessung: Um den Jahreswechsel 2015/2016 entdeckte Alexander Putz den Einstieg während eines Gleitschirmfluges aus der Luft. Im Juni 2016 führte er gemeinsam mit seinem Bruder Andreas die erste Erkundung der Höhle durch.
Die Vermessung erfolgte am 6.8.2016 durch Reinhard und Walter Fischer.
Danksagung: Herzlichen Dank an die Brüder Alexander und Andreas Putz, die uns aufs Neue mit Informationen zu einer bislang unbekannten Höhle versorgt haben!