Titelseite / Übersichtsseite (Home) / Publikationen /


  

Artikel in HKM 9-10/2010:

Zwei Kleinhöhlen am Admonter Kalbling (Teilgruppe 1711)

von Reinhard Fischer

Bei einer Fahrt im Jahr 2009 zum Plattenschrofenschacht (1711/53, siehe HKM 11-12/2009) wurde vom Verfasser östlich desselben ein weiteres Portal gesichtet, jedoch nicht näher untersucht. Weiters gab es da noch einen kleinen Schachteinstieg unweit des markierten Weges auf den Kalbling-Gipfel, welcher schon seit Jahren einer Erforschung harrte. Außerdem stand noch eine Schibefahrung des "Eislochs", eine Steilrinne unterhalb der Kalbling-Westwand, auf dem Programm, was sich ja vielleicht gut kombinieren ließe.
So ergab es sich, dass man diese beiden Objekte als Jahresauftakt 2010 im Gesäuse auswählte. Mit von der Partie waren neben dem Verfasser Peter Kalsner und Mathias Hammer.

Man verfolgt den markierten Weg von der Oberst-Klinke-Hütte (1486 m in ÖK50/99) auf den Kalblinggipfel bis zu jener Stelle, wo dieser in 1800 m Seehöhe seinen östlichsten Punkt erreicht. Von hier hält man sich weglos in Richtung NO aufwärts, überquert einen Graben, welcher zum Einstieg der Kletterroute "Gamspfeiler" emporzieht und im Frühjahr lange Zeit ein Schneefeld beherbergt, und erreicht schließlich die an den steilen Grashang anschließenden Felsschrofen. Östlich eines etwas vorspringenden Wandls trifft man auf ein sich ebenfalls lange Zeit haltendes, großes Schneefeld, welches man östlich ansteigend quert und zuletzt einen kleinen Wiesensattel erreicht. In den Felsen oberhalb befindet sich der Plattenschrofenschacht. Auf der anderen Seite des Sattels quert man den steilen, felsdurchsetzten Grashang weiter nach Osten, bis man nach ca. 30 m unterhalb des mächtigen, am Wandfuß senkrechter Felsen befindlichen Portals steht. Rund 10 Hm in Falllinie ansteigend, erreicht man schließlich den halbhöhlenartigen Vorplatz der Höhle, welche aufgrund eines gut genährten, pelzigen Bewohners als

Mausloch (1711/54, L 20 m, H +9 m, HE 12 m, Sh 1900 m) bezeichnet wurde.
Der nur im hintersten Bereich halbwegs ebene, nach Süden exponierte Halbhöhlenraum ist etwa 9 m breit, bis 8 m hoch und 6 m tief. Markant ist ein Felsvorbau, der sich steil abfallend von der Decke an der westlichen Begrenzung in den Raum hineinzieht. Im Nordosteck setzt entlang einer raumbestimmenden Kluft einerseits ein 7 m langer Gang an, dessen Raumhöhe von 1 m beim Ansatz bis auf über 3 m beim Ende ansteigt. Der ebene Boden besteht aus Schutt und lehmigen Sedimenten - am Vermessungstag (8.5.2010) musste eine beinahe profilfüllende Eisfigur etwas mühsam überkrochen werden. Andererseits ist in 4 m Höhe in derselben Kluft eine Überlagerung ausgebildet, die bis 9 m Höhe eingesehen aber nicht erklettert werden konnte.

Verfolgt man den markierten Wanderweg auf den Kalbling-Gipfel weiter bis in die grasige NW-Flanke und verlässt ihn in einer Seehöhe von ca. 2035 m rechterhand, so stößt man nur 20 m oberhalb auf das sogenannte

Wegloch (1711/55, L 22 m, H -10 m, HE 11 m, Sh 2040 m).
In einer annähernd kreisrunden Einsenkung mit etwas über 2 m Durchmesser setzt mit einer kleinen Stufe nördlich eine steil abwärts führende Strecke an. Der Abstieg wird durch einen großen Block zusätzlich verengt. Man befindet sich nach kurzem Abstieg am Südende eines rund 8 m hohen, ebenso langen und bis 5 m breiten Höhlenraums, zu dessen schuttbedecktem Grund schwierig abgeklettert werden kann (Seilhilfe empfehlenswert). Rechterhand (östlich) ist eine schlotartige Erweiterung angeschlossen. In der nördlichen Raumbegrenzung endet ein Gangansatz bald an einem Hängeversturz. In der Höhle fanden sich einige alte Dosen, eine Haube und sonstiger Unrat, was bei der Nähe zum Weg nicht sonderlich verwunderte.

Nach erfolgter Vermessung wurde schließlich bei Schneeregen noch die Schiabfahrt in Angriff genommen, wobei die mitgetragenen Kurzschi zum Einsatz kamen. Der schneearme Winter brachte es mit sich, dass bereits mehrere Unterbrecherstellen in teils unangenehmer Schrofenkletterei zu überwinden waren. Nach einer Nächtigung im Gasthof Kölbl, standen am nächsten Tag Forschungen in der Bockleiten-Schachthöhle (1713/17) bei der Stadlalm am Programm.


Portal des Mauslochs (1711/54), Foto: P. Kalsner am 8.5.2010


Eisfigur im Mausloch (1711/54), Foto: R. Fischer am 8.5.2010


Einstieg des Weglochs (1711/55), Foto: P. Kalsner am 8.5.2010


zum Seitenanfang